Berlin. Die Schauspielerin Uschi Glas wurde einst mit Komödien und Paukerfilmen zum Liebling der Nation. Am Samstag wird sie 75 Jahre alt.

Darf man Frauen „Schätzchen“ nennen? Vorsicht, es könnte sein, dass sie einem im Gegenzug schnell den Kaffee aufs Hemd schütten. Von Uschi Glas ist eine solche Geste nicht bekannt. Die Schauspielerin, die 1968 mit dem Film „Zur Sache, Schätzchen“ von jetzt auf gleich zum Star wurde, hat den Kosenamen als Markenzeichen angenommen.

Ob ihr klar war, dass über eine Frau, die man „Schätzchen“ nennt, auch so geredet wird? So einer Frau stellt man ungeniert Fragen nach ihrem Äußeren, die sich wie Angriffe anhören: „Nehmen Sie Botox?“ oder „Wie oft haben Sie sich schon liften lassen?“

Uschi Glas, die am Samstag 75 Jahre alt wird, hat diese Vorwürfe immer abgewehrt. Heute drückt sie das so aus: „Ich empfinde es als großes Glück, dass ich älter werden darf, dass ich gesund bin, dass ich fähig bin zu arbeiten, zu denken und mich zu bewegen.“ Klingt bodenständig – so ist sie auch groß geworden.

1968 gelang Glas der Durchbruch

Glas wuchs in Landau an der Isar als jüngstes von vier Geschwistern in einfachen Verhältnissen auf. Der Vater Christian arbeitete bei einem Autohersteller. Sie ging zur Realschule und wurde zunächst Buchhalterin in Dingolfing. Doch das reichte ihr nicht. Sie lechzte nach der Schickeria, also arbeitete sie in München in der Promi-Kanzlei von Rolf Bossi. Und sie wollte zum Film.

Mit „Zur Sache, Schätzchen“ gelang Uschi Glas, hier in der Rolle der Barbara mit Rainer Basedow als Polizist, der Durchbruch.
Mit „Zur Sache, Schätzchen“ gelang Uschi Glas, hier in der Rolle der Barbara mit Rainer Basedow als Polizist, der Durchbruch. © imago/United Archives | imago stock&people

Als sie 1965 auf einer Premierenfeier den Produzenten Horst Wendtland traf, hatte sie ihre erste Rolle in der Tasche: in „Der unheimliche Mönch“. 1966 war sie „das Halbblut Apanatschi“. Und dann, 1968, ging es „Zur Sache, Schätzchen“, in einer höchst erfolgreichen, durchaus frivolen Komödie, die Begriffe wie „fummeln“ und „Dumpfbacke“ gesellschaftsfähig machte. „Es war eine wilde Zeit. Wir haben ganze Nächte durchdiskutiert“, sagte sie in einem Interview.

Als 73-Jährige wurde sie zum neuen Fan-Liebling der jungen Generation

Der Film war Aufbruch und Ausbruch zugleich. „Mit den 1968ern ist die Frauenbewegung entstanden. Dass die Frau nicht nur Hausfrau, Mutter und Erzieherin der Kinder ist, sondern selbstbestimmt ist und arbeiten geht, war damals noch ziemlich neu.“ Und ganz das Gegenteil von dem, was sie erlebt hatte, im tiefsten Niederbayern.

Als „hübsches Mädel heiratest du jung, dein Mann geht arbeiten, und das war’s dann“. Sie aber wurde im Genre des Paukerfilms zum Liebling der Jugend: „Die Lümmel von der ersten Bank“ – Theo Lingen, Peter Alexander, Hansi Kraus und sie als Fräulein Nietnagel.

Dass sie mit einem Schulfilm einmal für Schlagzeilen sorgen sollte, hätte sie nicht gedacht. Und dann kam mit 73 Jahren „Fack ju Göhte“. Sie als ausgebrannte Lehrerin Leimbach-Knorr – und plötzlich hätten sogar junge Leute sie um ein Selfie gebeten.

Privat hakte es

Die Mutter von drei Kindern war jahrzehntelang bestens im Geschäft, spielte in Sokos, bei Pilcher, war die toughe Bio-Unternehmerin im „Winzerkrieg“ . Nur privat hakte es: Sohn Ben Tewaag machte ihr mit Alkohol- und Drogenexzessen Sorgen. Auch dass ihr erster Ehemann, der Filmproduzent „Bernie“ Tewaag, sie nach 20 Ehrenjahren mit einer jüngeren Frau betrogen hatte, war hart.

Heute zeigt sie sich auf den vielen roten Teppichen lächelnd mit dem Unternehmensberater Dieter Hermann, den sie 2005 geheiratet hat. Vieles, was war, blendet sie aus. Wie die Sache mit ihrer Hautcreme, der die Stiftung Warentest die Note „mangelhaft“ verpasste. Für Glas kein Thema mehr: „Ich bin niemand, der zurückschaut. Das halte ich für vergeudete Zeit.“