Bad Lauterberg. Polizeikommissariat Bad Lauterberg zieht für den Südharz insgesamt eine positive Bilanz für 2022. Welche Straftaten zurückgingen, wovon es mehr gab.

Das Polizeikommissariat Bad Lauterberg hat im Jahr 2022 insgesamt 1.193 Straftaten verzeichnet. Das sind genauso viele wie im Vorjahr. „Damit ist der Abwärtstrend der vergangenen Jahre nicht unterbrochen“, sagt Guido Schwarze, Erster Polizeihauptkommissar und Leiter des Polizeikommissariats Bad Lauterberg.

Das unterscheidet sich von der landesweiten Entwicklung und von der im Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariats Osterode. Die Osteroder Polizei stellte in ihrer Jahresbilanz fest, dass die Gesamtzahl der Straftaten wieder auf dem Niveau wie vor der Corona-Pandemie liegt. Zum Vergleich: Im Jahr 2019, als es noch keine Corona-Regeln gab, lag die Anzahl der Straftaten in Bad Lauterberg, Bad Sachsa und Walkenried bei insgesamt 1.235 Fällen.

Es gab im vergangenen Jahr laut Polizei weder ein Tötungsdelikt noch einen tödlichen Verkehrsunfall. Die 1.193 verzeichneten Straftaten im vergangenen Jahr teilen sich wie folgt auf die drei Kommunen auf, die die Bad Lauterberger Polizei betreut – in Klammern stehen die Vorjahreszahlen: 688 (707) Fälle in Bad Lauterberg, 307 (300) Fälle in Bad Sachsa und 198 (186) Fälle in Walkenried.

Die Aufklärungsquote

Für Bad Lauterberg liegt die Aufklärungsquote bei 71,22 Prozent, für Bad Sachsa bei 68,08 Prozent und für Walkenried bei 72,22 Prozent. Insgesamt ist die Aufklärungsquote im Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariats Bad Lauterberg im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent gesunken. „Das entspricht dem landesweiten Trend“, sagt Schwarze. Mit 70,58 Prozent sei sie weiterhin auf einem hohen Niveau und toppt die des benachbarten Polizeikommissariats Osterode mit 68,5 Prozent und auch den landesweiten Durchschnitt, der bei 61,73 Prozent liegt. Schwarze sieht einen Grund für die hohe Aufklärungsquote in der engen Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern: „Durch Hinweise aus der Bevölkerung kann man einen zunächst unbekannten Täter dann doch noch finden.“

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung

38 Straftaten richteten sich gegen die sexuelle Selbstbestimmung – das sind fünf weniger als im Vorjahr. Hierunter fallen sechs Missbrauchsfälle von Kindern. Bei einem Großteil der Taten handelt es sich laut Polizei um den Besitz und die Verbreitung von Kinder- und Jugendpornografie. Da verzeichnete die Bad Lauterberger Polizei eigenen Angaben zufolge 19 Fälle, nämlich 14 mal Kinderpornografie und fünf Mal Jugendpornografie. Bis in einem Fall konnten diese Taten aufgeklärt werden, so die Polizei.

Solche Vorfälle beschäftigen die Beamten und Beamtinnen täglich, sagt Schwarze. Oftmals handele es sich um unbedachtes Verhalten, zum Beispiel wenn Kinder und Jugendlich selbst entsprechende Fotos oder Videos per Whatsapp weiterleiten. Dabei fallen laut Statistik insbesondere die 14- bis 18-Jährigen auf – also das Alter, wenn die Kommunikation über Smartphones unter den Heranwachsenden zunimmt. Die Polizei will weiter auf Aufklärungsarbeit setzen, um junge Menschen darüber aufzuklären und dafür zu sensibilisieren, was Kinder- und Jugendpornografie ist und dass man solch ein Material weder weiterleiten noch besitzen darf.

Kinder- und Jugendkriminalität

Unter den 656 Tatverdächtigen, die das Polizeikommissariat Bad Lauterberg im vergangenen Jahr ermittelte, im Vorjahr waren es 702, befanden sich 26 Tatverdächtige im Alter bis 14 Jahren – das entspricht vier Prozent und einem Anstieg von 14 verdächtigten Kindern im Vergleich zum Vorjahr. 49 Tatverdächtige waren zwischen 14 und 18 Jahre alt – das entspricht 7,5 Prozent. Im Vorjahr waren das 33. Die 18- bis 21-jährigen Tatverdächtigen machen sechs Prozent des Gesamtanteils aus. Das entspricht 39 im Vergleich zu 54 im Vorjahr.

Damit ist der Gesamtanteil jugendlicher Tatverdächtiger im Vergleich zum Vorjahr gesunken, so die Polizei. Ein Entwicklungstrend sei aber nicht erkennbar. Im Wesentlichen handele es sich in der Altersgruppe Kinder und Jugendliche um Sachbeschädigungen und Körperverletzungsdelikte. Bei den Heranwachsenden spielten auch Betrugsdelikte und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz eine Rolle.

