Potsdam. . Die Umweltzerstörung kostet Deutschland jedes Jahr viele Milliarden Euro. Wie man diese Kosten minimieren kann, zeigt eine neue Studie.

Das Gabler Wirtschaftslexikon beschreibt "externe Kosten" vereinfacht gesagt als Kosten, die zwar von der Wirtschaft verursacht, aber von der Gesellschaft getragen werden. Das können zum Beispiel Kosten sein, die wegen der Luftverschmutzung im Gesundheitssystem anfallen oder die Auswirkungen von Plastikmüll auf unsere Umwelt.

In Deutschland belaufen sich diese Kosten jährlich auf einen dreistelligen Milliardenbetrag, haben Expertinnen und Experten mehrerer Klimaforschungs- und Wirtschaftsinstitute herausgefunden. Die Ergebnisse ihrer Forschung haben sie in einer Studie veröffentlicht, die im Rahmen des vom Bundesforschungsministerium geförderten Energiewendeprojekts "Ariadne" entstand. Sie wird am Dienstag veröffentlicht, das "Handelsblatt" hatte zuerst darüber berichtet.

Umweltzerstörung kostet jährlich 671 Milliarden Euro

Durch externe Kosten entstünden jährlich Folgekosten "in der Größenordnung von 13 bis 19 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts", schreiben die Expertinnen und Experten in der Studie. "Diese Umwelt- und Gesundheitsschäden werden letztlich von allen getragen", erklärt Matthias Kalkuhl vom beteiligten Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) dem "Handelsblatt".

"Erstmals machen wir diesen Verlust unseres Wohlstands in konkreten Euro sichtbar", führt Kalkuhl weiter aus. Nach einer umfassenden Analyse der externen Kosten des Wirtschaftens in Deutschland kämen die Expertinnen und Experten "auf einen Schätzkorridor von 455 bis 671 Milliarden Euro".

Umweltsteuer kann Abhilfe schaffen, sagen Experten

Die Expertinnen und Experten geben allerdings auch noch Lösungen an die Hand, wie die hohen Kosten angeglichen werden. So könnte "durch eine konsequent auf Umweltschäden ausgerichtete Besteuerung" zusätzlich "44 bis 71 Prozent des gesamten heutigen Steueraufkommens zusätzlich" einnehmen, sagt MCC-Expertin Christina Roolfs dem "Handelsblatt".

Die Politik habe viel Handlungsspielraum, um eine umweltorientierte Steuer auch sozial gerecht zu gestalten, fährt Roolfs fort. Das ginge zum Beispiel durch Steuersenkungen in anderen Bereichen, direkte Rückerstattungen oder gezielte Transfers für besonders betroffene Haushalte. Diese Maßnahme falle in den Aufgabenbereich der Politik, schreiben die Expertinnen und Experten in der Studie.

Ebenfalls eine große Verantwortung habe allerdings die Wissenschaft. "Die Studienlage ist zum Teil dürftig oder noch nicht ausgereift, sodass teilweise nur partielle Schäden betrachtet und dazugehörige Kosten ermittelt wurden", erklären die Forscherinnen und Forscher in einer vom "Ariadne"-Projekt veröffentlichten Zusammenfassung.

Grüne fordern Steuerreform mit Fokus auf Umweltschutz

Eine Partei, die den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in beinahe jedem Punkt zustimmt, sind die Grünen. Deren haushaltspolitischer Sprecher Sven-Christian Kindler fordert gegenüber dem "Handelsblatt" eine Steuer- und Finanzreform mit deutlichem Fokus auf Umwelt- und Klimaschutz.

Dazu gehöre "ein deutlich höherer CO2-Preis mit fairer, sozialer Rückverteilung" ebenso wie der Abbau umweltschädlicher Subventionen - zum Beispiel für die Plastikproduktion oder Dieselfahrzeuge. "Das sind Relikte aus einem fossilen Zeitalter, die wir uns angesichts der Klimakrise, aber auch in Bezug auf eine nachhaltige Haushaltsfinanzierung nicht länger leisten können", sagt Kindler.