Essen. Vorsicht am Telefon: Betrüger rufen als vermeintliche Polizeibeamte an, um dann auszubaldowern, ob Vermögen im Haus versteckt wird.

Ein Wohnhaus im niederrheinischen Xanten, an einem Abend der letzten Woche. Bei einem 71-jährigen Geschäftsmann klingelt kurz vor 21 Uhr das Telefon. Auf dem Display erscheint die Xantener Vorwahl 02801 und dann – einer ersten Erinnerung nach – die 110. Das ist die Notrufnummer der Polizei. Die meldet sich dann vermeintlich auch.

Vermeintlicher Polizeibeamte fragt Angerufene aus

Die Polizeidienstelle in Xanten sei hier, hört der ältere Herr eine akzentfreie Stimme am anderen Leitungsende. Man habe von Kollegen in Norddeutschland eine wichtige Information erhalten. Name und Adresse des Angerufenen seien im Notizbuch einer aufgeflogenen Einbrecherbande gefunden worden mit der Anmerkung: „Tresor und/oder Bargeld“. Man wolle der Sache nachgehen. „Sind denn Tresor oder größere Bargeldbestände im Haus vorhanden?“

Der Geschäftsmann hält den Anrufer für einen echten Polizisten. Er schildert ihm gutgläubig: Nein, Weder Bargeld noch ein Tresor seien im Haus. Und dieses sei ja auch im Außenbereich mit Kameras gesichert. Man verabschiedet sich. So geht das Gespräch zu Ende.

Natürlich hat die Xantener Polizei nicht bei dem älteren Herrn angerufen, wie dessen Sohn, ein Rechtsanwalt, wenig später auf der Dienststelle erfährt. Der Vorfall in Xanten ist auch nur der jüngste in einer ganzen Reihe einer spektakulären Masche von Kriminellen , die sie sehr variantenreich anwenden.

Die Masche hat System – Bundesweit tätigen Kriminelle Anrufe

Ob in Wolfsburg oder Braunschweig, Ingolstadt, München, im Saarland oder in Viersen in NRW: Überall haben die Anrufer mit dem Trick versucht, Angerufenen Informationen über das griffbereite Vermögen zu entlocken. Teils, um „Werthaltigkeit“ und Risiko eines geplanten Einbruchs abzuschätzen, teils auch , um bei einem erbetenen „Hausbesuch“ an Bargeld zu kommen.

Die „Welle von betrügerischen Anrufen“ hat das Bundeskriminalamt (BKA) alarmiert. Denn auch dessen Nummer ist auf Displays simuliert worden. Die BKA-Experten sprechen von einer „technischen Manipulation“ und einer speziellen Software, die Polizei-Nummern imitiert. Dabei rufen echte Polizeibeamte oft mit einer Rufnummerunterdrückung an.

Ältere Menschen werden gezielt als Opfer ausgesucht

In Medebach im Sauerland ist es zum Höhepunkt der Trickserei gekommen. Der vermeintliche Polizeianrufer ließ sich im Gespräch mit einer älteren Frau immer wieder von Funkgesprächen im Hintergrund unterbrechen. Die echte Polizei im Hochsauerlandkreis hält das schon für eine „neue Qualität“ der Frechheit.

„Die Täter wenden sich gezielt an ältere Menschen“, warnt das Bundeskriminalamt , „um deren Vertrauen und Gutgläubigkeit in staatliche Institutionen auszunutzen“ und – im Fall der vermeintlichen BKA-Anrufe – so an „Kontozugangsdaten, Bargeld und andere Wertgegenstände“ zu gelangen. Ein Anruf nach dem Anruf – diesmal bei der echten örtlichen Polizei – kläre vieles, empfiehlt das BKA.

Dieser Text erschien zuerst auf derwesten.de.