Auch Rohheitsdelikte wie zum Beispiel Mobbing werden immer wieder zur Anzeige gebracht. Polizeihauptkommissar Michael Besoke beobachtet, dass neben den Eltern häufig auch Lehrerinnen und Lehrer auf solche Fälle hinweisen. Zudem finde das Mobbing zunehmend über Smartphones statt. „Ein Großteil der jungen Leute hat irgendwann Kontakt mit der Polizei und lernt daraus“, bemerkt Schwarze.

Bei den Rohheitsdelikten verzeichnet die Polizei Bad Lauterberg einen Rückgang. Im Jahr 2022 wurden 236 Rohheitsdelikte im Vergleich zu 269 im Vorjahr aufgenommen. Die Aufklärungsquote in diesem Bereich liegt bei 97 Prozent. Das liegt Schwarze zufolge daran, dass sowohl Täter als auch Opfer meistens noch vor Ort sind, wenn die Polizei eintrifft. Den Schwerpunkt bilden hier Körperverletzungen mit einer Gesamtzahl von 142 – im Vorjahr waren es 164. Die gefährlichen und schweren Körperverletzungen sind von 37 auf 33 gesunken und die einfachen von 114 auf 97. Auch Nötigungen sind von 29 auf 16 Fälle zurückgegangen.

Im Bereich der Bedrohung hat allerdings ein Anstieg stattgefunden: Hier wurden 67 Fälle bekannt – im Jahr davor waren es 65.

Diebstahl

Die Anzahl der Diebstähle ist sogar deutlich gestiegen: von 213 auf 281. Die Aufklärungsquote liegt bei rund 32 Prozent. Die Anzahl der einfachen Diebstähle stieg dabei von 170 auf 193. Mit 46 Fällen bilden einen Großteil der Taten Ladendiebstähle. Auffällig war auch eine Serie von Taschendiebstählen: Hier stiegen die Delikte von fünf auf 20 Fälle. Die Beamten und Beamtinnen setzen da auf Aufklärung: Im Rahmen von Aktionstagen informieren sie Bürgerinnen und Bürger darüber, wie sie sich vor Taschendiebstählen im Einkaufsmarkt oder an belebten Orten schützen können.

Acht Mal wurden Autos geknackt und 16 Fahrräder gestohlen – 2021 waren es deutlich weniger Fahrraddiebstähle, nämlich sechs. Die Aufklärungsquote liegt im Jahr 2022 bei 18 Prozent.

Die Zahl der Einbrüche in Ferienhäuser ist im Vergleich zu 2020, als diese wegen Corona leer standen, gesunken.
Die Zahl der Einbrüche in Ferienhäuser ist im Vergleich zu 2020, als diese wegen Corona leer standen, gesunken. © Shutterstock | Lucky Business

Wohnungseinbrüche

Beim schweren Diebstahl ist ein starker Anstieg zu verzeichnen. Hier sind die Taten von 43 auf 88 angestiegen. Aus elf Tageswohnungseinbrüchen wurden 14. Die Anzahl der Einbrüche in Ferienwohnungen sei im Vergleich zu 2020, als diese Corona-bedingt leer standen, allerdings zurückgegangen. Schwarze vermutet, dass die Eigentümerinnen und Eigentümer Sicherheitsmaßnahmen nachgerüstet haben.

Betrugsdelikte wie Schockanrufe

Die Polizei Bad Lauterberg hat 222 Betrugsdelikte aufgenommen. Das ist ein Rückgang zum Vorjahr, da waren es 242. Die Aufklärungsquote liegt bei 79 Prozent. Darunter fallen Waren- und Warenkreditbetrug und Betrug im Onlinehandel.

Die Anzahl von Fällen, in denen Täter versuchen, insbesondere ältere Menschen durch sogenannte Schockanrufe zu täuschen, um an ihr Geld zu kommen, ist im Bereich des Bad Lauterberger Polizeikommissariats zurückgegangen. „Die meisten Leute sind inzwischen auf Schockanrufe vorbereitet“, sagt Schwarze. Insgesamt wurden 30 solcher Fälle registriert – im Jahr davon waren es noch 45. Dabei kam es in drei Fällen zu einer Geldübergabe mit einer Gesamtschadenshöhe von 3.220 Euro – im Vergleich zu sechs Fällen im Jahr davor, bei denen insgesamt 26.240 Euro erbeutet worden sind.

Allerdings: Die Polizei geht von einer hohen Dunkelziffer aus – sowohl bei den Anrufversuchen als auch bei den vollendeten Taten. Schwarzes Ratschlag: Betroffene sollten sich so schnell wie möglich an die Polizei wenden. „Manchmal besteht die Möglichkeit, das Geld noch anzuhalten.“

Betäubungsmittelkriminalität

Bei den strafrechtlichen Nebengesetzen sind die Fallzahlen von 138 auf 129 leicht zurückgegangen. Die Aufklärungsquote beträgt 95 Prozent.

