Berlin. Weil Putin Panzer rollen lässt, ändert “Hart aber fair“ kurzfristig das Thema. Krieg statt Inflation – der Schock saß bei allen tief.

Eigentlich sollte es um die Inflation gehen, doch plötzlich spitzte sich die Lage im Ukraine-Konflikt am Montagabend drastisch zu. Das Minsker Friedensabkommen scheiterte, Russlands Präsident Wladimir Putin erkannte die ukrainischen Regionen Donezk und Luhansk als unabhängig an. Gleich darauf entsandte der Kreml-Chef Truppen in die Ostukraine.

Mit den Worten "Wir haben uns heute um 19.30 Uhr entschlossen, das Thema zu wechseln", eröffnete Moderator Frank Plasberg die Runde bei "Hart aber fair". Eigentlich war eine Diskussion über die Inflation und Energiepreise geplant, die Redaktion entschied sich aufgrund der prekären Situation allerdings für einen kurzfristigen Kurswechsel.

"Hart aber fair" – Diese Gäste waren dabei

  • Norbert Röttgen, CDU-Politiker
  • Christian Dürr, FDP-Politiker
  • Sarah Pagung, Politologin
  • Udo Lielischkies, Journalist
  • Vassili Golod, Journalist
  • Hermann-Josef Tenhagen, Wirtschaftsjournalist

Für das, was sich am Montagabend in Moskau abspielte, fand CDU-Politiker Norbert Röttgen klare Worte: "Das ist ein eklatanter Bruch des Völkerrechts, eine Verletzung der Souveränität der Ukraine, indem er diesen Teil durch völkerrechtswidrige Anerkennung herauslöst."

Der Schock über die dramatische Entwicklung saß bei allen anwesenden Gästen tief. Für Röttgen übertreffe die Ankündigung Putins alles Bisherige. "Diese Rede ist eine Kriegsrede", akzentuierte der Politiker.

"Hart aber fair": Ist Putin noch beratbar?

Laut Norbert Röttgen wolle der Kreml-Chef überhaupt nicht verhandeln. Der CDU-Politiker mahnte ausdrücklich vor einer westlichen Interpretation von Putins Aussagen. "Es ist wirklich angemessen, ihm zuzuhören und das ernst zu nehmen, was er sagt und nicht immer das sozusagen in einen westlichen Kopf reinzutun", so Röttgen.

Auch für die Politologin Sarah Pagung wirkte der Auftritt des russischen Präsidenten alles andere als diplomatisch. "Das wirkte fast wie so eine Netflix-Serie", warf der Journalist Vassili Golod ein. "Ich glaube, wir müssen da der Tatsache auch ein wenig ins Gesicht sehen, dass die Kriegsgefahr, also die erneute Kriegsgefahr, enorm hoch ist", sagte Pagung per Videoschalte.

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Doch Moderator Frank Plasberg wollte es genauer wissen: "Ist Putin noch beratbar?". Auf eine Antwort einigen, konnten sich die Gäste nicht. Die Situation sei zu undurchsichtig, zu wenige Informationen seien verlässlich. "Man kann auch keinen wirklich relevanten Berater mehr identifizieren", kommentiere Norbert Röttgen.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Lielischkies nennt Wladimir Putin "Hobbyhistoriker"

Die ARD-Außenkorrespondentin Ina Ruck beschrieb vor allem Putins Blick auf die Ukraine. Und dieser sei laut Ruck alles andere als realitätsgetreu. "Ich bezweifle, dass er wirklich Berater hat, die wissen, was dort wirklich los ist", so Ruck.

Laut der Korrespondentin zeige sich gerade die jüngere Generation der Ukrainer besonders distanziert. Putins Auseinandersetzung mit dem Nachbarland kritisierte Ruck scharf. "Der Eindruck ist doch der, dass Wladimir Putin sehr mit seiner eigenen Weltsicht beschäftigt, ist", sagte die Journalistin. "Er ist wirklich mehr zum Hobbyhistoriker geworden", kommentierte Udo Lielischkies, ehemaliger ARD-Studioleiter in Moskau.

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Seit Beginn des Konflikts drohen die Europäische Union sowie die USA immer wieder mit Sanktionen. Doch außer zahlreichen Ankündigungen und Mahnungen, ist bisher jedoch nichts passiert. Das soll sich allerdings schnell ändern.

"Hart aber fair": Welche Sanktionen jetzt noch helfen könnten

Zumindest wenn es nach EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Charles Michel geht. Brüssel-Korrespondent Markus Preiß berichtete, dass überhaupt erst die Art der Sanktionen beraten werden müsse.

"Das eine ist eine Sanktion gegen einzelne Personen, eine sogenannte Listung, die aber in Moskau niemanden juckt." Weitere schwere Wirtschaftssanktionen, wie der Ausschluss Russlands vom Finanzmarkt, könnten allerdings gravierende Folgen für die EU haben.

"Wenn diese Sanktionen noch etwas bewirken sollen in punkto Abschreckung, dann müssen sie jetzt kommen", bekräftige Norbert Röttgen. Im Verlauf der Gesprächsrunde betonte der Politiker immer wieder, dass eine scharfe und vor allem schnelle Reaktion angebracht sei. Ein Sanktionspaket müsse es jetzt "voll geben", da alle anderen Sanktionen "Putin schnurzegal" seien.

Udo Lielischkies teilt gegen die SPD aus

Udo Lielischkies, nannte Putin eine Python. "Er umschlingt das Opfer, drückt vier-fünfmal zu und hat sein Opfer dann erledigt." Das große Problem im Umgang mit Russland sei der Fakt, dass Russland schlichtweg lüge.

Lielischkies teilte in dem Zuge kräftig gegen die SPD aus und nahm Rolf Mützenich und Kevin Kühnert in die Mangel. Die Situation sei nicht mehr "falsches Kriegsgeschrei", sondern brauche neben Gesprächen auch klare Handlungsschritte.