Berlin. Der Impfstoff von Astrazeneca wirft bei vielen Menschen Fragen auf. Was Sie zur Impfung mit dem Vakzin wissen sollten, lesen Sie hier.

  • Das Vakzin von Astrazeneca gehört zu den in Deutschland zugelassenen Corona-Impfstoffen
  • Aktuell kommt der Impfstoff aber kaum noch zum Einsatz – immer wieder hatte es Berichte über Nebenwirkungen gegeben
  • Wie hoch ist die Gefahr? Was ist über Todesfälle und Nebenwirkungenbekannt? Die wichtigsten Fakten zum Impfstoff

Kaum ein Corona-Vakzin steht so sehr in der Kritik wie der Impfstoff von Astrazeneca. Das Präparat ist in der EU seit Januar zugelassen – musste seither allerdings mehrmals nachuntersucht und neu bewertet werden. Wir liefern Ihnen die wichtigsten Informationen zu dem Mittel gegen das Coronavirus.

Astrazeneca: Wie wirksam ist der Corona-Impfstoff?

Laut Robert Koch-Institut beträgt die Wirksamkeit von Astrazeneca bis zu 80 Prozent in allen Altersgruppen. Das bedeutet: Die Wahrscheinlichkeit, nach einer Impfung mit dem Vakzin an Covid-19 zur erkranken, ist um bis zu 80 Prozent geringer als bei Ungeimpften. Das Risiko, trotz einer Astrazeneca-Impfung an Corona

zu erkranken und in ein Krankenhaus eingeliefert zu werden ist um etwa 95 Prozent niedriger. Unbekannt ist laut RKI derzeit noch, wie lange der Impfschutz anhält.

Neuen Studien zufolge ist die Wirksamkeit bei einer Kreuzimpfung mit Astrazeneca und einem anderen Impfstoff wie etwa dem von Biontech deutlich erhöht.

Lesen Sie hier: Alle wichtigen Fragen und Antworten zu den Corona-Impfstoffen und der Impfung.

Astrazeneca-Impfung: Können Geimpfte das Virus weiter übertragen?

Aktuell geht das RKI davon aus, dass Geimpfte Sars-Cov-2 übertragen können. Allerdings ist die Virenlast, die Menschen mit vollständigem Impfschutz – ob mit Astrazeneca oder einem anderen Vakzin – ausscheiden stark reduziert. Deshalb werden vollständig Geimpfte derzeit von Test- und Quarantänepflichten weitestgehend ausgenommen.

Sollte man die zweite Impfung mit Astrazeneca vorziehen?

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kündigte an, dass die Zweitimpfung mit Astrazeneca zukünftig schon nach vier, statt wie bisher nach zwölf Wochen möglich ist. Doch diese Entscheidung ist umstritten. Hintergrund ist eine womöglich niedrigere Wirksamkeit des Vakzins nach einer früheren Zweitimpfung.

Die Stiko konkretisierte zuletzt ihre Empfehlung für den Impfstoff von Astrazeneca, angesichts der Verbreitung der deutlich ansteckenderen Delta-Variante. Es sei wichtig, die zweite Impfstoffdosis „zeitgerecht wahrzunehmen“. Die Zweitimpfung sollte bei dem Präparat von Astrazeneca daher neun bis zwölf Wochen nach der Erstimpfung vorgenommen werden – falls noch jemand zweifach damit geimpft werden sollte – und „ab vier Wochen“ bei der Kombination aus Astrazeneca und mRNA-Impfstoff.

Der Impfstoff von Astrazeneca.
Der Impfstoff von Astrazeneca.

Wie ist der neue Name des Impfstoffs von Astrazeneca?

Während der Entwicklung wurde das Vakzin zunächst als "ChAdOx1", später als "AZD1222" bezeichnet. Ende Januar folgte dann die Zulassung in der EU – unter dem Namen "Covid-19 Vaccine Astrazeneca". Ende März erhielt der Impfstoff dann seinen Markennamen: "Vaxzevria".

Corona: Astrazeneca bekommt neuen Namen

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    Welche Nebenwirkungen sind nach einer Impfung mit Astrazeneca möglich?

    Auf der Webseite des Paul Ehrlich-Instituts sind mögliche Impfreaktionen nach der Verabreichung einer Astrazeneca-Dosis aufgelistet. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen:

    • Grippeähnliche Erkrankung
    • Fieber
    • Schüttelfrost
    • Druckempfindlichkeit an der Stelle der Injektion
    • Schmerzen an der Injektionsstelle
    • Kopfschmerzen
    • Müdigkeit
    • Muskelschmerzen
    • Gelenkschmerzen und Übelkeit

    Weitere Impfreaktionen finden Sie hier: Corona: Diese Astrazeneca-Nebenwirkungen können auftreten

    Wie lange dauert es, bis die Nebenwirkungen nachlassen?

