Erfstadt. In Erftstadt ist die Hochwasser-Lage weiter dramatisch. Nach dem Einsturz einiger Häuser und der Burg Blessem wird mit Toten gerechnet.

  • Die Unwetter und das Hochwasser im Westen Deutschlands haben den Ortsteil Blessem der Stadt Erftstadt besonders schlimm getroffen
  • Die Polizei hat ihn weiträumig abgesperrt, weil noch immer Gefahr bestehen könnte
  • Am Nachmittag waren Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) vor Ort

Es sind dramatische Szenen, die sich im Ortsteil Blessem der Gemeinde Erftstadt in Nordrhein-Westfalen ereignet haben. Mehrere Häuser sind dort nach Behördenangaben durch das Hochwasser unterspült worden und eingestürzt. Auch Teile der Burg Blessem existieren nicht mehr. Die Lage vor Ort ist chaotisch.

Sichtlich betroffen besucht Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Samstag das Hochwassergebiet im Westen. Viele hätten "alles verloren, was sie sich ein Leben lang aufgebaut haben", sagt er. "Wir sehen Gemeinden, die von Verwüstung, von Zerstörung gezeichnet sind." Den größten Verlust hätten aber die zu tragen, die Familienangehörige, Freunde, Bekannte verloren haben. "Ihr Schicksal zerreißt uns das Herz."

Hochwasser in Erftstadt-Blessem. Einige Häuser sind dort eingestürzt, Menschen werden vermisst.
Hochwasser in Erftstadt-Blessem. Einige Häuser sind dort eingestürzt, Menschen werden vermisst. © dpa

Lage in Erftstadt-Blessem unübersichtlich – Womöglich mehrere Tote

"Wir gehen von mehreren Toten aus, wissen es aber nicht", sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) in Düsseldorf. Im bisher durchforsteten östlichen Teil des Ortes gebe es keine Todesopfer, alle dort lebenden Menschen seien in Sicherheit. "Aber das ist noch nicht die ganze Stadt." Die Lage in Erftstadt sei "wegen der Dynamik" zurzeit "ganz besonders kritisch" und noch sehr unübersichtlich.

Am Samstag sagte ein Sprecher des Kreises der Deutschen Presse-Agentur, man habe bisher keine Toten geborgen. Da die Rettungsarbeiten vor Ort aber noch andauern würden, könne man nicht ausschließen, noch Todesopfer zu finden. Verlässliche Zahlen zu Vermissten gebe es nicht. Auch die Bundeswehr ist laut dpa mittlerweile vor Ort, um auf der Bundesstraße 265 überspülte Fahrzeuge mit Radpanzern zu bergen. Menschen seien in den Lastwagen und Autos bisher nicht entdeckt worden.

Auf der B265 bei Erftstadt suchen Soldaten nach Überlebenden und Opfern des Hochwassers.
Auf der B265 bei Erftstadt suchen Soldaten nach Überlebenden und Opfern des Hochwassers. © SEBASTIEN BOZON / AFP | SEBASTIEN BOZON / AFP

Bürgermeisterin von Erftstadt: Zerstörung ist "verheerend"

Carolin Weitzel, die Bürgermeisterin von Erftstadt, bezeichnete die Zerstörung als "verheerend". Die vielen hundert Betroffenen bräuchten jetzt unbürokratische und einfache Hilfe. Am Samstag besuchten auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) Erfrstadt. Sie wollten sich vor Ort ein Bild von der Zerstörung machen.

Während des Besuchs dankte Steinmeier in einer kurzen Stellungnahme allen Helferinnen und Helfern. Dem schloss sich auch Laschet an, der zudem versprach, finanzielle Mittel für die Direkthilfe zu mobiliesieren. Mit Blick auf den Wiederaufbau wolle er zudem mit dem Bundesfinanzminister über verschiedene Möglichkeiten sprechen.

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Erftstadt unter Wasser: Etliche Personen vermisst

Noch immer werden in Erftstadt Menschen vermisst, die Bezirksregierung Köln sprach am Freitag von "etlichen Personen". Nach Angaben des Rhein-Erft-Kreises sollen sich zur Zeit des Unglücks noch etwa 15 Menschen in den Häusern aufgehalten haben. Einige hätten sich am Freitag an den Notruf gewandt.

