Washington. Die Ära Trump ist vorbei. Doch bevor der US-Präsident ging, machte er seinem Ruf nochmal alle Ehre. So endete die Amtszeit Trumps.

Das schräge Vorspiel zum Festtag der Demokratie trug sich auf der Andrews Air Force Base vor den Toren der Stadt zu. Donald Trump, der sich nicht überwinden konnte, die präsidialen Usancen einzuhalten und seinem Nachfolger den Übergang so rumpelfrei wie möglich zu gestalten, suchte drei Stunden vor den ersten offiziellen Worten am Kapitol das Weite.

Vor dem vorläufig letzten Flug mit der Air Force One – Zielflughafen: West Palm Beach/Florida – veranstaltete der 45. Präsident eine seltsam von der Realität abgenabelte Abschiedsfeier mit militärischen Salutschüssen. Trump sagte: „Es waren unglaubliche vier Jahre, wir haben so viel erreicht. Wir hätten nicht härter arbeiten können.“ Glückwünsche an Biden? Fehlanzeige. Dafür eine Drohung: „Wir kommen zurück – auf die eine oder andere Weise.“

Donald Trump: Impeachment weiterhin möglich

Unter den 200 Gästen fehlten (bis auf die Familie) nahezu alle wichtigen Mitstreiter. Vizepräsident Mike Pence und die republikanischen Anführer in beiden Kammern des Kongresses, Mitch McConnell und Kevin McCarthy, blieben der Einladung fern, ebenso der frühere Chefjurist im Weißen Haus, Don McGahn, Ex-Stabschef John Kelly und der frühere Nationale Sicherheitsberater John Bolton.

Vorher vollzog Mitch McConnell den Bruch mit Trump. Er hielt ihm vor, den Mob, der am 6. Januar das Kapitol gestürmt hatte, „mit Lügen gefüttert“ zu haben. Ein Signal vor dem zweiten Teil des laufenden „Impeachments“ wegen „Anstachelung zum Aufruhr“. Sollten 17 Republikaner im Senat demnächst mit den 50 Demokraten stimmen, wäre Trump als erster Präsident in der US-Geschichte des Amtes enthoben. Mit einfacher Mehrheit (51 Stimmen) würde der Senat danach wohl beschließen, Trump den Zutritt zu öffentlichen Ämtern endgültig zu verwehren.

Trump begnadigt Steve Bannon und Lil Wayne

Ungeachtet dessen hat Trump in einer Last-minute-Aktion 143 Menschen mit Begnadigungen und Strafrabatt beglückt. Prominentester Name auf der unter anderem mit Wirtschaftskriminellen, korrupten Politikern und dem Rap-Star Lil Wayne (unerlaubter Waffenbesitz) bestückten Liste: Steve Bannon.

Der rechtsextreme ehemalige Trump-Berater hat nach Angaben der Staatsanwaltschaft aus Spendengeldern für den Bau von Trumps Mexiko-Mauer ein paar Millionen Dollar für sich abgezweigt. Ein im Frühjahr anstehender Prozess hätte ihn laut Rechtsexperten hinter Gitter gebracht.

Weiter gerätselt werden darf, ob Trump sich und seine Familie ebenfalls mit einem „Pardon“ ausgestattet hat. Auf der Liste stehen die Trumps nicht. Was aber nichts heißt. Es gibt keine Veröffentlichungspflicht. Sollte der Ex-Präsident in Zukunft angeklagt werden, könnte er ein Ass aus dem Ärmel ziehen.