In diesem Bereich spielen insbesondere Rauschgiftdelikte eine Rolle. Hier gibt es einen Rückgang von 107 auf 94 Fälle. Dabei spielen alle Arten von Drogen eine Rolle. Aber Cannabis macht mit 42 Taten den größten Anteil aus – in sechs Fällen handelte es sich um mehr als eine geringe Menge. Bei den Drogen liegt die Aufklärungsquote bei 97 Prozent.

Häusliche Gewalt

Bei der häuslichen Gewalt gehen die Bad Lauterberger Polizisten von einer Steigerung der Fallzahlen aus – obwohl Aufklärungsarbeit bereits dazu führe, dass mehr mehr Menschen sich trauen, diese Taten zur Anzeige zu bringen. Nach dem neuen bundeseinheitlichen Statistikschlüssel gab es 72 Fälle häuslicher Gewalt.

Gewalt gegen Einsatzkräfte

Im Jahr 2022 ist es zu neun Widerstandsdelikten gegen Vollstreckungsbeamte und gleichstehende Personen gekommen. Im Vorjahr waren das acht Fälle.

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Ein Rettungswagen des ASB Barbis und der Rettungshubschrauber der DRF Luftrettung aus Göttingen sind im Lauterberger Dietrichstal im Einsatz.
Ein Rettungswagen des ASB Barbis und der Rettungshubschrauber der DRF Luftrettung aus Göttingen sind im Lauterberger Dietrichstal im Einsatz. © ASB Barbis | willing

Unfallstatistik im Südharz: Verkehrsunfälle werden weniger

Die Mitarbeiter des Polizeikommissariats Bad Lauterberg nahmen im vergangen Jahr 441 Verkehrsunfälle auf – das waren 16 weniger als 2021. Damit setzt sich der Abwärtstrend beim Verkehrsunfallgeschehen im Bereich Bad Lauterberg, Bad Sachsa und Walkenried fort. Das ist die Bilanz der Verkehrsunfallstatistik der PK Bad Lauterberg. Ebenso zurückgegangen ist demnach die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten – und zwar von sieben auf fünf. Einen tödlichen Verkehrsunfall gab es nicht. Zuletzt starb im Jahr 2020 und davor im Jahr 2015 jeweils eine Person bei einem Verkehrsunfall.

Insgesamt wurden 65 Personen bei den aufgenommenen Unfällen verletzt. 45 von ihnen waren Fahrer oder Mitfahrer eines Autos oder Lkw, neun verletzten sich als Fahrer oder Mitfahrer eines Kraftrads, vier waren Fahrradfahrer, zwei fuhren Pedelec und in fünf Fällen handelte es sich um Fußgänger. Die Anzahl an durch Verkehrsunfälle verletzte Radfahrer fällt im Vergleich zu beispielsweise Göttingen gering aus. Das liege laut Polizei daran, dass die Verkehrsdichte im Südharz geringer ist und sich die Wege von Radfahrern und Autos hier weniger oft kreuzen. Bei den Verletzten handelte es sich um vier Kinder im Alter bis 14 Jahre, elf Heranwachsende im Alter zwischen 18 und 24 Jahren und um zehn Personen, die älter waren als 65.

Unfallhäufungsstellen gibt es laut Polizei nicht mehr – die im Bereich Odertalsperre und auf dem Weg nach St. Andreasberg wurden durch Geschwindigkeitsbegrenzungen und Warnschilder beseitigt.

Unfallfluchten

Einen starken Anstieg im Vergleich zum Jahr 2021 gab es hingegen bei den Unfallfluchten: von 98 auf 131 Fälle – 47 davon hat die Polizei aufgeklärt. „Da wollen wir uns bemühen, das in diesem Jahr zu verbessern“, nimmt sich Guido Schwarze, Erster Polizeihauptkommissar und Leiter des Polizeikommissariats Bad Lauterberg, vor. Auch die Fahrten unter Alkoholeinfluss und vor allem unter dem Einfluss illegaler Drogen sind gestiegen. Beim Alkohol stieg die Zahl von 28 auf 37 an und bei Betäubungsmitteln wie Cannabis und Amphetaminen von 46 auf 75. Schwarze befürchtet, dass die Zahlen weiter zunehmen könnten, wenn Cannabis legalisiert wird.

Geschwindigkeitsverstöße

Außerdem ahndete die Polizei Bad Lauterberg im vergangenen Jahr 284 Geschwindigkeitsverstöße – und das seien nur die, bei denen die Polizei die Fahrer angehalten und ein Gespräch mit ihnen geführt hat. Hinzu kommen 292 Verstöße gegen die Gurtpflicht und 201 Verstöße gegen das Handyverbot. Insbesondere die letzte Zahl bereite Schwarze Sorge, weil daraus Verkehrsunfälle folgen.