Eine Rettung sei aufgrund der Bedingungen vor Ort aber vielfach nicht möglich, weil das Gebiet wegen des Hochwassers nur mit Booten erreicht werden kann. "Es gibt Todesopfer", zitierte die Deutsche Presse-Agentur (dpa) eine Sprecherin der Bezirksregierung Köln. Der Landrat von Euskirchen, Markus Ramers (SPD), sagte, er rechne mit weiteren Toten, die entdeckt würden, wenn das Wasser abgeflossen sei.

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Bereits in der Nacht auf Freitag und am frühen Freitagmorgen seien 55 Personen aus dem Ort südlich von Köln in Sicherheit gebracht worden. Später wurden mehrere Pflegeheime evakuiert. Gleichzeitig versuchten aber offenbar erste Menschen, in ihre Häuser zurückzugelangen. "Wir beobachten, dass jetzt zum Teil Bürgerinnen und Bürger versuchen, wieder in ihre Häuser zu kommen", sagte eine Sprecherin des Kreises der dpa. Dafür sei es definitiv zu früh. "Es besteht weiterhin Lebensgefahr."

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Hochwasser und Erdrutsch: Unübersichtliche Lage in Erftstadt

Luftbilder des Katastrophengebiets zeigen einen gewaltigen Erdrutsch. Dabei entstand ein Krater, in den offenbar mehrere Häuser und Teile der historischen Burg gerutscht waren. Wie "Bild" berichtet, soll eine Kiesgrube eingebrochen sein. Am Samstagmittag sperrte die Polizei den Ortsteil Erfstadt-Blessem großräumig ab, weil die Abrisskante des Erdrutsches erneut unterspült worden war und erneut abrutschen könnte. Man wisse nicht, ob weiter Gefahr drohe, sagte ein Polizeibeamter der dpa.

Hochwasser in Deutschland: Reißende Flüsse, zerstörte Häuser

In Erftstadt-Blessem hat es massive Überschwemmungen gegeben, mehrere Häuser stürzten ein.
In Erftstadt-Blessem hat es massive Überschwemmungen gegeben, mehrere Häuser stürzten ein. © SEBASTIEN BOZON / AFP
Pure Zerstörung: Die Fluten haben mehrere Häuser in Erftstadt-Blessem vollständig niedergerissen.
Pure Zerstörung: Die Fluten haben mehrere Häuser in Erftstadt-Blessem vollständig niedergerissen. © SEBASTIEN BOZON / AFP
Bilder aus Erftstadt: Feuerwehrleute blicken von einer Brücke auf die überflutete Bundesstraße 265. Die Wassermassen haben die Straße überflutet, mehrere Lkw sind ineinander verkeilt.
Bilder aus Erftstadt: Feuerwehrleute blicken von einer Brücke auf die überflutete Bundesstraße 265. Die Wassermassen haben die Straße überflutet, mehrere Lkw sind ineinander verkeilt. © Marius Becker/dpa
Unzählige Autos liegen noch auf der B265 bei Erfstadt in NRW.
Unzählige Autos liegen noch auf der B265 bei Erfstadt in NRW. © SEBASTIEN BOZON / AFP | SEBASTIEN BOZON / AFP
Auf der B265 bei Erfstadt suchen Solodaten der Bundeswehr in überfluteten Autos nach Opfern.
Auf der B265 bei Erfstadt suchen Solodaten der Bundeswehr in überfluteten Autos nach Opfern. © SEBASTIEN BOZON / AFP | SEBASTIEN BOZON / AFP
In der Nähe von Erftstadt stürzten Teile der A1 in die Erft.
In der Nähe von Erftstadt stürzten Teile der A1 in die Erft. © David Young/dpa | David Young/dpa
Das Dorf Schuld in der Eifel traf es beim Hochwasser besonders hart. Häuser stürzten ein, immer noch werden viele Menschen vermisst. Aufnahmen mit einer Drohne zeigen das Ausmaß der Zerstörung.
Das Dorf Schuld in der Eifel traf es beim Hochwasser besonders hart. Häuser stürzten ein, immer noch werden viele Menschen vermisst. Aufnahmen mit einer Drohne zeigen das Ausmaß der Zerstörung. © IMAGO / Reichwein
Schuld in Rheinland-Pfalz: Das Hochwasser hat den Ort verwüstet.
Schuld in Rheinland-Pfalz: Das Hochwasser hat den Ort verwüstet. © CHRISTOF STACHE / AFP | CHRISTOF STACHE / AFP
Die Brücke in Schuld im Kreis Ahrweiler ist nach dem Unwetter mit Hochwasser unpassierbar geworden.
Die Brücke in Schuld im Kreis Ahrweiler ist nach dem Unwetter mit Hochwasser unpassierbar geworden. © Boris Roessler/dpa | Boris Roessler/dpa
Hochwasser in der Eifel: Die Straße zwischen Dernau und Walporzheim wurde auf einem Abschnitt einfach von den Fluten mitgerissen.
Hochwasser in der Eifel: Die Straße zwischen Dernau und Walporzheim wurde auf einem Abschnitt einfach von den Fluten mitgerissen. © IMAGO / Future Image
Der Ort Dernau (Landkreis Ahrweiler) wurde beinahe komplett von den Wassermassen geflutet.
Der Ort Dernau (Landkreis Ahrweiler) wurde beinahe komplett von den Wassermassen geflutet. © IMAGO / Future Image
Bad Neuenahr in Rheinland-Pfalz: Eine Brücke, die im Bereich des Kurparks die Ahr überspannt, wurde durch das Hochwasser weggerissen.
Bad Neuenahr in Rheinland-Pfalz: Eine Brücke, die im Bereich des Kurparks die Ahr überspannt, wurde durch das Hochwasser weggerissen. © Thomas Frey/dpa | Thomas Frey/dpa
In Bad Neuenahr stapelt sich der Schutt, den die Menschen nach dem Hochwasser aus ihren Häusern schaffen, auf der Straße.
In Bad Neuenahr stapelt sich der Schutt, den die Menschen nach dem Hochwasser aus ihren Häusern schaffen, auf der Straße. © Philipp von Ditfurth/dpa | Philipp von Ditfurth/dpa
An einer anderen Stelle in Bad Neuenahr hat das Wasser ein Trümmerfeld hinterlassen.
An einer anderen Stelle in Bad Neuenahr hat das Wasser ein Trümmerfeld hinterlassen. © Philipp von Ditfurth/dpa | Philipp von Ditfurth/dpa
Der Wehr des Baldeneysees in Essen: Nach heftigen Regenfällen trat die Ruhr aus dem Bett und überschwemmte die Landschaft und Ortschaften. Sie erreichte den höchsten Pegelstand, der je gemessen wurde.
Der Wehr des Baldeneysees in Essen: Nach heftigen Regenfällen trat die Ruhr aus dem Bett und überschwemmte die Landschaft und Ortschaften. Sie erreichte den höchsten Pegelstand, der je gemessen wurde. © IMAGO / Jochen Tack
Im Ahrtal trat der Fluss vielerorts über die Ufer und überschwemmte nicht nur Keller, sondern ganze Ortschaften. Viele Menschen verloren alles - wie diese Flutopfer im Ort Dernau (Landkreis Ahrweiler).
Im Ahrtal trat der Fluss vielerorts über die Ufer und überschwemmte nicht nur Keller, sondern ganze Ortschaften. Viele Menschen verloren alles - wie diese Flutopfer im Ort Dernau (Landkreis Ahrweiler). © IMAGO / Future Image
Die Rurtalsperre Schwammenauel ist in der Nacht zu Freitag übergelaufen. Noch immer ist die Lage vor Ort angespannt.
Die Rurtalsperre Schwammenauel ist in der Nacht zu Freitag übergelaufen. Noch immer ist die Lage vor Ort angespannt. © Oliver Berg/dpa
Auf dem Campingplatz Waldcamping in Prüm riss das Unwetter Wohnwagen um und verursachte schwere Schäden.
Auf dem Campingplatz Waldcamping in Prüm riss das Unwetter Wohnwagen um und verursachte schwere Schäden. © IMAGO / Eibner
Bilder aus der Gemeinde Monreal in Rheinland-Pfalz. Der gesamte Ortskern ist überflutet.
Bilder aus der Gemeinde Monreal in Rheinland-Pfalz. Der gesamte Ortskern ist überflutet. © IMAGO / Nordphoto
 Mit einem Bergepanzer und schwerem Räumgerät rückt die Bundeswehr in Hagen an, um die Schäden, die die Überflutung des Nahmerbach am Vorabend mit sich gebracht hatte, zu beseitigen.
Mit einem Bergepanzer und schwerem Räumgerät rückt die Bundeswehr in Hagen an, um die Schäden, die die Überflutung des Nahmerbach am Vorabend mit sich gebracht hatte, zu beseitigen. © dpa | Roberto Pfeil
Soldaten der Bundeswehr helfen mit dem Pionierpanzer Dachs bei den Aufräumarbeiten in Hagen-Hohenlimburg. Die Unwetterschäden sind schwer.
Soldaten der Bundeswehr helfen mit dem Pionierpanzer Dachs bei den Aufräumarbeiten in Hagen-Hohenlimburg. Die Unwetterschäden sind schwer. © Julian Stratenschulte/dpa
In Hagen sorgte der Starkregen für chaotische Zustände. Helferinnen und Helfer mussten im Ortsteil Hohenlimburg ein Altenheim evakuieren.
In Hagen sorgte der Starkregen für chaotische Zustände. Helferinnen und Helfer mussten im Ortsteil Hohenlimburg ein Altenheim evakuieren. © Dieter Menne/dpa
In Erdorf, einem Stadtteil von Bitburg in der Eifel, lief der kleine Fluss Kyll über. Teile des Dorfs sind geflutet. Hier beobachtet ein Anwohner, wie die Wassermassen die untere Etage seines Hauses überfluten.
In Erdorf, einem Stadtteil von Bitburg in der Eifel, lief der kleine Fluss Kyll über. Teile des Dorfs sind geflutet. Hier beobachtet ein Anwohner, wie die Wassermassen die untere Etage seines Hauses überfluten. © Harald Tittel/dpa
Im nordrhein-westfälischen Altena starb ein Feuerwehrmann bei der Rettung eines Mannes. Der Ort ist an noch an vielen Stellen überflutet.
Im nordrhein-westfälischen Altena starb ein Feuerwehrmann bei der Rettung eines Mannes. Der Ort ist an noch an vielen Stellen überflutet. © Marc Gruber/7aktuell.de /dpa
In Köln erreichte der Rhein Pegelstände von über fünf Metern - und das Wasser könnte noch weiter steigen. Viele Keller sind vollgelaufen, viele Straßen überflutet.
In Köln erreichte der Rhein Pegelstände von über fünf Metern - und das Wasser könnte noch weiter steigen. Viele Keller sind vollgelaufen, viele Straßen überflutet. © Marius Becker/dpa
Auch die Niederlande hat das starke Unwetter getroffen. Auf dem Campingplatz De Hatenboer in Roermond stehen Wohnwagen unter Wasser. Durch die starken Regenfälle ist die Maas auf eine Rekordhöhe gestiegen.
Auch die Niederlande hat das starke Unwetter getroffen. Auf dem Campingplatz De Hatenboer in Roermond stehen Wohnwagen unter Wasser. Durch die starken Regenfälle ist die Maas auf eine Rekordhöhe gestiegen. © IMAGO / ANP / Hollandse Hooghte
Ein Luftbild zeigt den Hochwasserstand in der niederländischen Provinz Limburg. Die Maas ist nach heftigen Regenfällen über die Ufer getreten.
Ein Luftbild zeigt den Hochwasserstand in der niederländischen Provinz Limburg. Die Maas ist nach heftigen Regenfällen über die Ufer getreten. © Sem van der Wal / ANP / AFP)
Trooz in Belgien:  In den Provinzen Lüttich, Luxemburg und Namur wurde der provinzielle Katastrophenplan ausgerufen. Kritisch bleibt die Situation in Maaseik in der Provinz Limburg, wo das Wasser immer noch steigt.
Trooz in Belgien: In den Provinzen Lüttich, Luxemburg und Namur wurde der provinzielle Katastrophenplan ausgerufen. Kritisch bleibt die Situation in Maaseik in der Provinz Limburg, wo das Wasser immer noch steigt. © Eric Lalmand/BELGA/dpa
Eine Anwohnerin von Trooz begutachtet die Schäden an ihrem Haus. Die belgische Gemeinde wurde von dem Hochwasser stark getroffen.
Eine Anwohnerin von Trooz begutachtet die Schäden an ihrem Haus. Die belgische Gemeinde wurde von dem Hochwasser stark getroffen. © ERIC LALMAND / BELGA / AFP
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Bei den schweren Unwettern und dem damit verbundenen Hochwasser im Westen Deutschlands sind nach derzeitigen Angaben mehr als 130 Menschen gestorben, viele weitere werden vermisst. In mehreren Gemeinden stürzten durch das Hochwasser Häuser ein, die Straßen sind vielerorts unpassierbar. (nfz/dpa)

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