Berlin. Angeblich wollen Verdi und die EVG zeitgleich streiken und den Verkehr im Land lahmlegen. Kann der Super-Streik noch abgewendet werden?

In knapp zwei Wochen könnte das Land weitgehend stillstehen. Denn es gibt Hinweise auf einen großen Verkehrsstreik zweier Gewerkschaften. So könnte Verdi am 27. März bundesweit zum Warnstreik bei Straßenbahnen, Bussen, Autobahnmeistereien und an den Flughäfen aufrufen. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) wiederum ließe dann zeitgleich Nah- und Fernverkehrszüge in den Depots ruhen.

Ob das Szenario, bei dem der Verkehr bundesweit weitgehend zum Erliegen käme, ist ungewiss. Beide Gewerkschaften bleiben diesbezüglich schmallippig. „Solche Planungen sind uns nicht bekannt“, sagt ein Verdi-Sprecher. An Spekulationen beteilige man sich nicht.

Kommt es zum Super-Streik im Verkehrssektor?

Doch zumindest als Drohkulisse gegenüber den Arbeitgebern dürfte das Gerücht den Gewerkschaften gelegen kommen. Denn beide Tarifverhandlungen stehen vor einer entscheidenden Phase. Im Gegensatz zur Post, bei der sich die Tarifparteien am Ende ohne Streik auf einen Kompromiss geeinigt haben, liegen die Positionen sowohl im öffentlichen Dienst als auch bei den Bahnen noch weit auseinander.

Einen Fingerzeig auf die weitere Entwicklung wird es wohl an diesem Dienstag oder Mittwoch geben. Am späten Nachmittag treffen sich EVG und Deutschen Bahn. Der Konzern hat angekündigt, der Gewerkschaft nach einem Gespräch über Schwerpunkte der Verhandlungen ein Angebot unterbreiten zu wollen.

Lehnt die EVG eine erste konkrete Offerte ab, rückt ein Warnstreik näher. Bis zum 23. März verhandelt die Gewerkschaft noch separat mit den privaten Bahnunternehmen. Noch hat sich kein Bahnkonkurrent auf die Forderungen der EVG eingelassen. Sie will eine Lohnsteigerung um mindestens 650 Euro oder 12,5 Prozent durchsetzen. Ein Abschluss mit der Deutschen Bahn wäre wegweisend für die gesamte Branche. Gibt es bis Mitte nächster Woche keine Ergebnisse, will die EVG Warnstreiks herbeiführen.

Das sind ihre Rechte bei Streiks

Auch im öffentlichen Dienst wird um mehr Geld gerungen

Zeitlich passt das gut zum Programm der Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen. Dort startet die dritte und normalerweise entscheidende Tarifrunde am 27. März, dem Tag des angeblichen Großstreiks. Noch liegen die Vorstellungen beider Seiten weit auseinander. Verdi verlangt 10,5 Prozent mehr Lohn bei einem Mindestaufschlag von 500 Euro. Die Arbeitgeber bieten fünf Prozent in zwei Schritten und einen Inflationsausgleich von 2.500 Euro.

Unwahrscheinlich ist eine gemeinsame Aktion der Gewerkschaften nicht. Das hatten sie schon vor längerer Zeit angekündigt. Im Verkehrsbereich überdecken sich die Zuständigkeiten. Weite Teile des Nahverkehrs und der Verkehrsüberwachung fallen in das Ressort der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi – der Schienenverkehr wiederum überwiegend in den Zuständigkeitsbereich der EVG.