Berlin. Der Berater des ukrainischen Verteidigungsministers Oleksii Resnikow dankt Deutschland für die Leopard-Lieferung, fordert aber mehr.

Die Ukraine fordert mehr schwere Waffen aus Deutschland, darunter auch Kampfjets. „Deutschland sollte die Koalition der Kampfjets anführen – oder sich ihr wenigstens anschließen“, sagte der Berater des ukrainischen Verteidigungsministers Oleksii Resnikow, Jurij Sak, unserer Redaktion. „Wir hoffen, dass sich die westliche Panzerkoalition ausweitet zu einer Koalition, die auch Kampfjets liefert.“ Lesen Sie auch: Leopard-Lieferung: Warum jede "rote Linie" übertreten wird

Viele Länder, die Kampfpanzer hätten, verfügten auch über Kampfjets der vierten Generation. „Jedes Mal, wenn der Westen einen neuen Waffentyp an die Ukraine liefert, sendet das ein sehr wichtiges Signal an Russland: Die Ukraine bekommt vom Westen alles, um diesen Krieg zu gewinnen“, erklärte Sak.

„Verbündete signalisieren, dass sie zur Lieferung von F16-Kampfjets bereit sind“

Die Ukraine habe derzeit nur Mig-Kampfjets aus der Sowjet-Ära, die den amerikanischen F16-Maschinen klar unterlegen seien. „Es gibt 50 Länder, die über F16-Kampfjets verfügen“, betonte Sak. „Wir bekommen Signale von unseren Verbündeten, dass sie zur Lieferung von F16-Kampfjets bereit sind. Aber auch die Gripens aus schwedischer Produktion oder F15-Jets wären für uns sehr nützlich.“

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte die Lieferung von Kampfjets ebenso ausgeschlossen wie die Entsendung von Bodentruppen. Die Bundeswehr verfügt zudem über keine F16-Jets, sondern vor allem über Tornados und Eurofighter.

Grünen-Politiker Hofreiter lehnt Kampfjet-Lieferungen ab – er stellt eine andere Forderung

Auch der Vorsitzende des Europaausschusses im Bundestag – Anton Hofreiter – hat sich gegen die Lieferung von Kampfjets an die Ukraine ausgesprochen. "Für Deutschland stellt sich die Frage im Grunde nicht", sagte der Grünen-Politiker gegenüber unserer Redaktion. Und weiter: "Wenn es um die Unterstützung der Ukraine geht, ist Deutschland als Herstellerland des am weitesten in Europa verbreiteten Kampfpanzers vor allem beim Leopard 2 in der Verantwortung."

Die Lieferung der Panzer müsse schnellstmöglich erfolgen. Auch mit der Ausbildung ukrainischer Soldaten müsse umgehend begonnen werden. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sei zudem in der Verantwortung, "ausreichend Munition zu beschaffen und Wartung und Instandsetzung der Leopard 2 sicherzustellen".

Selbst Befürworter von Militärhilfen für die Ukraine wie der Grünen-Abgeordnete Toni Hofreiter sind zurückhaltend, wenn es um Kampfjets geht: „Für Deutschland stellt sich die Frage im Grunde nicht’, sagte er unserer Redaktion. „Wenn es um die Unterstützung der Ukraine geht, ist Deutschland als Herstellerland des am weitesten in Europa verbreiteten Kampfpanzers vor allem beim Leopard 2 in der Verantwortung.‘

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

USA, Polen und Frankreich schließen Jet-Lieferung nicht aus

Dagegen sind die USA, Polen und Frankreich offen für eine Verschickung von Kampfjets in die Ukraine. Auf die Frage, ob die Vereinigten Staaten dies in Erwägung ziehen, sagte der stellvertretende Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jon Finer, man habe kein bestimmtes Waffensystem ausgeschlossen. Man werde die Unterstützung danach ausrichten, was die Ukraine brauche.

Polens Regierung würde es unterstützen, wenn die Nato eine Lieferung von Kampfflugzeugen an die Ukraine beschließen sollte. „Ich glaube, wir, die Nato, müssen mutiger sein“, sagte Ministerpräsident Mateusz Morawiecki. Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses der französischen Nationalversammlung, Thomas Gassilloud: „Wir müssen Anfragen von Fall zu Fall untersuchen und alle Türen offen lassen“, so Gassilloud nach Angabe von britischen Medienberichten.

Kommentar:Selenskyj geht zu weit: Keine Kampfjets für die Ukraine!

Berater des Verteidigungsministers: „Am Ende wird das Unmögliche möglich“

Der Berater des ukrainischen Verteidigungsministers äußerte Verständnis für die Bedenken im Westen, zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Ukraine doch Kampfjets bekomme. „Auch die Lieferung von Waffengattungen zuvor lief immer nach dem gleichen Muster ab: Zuerst heißt es, es sei unmöglich. Dann reden wir mit den Verbündeten und bewerten die Bedrohung und das Risiko für sie. Und am Ende wird das Unmögliche möglich.“

Die Lieferung westlicher Kampfpanzer an die Ukraine sei ein „Wendepunkt“ im Krieg, unterstrich Sak. „Wir brauchen zwischen 300 und 400 Kampfpanzer, um unsere Gegenoffensive zu intensivieren und unser Land vom Aggressor zu befreien.“

Unsere Reporter vor Ort: Hölle von Bachmut: „Sie stapfen über die toten Kameraden“

“Luftabwehrsystem Iris-T hat eine Trefferquote von praktisch 100 Prozent“

Die effektivsten Waffen aus Deutschland seien bislang das Luftabwehrsystem Iris-T und der Flugabwehrkanonenpanzer Gepard. Iris-T habe eine Trefferquote von „praktisch 100 Prozent“, erklärte Sak. „Wir sind Deutschland sehr dankbar für die Entsendung eines Luftabwehrsystems Iris-T. Aber das reicht nicht, wie man an den täglichen russischen Luftangriffen sieht.“

Zudem benötige die Ukraine mehr Artilleriesysteme. Als Beispiel nannte er die britischen M777-Haubitzen oder die französischen CAESAR-Haubitzen. Darüber hinaus brauche die Ukraine Raketen mit größerer Reichweite. „Dazu zählen etwa die amerikanischen ATACMS-Kurzstreckenraketen mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern“, so Sak.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung