Berlin. Frauen berichten unter #youknowme auf Twitter über ihre Abtreibungs-Erfahrungen. Wir stellen die Frau vor, die die Bewegung startete.

Die Debatte um das Recht auf Abtreibungen wird in den USA seit Jahrzehnten aufgeregt geführt. Nun hat der US-Bundesstaat Alabama eines der schärfsten Abtreibungsgesetze beschlossen, und viele Amerikanerinnen protestieren. Besonders mutige brechen mit einem Tabu – und berichten auf Twitter unter dem Hashtag #youknowme auf sehr berührende Weise über ihre eigenen Entscheidungen für eine Abtreibung.

Schauspielerin und TV-Talkerin Busy Philipps („Dawsons Creek“, „Emergency Room“) hat diese Bekenntnis-Bewegung gestartet. Die 39-jährige Mutter zweier Töchter griff in ihrer Talkshow „Busy Tonight“ die Nachrichten aus Alabama auf, um dann ein sehr persönliches Plädoyer für das Recht von Frauen zu halten, über ihren Körper selbst zu entscheiden.

Es gebe diese Statistik, sagte Philipps, nach der eine von vier Frauen unter 45 eine Abtreibung hatte. „Ihr denkt jetzt vielleicht: ,Ich kenne keine Frau, die abtreiben würde’“, sprach sie ihr Publikum an – „aber ihr kennt mich“. Sie habe im Alter von 15 eine Abtreibung gehabt. „Ich sage euch das, weil ich wirklich Angst um die Frauen und Mädchen in diesem Land habe“, sagte sie in dem hochemotionalen Moment, denn Politiker versuchten, Frauenkörper zu reglementieren.

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#Youknowme kommt passend zu Abtreibungsgesetz in Alabama

Die US-Schauspielerin und Moderatorin Busy Philipps hat eine Diskussion über Abtreibung angestoßen.
Die US-Schauspielerin und Moderatorin Busy Philipps hat eine Diskussion über Abtreibung angestoßen. © imago/Future Image | imago

Auf Twitter stieß Philipps mit dem Hashtag #youknowme die Debatte dann ebenfalls an – und viele nahmen den Faden auf. Sie habe mit 19 siamesische Zwillinge erwartet, schreibt Nutzerin Blair zum Beispiel: „Sie wären außerhalb der Gebärmutter nicht lebensfähig gewesen und ich wäre gestorben, wenn ich sie ausgetragen hätte“, erklärt sie ihre Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch.

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„Mein damaliger Freund sagte, ich könnte entweder abtreiben oder er werde es ,mir rausprügeln` Ich habe die ganze Zeit geweint. Auch Monate später noch so heftig, dass ich mich übergeben musste“, schreibt Meg. Sie denke immer darüber nach, wie alt das Kind jetzt wäre. Doch die Entscheidung für die Abtreibung sei „vermutlich der einzige Grund, warum ich heute noch am Leben bin“.

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Tausende Frauen erzählen von privatesten Momenten

Tausende Frauen öffnen sich und erzählen von privatesten Momenten, von medizinischen Gründen, von Vergewaltigungen, von Armut und Überforderung – um dem Stigma entgegenzuwirken, um deutlich zu machen, dass so gut wie keine Frau die Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch leichtfertig trifft und um zu erklären, wie viele verschiede relevante Gründe es für Abtreibungen gibt.

Auch Erica ist dabei: „Ich hatte eine Abtreibung im zweiten Trimester“, schreibt die Wissenschaftlerin. „Unser Sohn hatte keine Luftröhre gebildet. Hätte er die Geburt überlebt, wäre er hirntot gewesen. Ein solches Leben wollte ich nicht für ihn. Das war die erste wirkliche Entscheidung als Mutter, die ich je getroffen habe. Ich bin weder ein Monster noch kriminell.“

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„Ich bin stolz und fühle mich geehrt den Leuten zuzuhören, die ihre #Youknowme-Abtreibungsgeschichten erzählen, aber lasst uns eins klarstellen“, schreibt Hannah: „Du braucht keinen ,Grund’ für eine Abtreibung. Du solltest niemandem nachweisen müssen, warum du die Kontrolle über deinen eigenen Körper und dein eigenes Leben haben willst.

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Abtreibung: So ist die Situation in Deutschland

Das Abtreibungsverbot in Alabama ist in vielerlei Hinsicht eines der schärfsten Gesetze zu dem Thema in den USA – und wohl auch im internationalen Vergleich. Das Abtreibungsverbot in Alabama sieht bis zu 99 Jahre Haft für Ärzte vor, die Abtreibungen durchführen.

In Deutschland steht ein Schwangerschaftsabbruch generell auch unter Strafe, allerdings sieht das Strafgesetzbuch unter Artikel 218ff zahlreiche Ausnahmen vor. Zuletzt war darüber diskutiert worden, inwiefern Ärzte über Abtreibungen informieren oder werben dürfen. Der Bundestag hat deshalb die Reform von Paragraf 219a beschlossen.