Berlin. Seit Jahren breiten sich in Deutschland Wölfe aus. Eine neue Analyse zeigt, wo sich die Tiere noch überall wohlfühlen würden. Die Reaktionen darauf sind gespalten.

Weite Teile Deutschlands bieten einen geeigneten Lebensraum für den Wolf. Es sei davon auszugehen, dass es hierzulande 700 bis 1400 mögliche Territorien gebe, teilte das Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Bonn am Mittwoch mit.

Das BfN bezieht sich dabei auf eine gemeinsame Analyse mehrerer Forschungseinrichtungen. Demnach muss in Deutschland grundsätzlich in allen Landschaften mit durchziehenden oder in Teilen mit territorialen Wölfen gerechnet werden. Ein Territorium kann von einem Einzeltier, einem Paar oder einem Rudel bewohnt werden.

Die Wissenschaftler betonen, dass es sich bei der Angabe der Territorien keinesfalls um eine Zielgröße für eine deutschlandweite Bestandsentwicklung handelt. Stattdessen soll die Analyse die Bundesländer bei der Planung und Anpassung ihres Wolfsmanagements unterstützen.

Den Forschern zufolge sind etwa Großstädte wie Berlin und Hamburg, bestimmte Ballungsräume und ein Großteil von Nordrhein-Westfalen für Wolfsterritorien schlecht geeignet. Gebiete mit einer sehr guten Eignung seien unter anderem in den bayerischen Alpen, entlang der tschechischen Grenze, in den Mittelgebirgen sowie verstreut in Nordostdeutschland zu finden. Für das Monitoringjahr 2018/2019 wurden in Deutschland 105 Rudel, 29 Paare und 11 territoriale Einzeltiere nachgewiesen, wie es in dem Bericht heißt.

Wie viele Wölfe in Deutschland leben können, sei weniger eine biologische als eine gesellschaftspolitische Frage, teilte der Deutsche Jagdverband (DJV) mit. "Mit den Schäden nimmt in betroffenen Gebieten auch die Ablehnung zu." Der DJV fordert Schutz- und Managementzonen und auch Wolfsausschlussareale. Zudem sollten bei Übergriffen auf Nutztiere so lange Wölfe aus einem Rudel getötet werden dürfen, bis die Schäden aufhören.

Man müsse sich in ganz Deutschland auf den Wolf als Mitbewohner einstellen, hieß es von der Naturschutzorganisation WWF. "Schein-Debatten um No-Go-Areas für Wölfe, Obergrenzen oder Bejagung täuschen über die wahren Herausforderungen im Nebeneinander von Mensch und Wolf hinweg", sagte WWF-Expertin Diana Pretzell. Ein friedliches und konfliktfreies Zusammenleben von Wolf und Mensch stehe und falle mit flächendeckendem Herdenschutz. "Der muss vom Staat unterstützt werden, insbesondere finanziell."