Essen . Ein Mann stürzt vom Balkon und stirbt. „Ein starkes Team“ ermittelt. Ein interessantes Thema, aber leider unglaubwürdig umgesetzt.

Düstere Jungs in Kapuzenpullis prügeln sich vor einem grauen Plattenbau – das lässt nichts Gutes ahnen. Und auch der Typ in Jogginghose, der in seinem seelenlosen Wohnzimmer alten Kaffee trinkt, strahlt nicht wirklich Vertrauen aus.

Dass er dann schon alsbald als Leiche vor dem Betonsilo liegt, setzt die Kriminalmaschinerie in Gang: viele Verhöre, viele Routinen. Wie es eben so ist bei der Polizei, wohl jedenfalls im Kopf des Drehbuchautors (Jürgen Pomorin, der unter seinem Autorenpseudonym Leo P. Ard schreibt).

Um Realitätsnähe bemüht also schleppen sich Kommissar Garber (Florian Martens) und seine Kollegin Linett Wachow (Stefanie Stappenbeck) professionell gelangweilt zum Tatort. „Entweder der Mann ist gestoßen worden oder er ist in Panik gesprungen“ – sagt Kommissarin Wachow irgendwann mit bedeutungsvollem Blick.

Ein Dialog, bei dem sich die echte Polizei ein bisschen hopsgenommen fühlen könnte. Überhaupt ist das, was „Ein starkes Team“ dieses Mal bietet, sehr häufig dazu angetan, der Polizei nicht allzu viel zuzutrauen. Denn eigentlich geht alles schief.

Im Hochhaus wimmelt es vor Ganoven

Die beiden Berliner Polizisten verdächtigen ständig die Falschen. Gut, sie können ja auch durcheinanderkommen, schließlich wimmelt es in dem Hochhaus nur so von Ganoven. Schön, dass der junge Herr Borgward (Florian Lukas) nur Gutes im Schilde führt: Der Kümmerer, der alten Menschen behilflich ist, warnt jedenfalls die Polizisten vor einem Enkeltrickbetrüger, der – welch Zufall – genau in diesem Hochhaus sein Unwesen treibt.

Die Schauspieler Matthi Faust (l-r), Stefanie Stappenbeck und Florian Martens bei Dreharbeiten zu
Die Schauspieler Matthi Faust (l-r), Stefanie Stappenbeck und Florian Martens bei Dreharbeiten zu "Ein starkes Team" in Berlin. © dpa | Jörg Carstensen

Herrlich, wie Barbara Schöne eine dieser betroffenen alten Damen spielt. Etwas verwirrt, etwas verschroben – und sehr einsam ist diese Frau, die die Welt nur noch aus dem Fernsehen kennt.

Dass die Mordkommission jetzt auch in Sachen Betrug ermittelt? Seltsam, aber sei’s drum. Nur blöd, dass sie auch hier wieder patzt. Hochgerüstet überwacht sie die Geldübergabe – und vermasselt es wieder auf dusseligste Art. Irgendwie haben die Kommissare vor lauter Übeltätern den Überblick verloren: Selbst die junge Bewohnerin (Marleen Lohse), die immer so hilfsbereit ist, raubt zwanghaft Leute aus.

Mehr Humor wäre gut gewesen

Mit etwas Humor hätte das Wirrwarr noch unterhaltsam sein können. Doch Kommissar Garber, bekannt für seine trockenen Sprüche, wirkt seltsam unkomisch. Wie soll er auch witzig sein, wenn ihm Kollegin Wachow mit schwerer Stimme solche Fragen stellt: „Hast du eigentlich Freunde?“ Stefanie Stappenbeck, die vor drei Jahren der großartigen Maja Maranow nachfolgte, ist eine überaus beliebte Schauspielerin. Im Duo mit Otto aber bleibt sie zu blass.

Ein kleiner Trost: Sputnik (Jaecki Schwarz), dieser Ex-Polizist, der immer wieder neue Jobs annimmt, punktet als personifizierter Running Gag. Dieses Mal verkauft er Herrenkleidung und stattet Dienststellenleiter Reddemann (Arnfried Lerche) mit Sakkos aus. Der nämlich macht mit beim Wettbewerb zum bestgekleideten Polizisten mit. Hat nichts mit dem Fall zu tun – glücklicherweise!

Fazit: Interessantes Thema, allerdings unglaubwürdig umgesetzt. Aber das Schlimmste: Dem Duo Garber und Wachow fehlt leider der Esprit.

ZDF, Samstag, 5.1.2019, 20.15 Uhr