Berlin. Verständnis für Wladimir Putin und Forderungen nach einem Eingreifen der Nato: Bei „Hart aber fair“ ging es am Montagabend hoch her.

Gut anderthalb Wochen führt Wladimir Putin mittlerweile Krieg in der Ukraine. Das große Leid beschäftigte am Montagabend auch die Runde bei „Hart aber fair“. „Wohin führt dieser Krieg noch?“, war die Sendung überschrieben.

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„Hart aber fair“ – Diese Gäste waren dabei:

  • Omid Nouripour (B’90/Grüne, Bundesvorsitzender)
  • Gesine Dornblüth (Journalistin, war Korrespondentin des Deutschlandradios in Moskau)
  • Marina Weisband (Deutsch-ukrainische Publizistin)
  • Christian Hacke (Politikwissenschaftler, Fachgebiete u.a. Außenpolitik sowie transatlantische Beziehungen)
  • Erich Vad (Brigadegeneral a.D., war sicherheitspolitischer Berater der Bundeskanzlerin und im Führungsstab der Streitkräfte)

„Hart aber fair“: Ein bisschen Verständnis für Putin

Es wurde eine Diskussion mit erstaunlich verhärteten Positionen. Da war etwa Christian Hacke, der viele kontroverse Standpunkte vertrat. So gab der Politikwissenschaftler etwa zu Protokoll, dass er seine Zweifel habe, wie die Deutschen im Falle eines solchen Angriffs reagieren würden. „Wir würden uns mit weißen Fahnen ergeben“, behauptete Hacke.

Noch kontroverser wurde es, als Hacke Verständnis für Wladimir Putin zeigte. Zumindest aus dessen Sicht sei der Westen durchaus an Russland herangerückt. „Wir haben einiges getan, um Putin zu provozieren“, behauptete Hacke. Statt der Ukraine eine Option auf EU- und Nato-Mitgliedschaft zu lassen, hätte man lieber auf deren Neutralität setzen sollen.

Das kann man so sehen, doch glücklicherweise formulierte Omid Nouripour das entscheidende Gegenargument. „Die Ukraine muss frei entscheiden können, wohin sie gehört“, stellte der Grünen-Chef fest. Es könne nicht sein, dass andere Länder dies entschieden, nur weil sie militärisch stärker seien. Und: „Keine Fehler rechtfertigen diesen Krieg.“

Ukraine-Krieg: Harte Kritik an Europa

Doch das war nicht die einzige Kritik, die in der Runde am Westen formulierte wurde. Weitere kam von Erich Vad. Er vermisse Ansätze, um das Problem politisch zu lösen, sagte der General a.D. Stattdessen lieferten westliche Politiker eine Sprache der Eskalation. Dabei sei klar: „Eine militärische Lösung gibt es nicht.“

Beachtlich war auch, wie Vad sich über die Europäer äußerte. Am Ende werde sich alles zwischen Putin, den Chinesen und den USA entscheiden, sagte er. Die EU habe dabei kein Mitspracherecht, weil sie militärische Habenichtse seien. „Wir haben nur Rhetorik und schaukeln uns auf“, ärgerte sich Vad.

Diese harschen Worte konterte erneut Nouripour, indem er an die durchaus harten wirtschaftlichen Sanktionen erinnerte. Die EU habe noch nie so eng zusammen gestanden. „Wir sollten uns nicht kleiner machen, als wir sind“, mahnte der Grünen-Chef.

Nato-Einsatz in der Ukraine: Eine heikle Forderung

Doch es gab in dieser Runde auch das andere Extrem. Gesine Dornblüth brachte ins Spiel, dass die Nato stärker eingreifen müsse. „Sind wir nicht schon am Krieg beteiligt?“, fragte die Journalistin rhetorisch. Und forderte als Frage verklausuliert die Durchsetzung einer Flugverbotszone in der Ukraine.

In diesem Fall war es Marina Weisband, die eine treffende Erwiderung formulierte. So sehr sie sich eine Flugverbotszone wünsche: „Wir können das nicht. Das wäre der Weg in den dritten Weltkrieg“, sagte die deutsch-ukrainische Publizistin. Und stellte klar, dass dies am Ende auch für die Ukrainerinnen und Ukrainer nichts besser machen würde, weil sie weiter die Hauptleidtragenden wären.

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Hart aber fair – Das Fazit

Es war eine ausgesprochen gute Runde, die sich da bei „Hart aber fair“ versammelte. Zwar waren einige Standpunkte im Einzelnen fragwürdig; durch den gesitteten Streit und Gegenpositionen kam aber Erkenntnis zustande. Viel mehr kann man in so einer Lage eigentlich nicht erwarten.

Zur Ausgabe von „Hart aber fair“ in der ARD-Mediathek.

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