Wernigerode. Der Harz hat eines seiner populärsten Gesichter verloren: Brocken-Benno. Wir laden Sie ein, Erinnerungen an den Rekordwanderer zu teilen.

Benno Schmidt, der weit über die Region hinaus bekannte Wanderführer aus Wernigerode, hat mit seiner Zähigkeit und Ausdauer Harz-Geschichte geschrieben. 9.000 Mal marschierte er auf den höchsten Harz-Gipfel und zurück, meist von Schierke aus, aber auch von Wernigerode, Ilsenburg, Bad Harzburg oder Torfhaus. Bei jedem Wetter. Seine Leistungen fanden mehrfach Eingang in das Guinness-Buch der Rekorde.

Wanderführer Benno Schmidt, Brocken-Benno genannt, bei sonnigem Wetter auf dem Brocken, „seinem“ Berg.
Wanderführer Benno Schmidt, Brocken-Benno genannt, bei sonnigem Wetter auf dem Brocken, „seinem“ Berg. © dpa | Matthias Bein

Unzählige Wanderer und Tagestouristen sind Brocken-Benno über die Jahrzehnte hinweg unterwegs begegnet, nicht wenige erkannten ihn auf Anhieb und nutzten die Gelegenheit, um ein paar Worte mit ihm zu wechseln oder ein Foto zu schießen. Mit Hilfe unserer Leserinnen und Leser wollen wir Erinnerungen sammeln an einen außergewöhnlichen, sehr heimatverbundenen Menschen.

Wer aus eigener Anschauung über eine Begegnung mit dem am 23. Dezember im Alter von 90 Jahren verstorbenen Rekordwanderer berichten kann, ist herzlich dazu eingeladen. Kurze Texte und Fotos nehmen wir bis Mittwoch, 4. Januar, 20 Uhr, per E-Mail entgegen unter: leser-fotos-bzv@funkemedien.de, Stichwort „Brockenbenno“.

Die Redaktion wird die Einsendungen sichten und so viele Erinnerungen wie möglich an dieser Stelle veröffentlichen. Für diese Form der Anteilnahme bedanken wir uns schon jetzt bei allen, die mitmachen.

Das sagen Weggefährten zum Tod von „Brocken-Benno“

Brocken-Benno auf dem Wanderweg Teufelsstieg, der von Schierke hinauf zur Brocken-Straße führt. Diese Route über Stock und Stein wählte er besonders gerne.
Brocken-Benno auf dem Wanderweg Teufelsstieg, der von Schierke hinauf zur Brocken-Straße führt. Diese Route über Stock und Stein wählte er besonders gerne. © dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

Zu denen, die Benno Schmidt sehr gut kannten, gehört Friedhart Knolle aus Goslar, der ehemalige Sprecher des Nationalparks Harz. Wir baten ihn spontan um eine kurze Würdigung. „Wir trauern um Benno, der mit 90 Jahren nach einem sehr erfüllten Leben genau so starb, wie er es sich gewünscht hatte – mit einem großen Wander-Rekord von mehr als 9.000 Brockenbesteigungen“, schrieb uns Knolle am Dienstag.

„Oft stand er an meinem Schreibtisch in Wernigerode, der von seinem Wohnhaus nur einen kurzen Weg entfernt war, oder ich fand Kopien und Notizen von ihm auf dem Tisch, wenn er mal wieder etwas mitteilen wollte und Wünsche hatte“, so Knolle weiter. „Doch er war nicht nur ein Rekordwanderer wie manche andere, die den Berg nur als ihr Sportgerät ansehen. Er gab dem Berg etwas zurück. Der Grenzweg im Grünen Band war so ein Projekt. Oder seine Tätigkeit als Harzklub- und Nationalpark-Wanderführer. Er hat auch in schwierigen Zeiten, wenn die ökologische Waldentwicklung im Nationalpark mal wieder angegriffen wurde, zum Park gehalten und vielen Wanderern erklärt, warum sich der Wald in der Kernzone des Nationalparks so entwickelt, wie er das nun mal tut, und hat den Menschen diese Entwicklung erläutert. Und auch politisch hat er sich oft eingemischt und seine Meinung kundgetan, auch wenn sie nicht jedem gefiel“, teilte uns Knolle mit und schloss mit einem: „Danke Benno!“

Jens Großkopf, Teamleiter der Service-Center unserer Zeitung, überreichte Brocken-Benno zum 90. Geburtstag auf dem Brocken einen Harzer Hexentaler.  
Jens Großkopf, Teamleiter der Service-Center unserer Zeitung, überreichte Brocken-Benno zum 90. Geburtstag auf dem Brocken einen Harzer Hexentaler.   © oh | oh

Stefan Weinert, Vortragsreferent der Sektion Braunschweig im Deutschen Alpenverein, sagt über Brocken-Benno: „Was mich an ihm wirklich beeindruckt hat, war seine Bodenständigkeit. Er brauchte keine Dynafit-Jacke oder Karbonstöcke. Benno reichte die Natur und die Begegnung mit anderen Menschen. Ein wunderbarer Mensch.“

Jens Großkopf, Teamleiter der Service-Center unserer Zeitung, hat Benno Schmidt in beruflicher Mission kennengelernt. „Am 22. Mai dieses Jahres reihte ich mich in die Gratulationsschlange auf der Brockenspitze ein, um Brocken-Benno persönlich zum 90. Geburtstag zu gratulieren. Obwohl er schon seit Stunden dort Gratulationen entgegennahm, begrüßte er mich mit fast jugendlichem Charme, energiegeladen und zugewandt. Es war meine einzige Begegnung, ich werde sie nie vergessen.“ Großkopf war samt kleinem Geburtstagspräsent zum Brocken aufgebrochen, weil Benno Schmidt 2018 seine Biographie im Joh. Heinr. Meyer-Verlag veröffentlicht hatte, der wie unsere Zeitung zur Funke Medien Niedersachsen GmbH gehört.

„Brocken-Benno bin ich begegnet, aber immer nur mit einer Gruppe, die ich geführt habe“, erzählt Jens Halves vom Nationalpark-Besucherzentrum Torfhaus. „Ein längeres Gespräch mit ihm hat leider nicht stattgefunden. Ich habe ihn als freundlichen Menschen kennengelernt, der sich gerne mit den Teilnehmern meiner Gruppen unterhalten hat.“