    Bei den meisten Nebenwirkungen handelt es sich nur um kurzfristige Impfreaktionen, die nach wenigen Tagen wieder abklingen. Bei länger anhaltenden Beschwerden sollten sich Geimpfte an ihren Hausarzt wenden.

    Auch interessant: Wer haftete bei Impfschäden durch Astrazeneca?

    Löst Astrazeneca Thrombosen aus?

    Der Zusammenhang zwischen Thrombosen und einer Impfung mit Astrazeneca ist bislang nicht bewiesen. Bei 1 bis 2 unter 100.000 geimpften jüngeren Frauen traten Hirnvenenthrombosen auf. Auch bei wenigen Männern kam es zu solchen Fällen – jedoch wurden bisher bundesweit 2,5 Mal mehr Frauen das erste Mal mit Astrazeneca geimpft. Zuletzt waren in Deutschland 42 Fälle gezählt worden.

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    Wieso wurden die Astrazeneca-Impfungen zwischenzeitlich gestoppt?

    Wegen der vereinzelt auftretenden Thrombose-Fällsen setzten im März rund 20 Länder die Impfungen mit Astrazeneca aus, darunter auch Deutschland. Da kein kausaler Zusammenhang festgestellt werden konnte, sprach die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) erneut eine Impf-Empfehlung aus - allerdings mit einem Warnhinweis. Dänemark hat unlängst entschieden, ganz auf das Vakzin zu verzichten.

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      Neue Regelung: An wen darf Astrazeneca verimpft werden?

      Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat den Impfstoff zuletzt für Menschen ab 60 Jahren empfohlen. Die Gesundheitsministerkonferenz der Länder hat zudem den einstimmigen Beschluss gefasst, dass der Impfstoff in der Regel nicht mehr an Unter-60-Jährige verimpft werden soll.

      Eine neue Studie weist allerdings darauf hin, dass auch bei älteren Frauen ein erhöhtes Risiko von thromboembolischen Ereignissen als Nebenwirkung vorliegen könnte.

      Was ist mit der Zweitimpfung für Astrazeneca-Geimpfte?

      Wer älter ist als 60 Jahre, kann weiterhin mit Astrazeneca geimpft werden, wenn die erste Corona-Impfung mit Astrazeneca stattgefunden hat. Eine Wahl zwischen verschiedenen Impfstoffen ist in Deutschland nicht möglich. Unter 60-Jährige, die bereits einmal mit Astrazeneca geimpft wurden, sollen für ihre Zweitimpfung in der Regel die Präparate von Biontech oder Moderna erhalten. Lesen Sie dazu: Astrazeneca – Für welche Personen der Warnhinweis gilt

      Im Einzelfall soll aber auch eine Zweitimpfung mit Astrazeneca möglich sein. Der Abstand zwischen beiden Impfungen beträgt weiterhin 12 Wochen, in Einzelfällen kann auch nach neun Wochen schon die zweite Spritze verabreicht werden, wenn bereits entsprechend frühere Termine vereinbart sind.

      Kann ich mich auf eigenen Wunsch mit Astrazeneca impfen lassen?

      Wer jünger ist, darf sich weiterhin mit Astrazeneca impfen lassen, wenn die Entscheidung gemeinsam mit einer Ärztin oder einem Arzt getroffen wird, so die Ständige Impfkommission.

      Seit dem 6. Mai ist die Priorisierung für den Impfstoff aufgehoben. Unabhängig von Alter oder Vorerkrankung kann nun jeder, der mit Astrazeneca geimpft werden will, auch geimpft werden. Bund und Länder beschlossen die Aufhebung der Bevorzugung von Risikogruppen bei diesem Impfstoff, wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mitteilte.

      Gab es nach Astrazeneca-Impfungen bereits Todesfälle?

      Das Paul Ehrlich-Institut berichtet aktuell von 42 Thrombose-Fällen. Acht Patienten verstarben, davon waren fünf Frauen und drei Männer. Mit Ausnahme von sieben Fällen waren alle Betroffenen im Alter von 20 bis 63 Jahren.

      Wie bewertet die EMA den Astrazeneca-Impfstoff?

      Die EMA hat den Impfstoff von Astrazeneca erneut bewertet und sich dabei für einen uneingeschränkte Verwendung des Vakzins ausgesprochen. Zwar sieht die Behörde einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Corona-Impfstoff von Astrazeneca und sehr selten auftretenden Thrombosen bei Geimpften. Doch der Nutzen einer Impfung übersteige das Risiko deutlich. Eine weitere Risikobewertung des Impfstoffes erfolgt derzeit.

