Braunschweig. Eine Gruppe von SPD- und Unions-Abgeordneten will organisierte Sterbehilfe verbieten, das Selbstbestimmungsrecht todkranker Menschen aber stärken.

Dürfen Ärzte und Organisationen schwerstkranken Patienten beim Sterben helfen? Eine Gruppe von SPD- und Unions-Abgeordneten um den Bundestagsvizepräsidenten Peter Hintze will organisierte Sterbehilfe verbieten, das Selbstbestimmungsrecht todkranker Menschen aber stärken. Der Mensch am Ende seines Lebens müsse – bei starken Schmerzen – „selbst bestimmen, was er noch ertragen kann“, sagte Hintze am Donnerstag in Berlin bei der Vorstellung eines Eckpunktepapiers der Abgeordneten zur Regelung der Sterbehilfe.

Im Herbst 2015 soll der Bundestag über ein Verbot oder eine Regulierung der Beihilfe zum Suizid entscheiden. Die Positionen dazu gehen weit auseinander. Die Gruppe um Hintze und der Braunschweiger SPD-Bundestagsabgeordneten Carola Reimann setzt auf das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Arzt. Organisierte Einrichtungen wie Sterbehilfevereine lehnt sie ab. Ärzten solle es auf freiwilliger Basis erlaubt sein, „sterbenskranken Menschen zu helfen, selbst aus dem Leben zu scheiden, friedlich zu entschlafen“, sagte Hintze.

Allerdings soll es klare Regeln geben: Der Patient müsse erkennbar extrem leiden und umfassend über andere Behandlungsmöglichkeiten beraten worden sein. Die ärztliche Diagnose müsse von einem zweiten Arzt bestätigt werden. Schließlich müsse die Handlung durch den Patienten selbst erfolgen – das heißt, er muss das tödliche Medikament selbst zu sich nehmen. SPD-Fraktionsvize Reimann bekräftigte, die Gruppe setze sich für ein „würdevolles und selbstbestimmtes Sterben“ ein. Zugleich gelte es, die Palliativmedizin, also die pflegende und medizinische Betreuung von Sterbenskranken, weiter auszubauen.

Darauf setzt auch der Braunschweiger Palliativmediziner Rainer Prönneke. „Es wird immer gesagt, dass auch die Palliativmedizin an Grenzen stößt. Doch in Ausnahmefällen kann man unerträgliches Leid durch einen künstlichen Schlaf beenden“, sagte er. Solche Möglichkeiten der Sterbehilfe müssten ausgebaut und über die Methoden aufgeklärt werden. Sie seien zu wenig bekannt.

Den Leitartikel "Sterbehilfe mit Grenzen" lesen Sie hier.