Berlin. Bauministerin Klara Geywitz stellte Anfang März 750 Millionen Euro für klimafreundlichen Neubau zur Verfügung. Nun wird das Geld knapp.

Mitte März schlug das Statistische Bundesamt Alarm: Die Zahl der Baugenehmigungen ist 2022 um 6,9 Prozent auf nur noch 354.400 Wohnungen gesunken. Baugewerkschafter appellierten an die Regierung, das Ziel von 400.000 neuen Wohnungen von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) werde unerreichbar. Da ist es eigentlich eine gute Nachricht, dass das Förderprogramm „Klimafreundlicher Neubau“ (KFN) nach Informationen aus den Regierungsfraktionen besonders stark nachgefragt ist. Genauer: Die Fördersumme wird nicht einmal bis Mitte des Jahres ausreichen.

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Der Bund fördert mit jährlich 750 Millionen Euro den Neubau und Erstkauf von Wohn- und Nichtwohngebäuden, die den energetischen Standard eines Effizienzhauses 40 erfüllen. Insgesamt hat Geywitz im Paket mit einer neuen Eigentumsförderung für Familien, die ab Juni an den Start geht, 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.

Klimafreundlicher Neubau: 16.000 Wohnungen in wenigen Wochen beantragt

Aus dem Bauministerium will man auf Nachfrage nicht preisgeben, wie viel Geld noch im Fördertopf vorhanden ist. „Die Förderung wird ausgesprochen gut angenommen“, sagte eine Ministeriumssprecherin unserer Redaktion. Dabei hat Geywitz’ Haus den Überblick, denn sie „monitoren die Abrufzahlen tagesaktuell, um den Abfluss der Förderung für zinsgünstige Darlehen zu steuern“, heißt es weiter.

Womöglich will man keinen Ansturm auf die Fördergelder auslösen. Als Anhaltspunkt dafür, wie gut das KFN-Programm angenommen wird, dient der Hinweis aus dem Haus, dass seit Start der neuen BEG-Förderung Anfang des Monats etwa 16.000 Wohnungen gefördert wurden.

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hatte Anfang März neue Fördertöpfe für Häuslebauer geöffnet. Doch das Geld wird wenige Woche später bereits knapp.
Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hatte Anfang März neue Fördertöpfe für Häuslebauer geöffnet. Doch das Geld wird wenige Woche später bereits knapp. © dpa9 | Hendrik Schmidt

Für das Bauministerium ist das KFN-Programm ein Erfolg

Von Fachverbänden heißt es, dass besonders die Nichtwohngebäude (Förderkredit in Höhe von maximal 15 Millionen Euro) und das Programm für Kommunen mehr Mittel aus dem Topf abrufen. Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft (GdW), kritisiert daher: „Wenn die erst am 1. März gestartete Neubauförderung zum wiederholten Mal und trotz der hohen Anforderungen schon fast wieder aufgebraucht ist, zeigt das, dass sie nicht mehr als ein schlechter Witz war.“ Man brauche eine „verlässliche, zeitgemäße und finanzstarke Förderung für bezahlbaren Wohnungsbau“.

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Ganz anders sieht man das erwartungsgemäß im Ministerium: „Es gab viele Skeptiker, die gesagt haben, die Branche kann nur von einer reinen Zuschussförderung profitieren, aber wenig mit Zinsverbilligung anfangen. Unsere Zahlen belegen das Gegenteil“, sagte eine Sprecherin. Ein Großteil der Fördergelder fließe in den mehrgeschossigen Wohnungsbau, gefolgt von Anträgen für selbst genutztes Wohneigentum. Aufstocken will die SPD-Politikerin das Fördervolumen aktuell nicht – auch weil die Bundesregierung knapp bei Kasse ist. Man macht aber Hoffnung: „Wir sehen aktuell keine Gründe, die eine Fortführung des erfolgreichen Programms in Frage stellen.“

Klimafreundlicher Neubau: Um welches Förderprogramm geht es?

Seit Anfang März können Bauherren für besonders nachhaltige Wohngebäude – Erstkauf oder Neubau – einen Kredit von maximal 150.000 Euro pro Einheit in Anspruch nehmen, auf den es dann eine Zinsverbilligung gibt. Klimafreundliche Wohngebäude ohne Nachhaltigkeitssiegel werden mit einem Höchstbetrag von bis zu 100.000 Euro pro Wohneinheit gefördert.

Die Zinsverbilligung der Kredite liegt bei bis zu vier Prozent pro Jahr gemessen an den marktüblichen Konditionen. Die Laufzeit beträgt bis zu 35 Jahre und die Zinsbindung reicht bis zu zehn Jahre. Einzige Bedingung: Die Häuser müssen die sogenannte Effizienz­haus-Stufe 40 erreichen und dürfen nicht mit Öl, Gas oder Biomasse beheizt werden.

KFN-Förderung: Wer bekommt den Kredit?

Antragsberechtigt sind Investoren, Genossenschaften, Unternehmen und Privatpersonen. Anträge dazu können bei der staatlichen Förderbank KfW gestellt werden. Darüberhinaus erhalten Kommunen und Landkreise Investitionszuschüsse – etwa für den Bau von Wohnungen, Kindertagesstätten oder Schulen.

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