      Wer haftet bei eventuellen Impfschäden?

      Vor der Impfung soll eine umfassende Aufklärung durch den impfenden Arzt erfolgen. Der Patient oder die Patientin wird also über mögliche Risiken aufgeklärt. Er oder sie ist sich eines gewissen individuellen Risikos demnach bewusst. Willigen die Patienten nach der Aufklärung schließlich in die Impfung ein, sind sowohl Arzt als auch Patientin oder Patient rechtlich auf der sicheren Seite. Treten später dennoch Impfschäden auf, haftet das jeweilige Bundesland - und zwar dann, wenn die obersten Gesundheitsbehörden den Impfstoff öffentlich empfohlen haben. Dies ist bei Astrazeneca der Fall. Lesen Sie mehr: Astrazeneca: Wer haftet bei Impfschäden mit dem Vakzin?

      Astrazeneca: Haben auch Männer ein Risiko für eine Thrombose?

      Auch Männer haben ein Risiko für eine Hirnvenenthrombose nach einer Impfung mit Astrazeneca. Deshalb hat die Sändige Impfkomission (Stiko) empfohlen, die Impfung geschlechtsunabhängig für alle Menschen unter 60 Jahren in Deutschland auszusetzen.

      Hat sich der Bundespräsident mit Astrazeneca impfen lassen?

      Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich Anfang April mit dem Vakzin von Astrazeneca impfen lassen. Er betonte, dass er allen in Deutschland zugelassenen Impfstoffen vertraue. "Das Impfen ist der entscheidende Schritt auf dem Weg aus der Pandemie", sagte Steinmeier nach seiner Impfung. Dessen Beispiel folgte unter anderem auch der SPD-Politiker und Virologe Karl Lauterbach. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesgesundheitsminister Spahn haben sich ebenfalls mit Astrazeneca impfen lassen.

      Bundespräsident Steinmeier mit Astrazeneca geimpft

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        Wirkt Astrazeneca gegen Mutationen?

        Grundsätzlich bietet der Wirkstoff von Astrazeneca auch einen Schutz gegen Mutationen des Coronavirus – allerdings mit unterschiedlich hoher Wirksamkeit. Gegen die stark verbreitete britische Corona-Mutante B.1.1.7. wirkt Astrazeneca Experten zufolge gut, gegen die südafrikanische Virus-Mutante dagegen weniger.

        Laut Studien der Universitäten Oxford und Johannesburg bietet der Impfstoff hierbei nur einen Schutz von zehn Prozent vor leichten und mittelschweren Krankheitsverläufen. Auch bei der brasilianischen Mutante P1 soll der Impfstoff weniger wirksam sein. Der Hersteller Astrazeneca hat laut eigener Aussage vor, seinen Impfstoff entsprechend anzupassen.

        Um die Wirkung des Impfschutzes gegen die Delta-Variante des Coronavirus zu verbessern, hat die Stiko allerdings ihre Impfempfehlung angepasst. So sollen Menschen, die eine erste Dosis Astrazeneca erhalten haben, künftig unabhängig vom Alter als zweite Spritze einen mRNA-Impfstoff wie Biontech oder Moderna erhalten, teilte das Gremium am Donnerstag mit. Der Abstand zwischen erster und zweiter Dosis solle dann mindestens vier Wochen betragen. Die Empfehlung gelte „vorbehaltlich der Rückmeldungen aus dem noch zu eröffnenden Stellungnahmeverfahren“, hieß es.

        Die Expertinnen und Experten begründen diesen Rat damit, dass die Immunantwort nach dem Verabreichen von zwei verschiedenen Präparaten - erst Vektor-, dann mRNA-Impfstoff - der Immunantwort nach zwei Dosen Astrazeneca „deutlich überlegen“ sei.

        Lesen Sie auch: Wie wirksam sind Corona-Impfstoffe gegen die Delta-Variante?

        Um was für einen Impfstoff handelt es sich bei Astrazeneca genau?

        Anders als die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna handelt es sich bei dem Vakzin des britisch-schwedischen Konzerns um einen Vektorimpfstoff. Im Gegensatz zu mRNA-Impfstoffen enthalten Vektorimpfstoffe gegen Covid-19 genetische Information in Form von DNA. Eine Veränderung der DNA ist allerdings nicht zu befürchten.

        Dieser Artikel wurde zuerst auf morgenpost.de veröffentlicht.

        (mit bml/dpa)