Frankfurt/Main . Die Einigung von Lufthansa mit Verdi für das Bodenpersonal ist kein Pilotabschluss. Nun kommt das Kabinenpersonal. Das ist streitbar.

Warnstreiks, Chaostage in den Airports, Flugausfälle, verärgerte Passagiere – in der Hauptreisezeit –, Einnahmeausfälle. Das Drohszenario einer Wiederholung hat die Lufthansa jetzt verhindern können. Zu einem hohen Preis.

Das Unternehmen einigte sich mit der Gewerkschaft Verdi auf Gehaltserhöhungen in drei Stufen für das Bodenpersonal. Die Fluglinie erkauft sich Ruhe und Zeit, um den nächsten Konflikt anzugehen, dann mit den Piloten. Nach den Verhandlungen ist vor den Verhandlungen.

Wie wichtig ist es dem Kranich, aus den Turbulenzen rauszufliegen? Personalvorstand Michael Niggemann ist zuversichtlich, mit den Piloten eine Verständigung zu erzielen. Ist die Einigung mit Verdi etwa ein Pilotabschluss, der von anderen übernommen wird?

Streik abgewendet: Aber jetzt sind die Piloten an der Reihe

"Es ist immer sehr schön, wenn bei anderen Berufsgruppen Einigungen erzielt werden, das gibt Hoffnung", sagte der Sprecher der Vereinigung Cockpit, Matthias Baier, unserer Redaktion. Indes haben die Piloten hohe Forderungen: 5,5 Prozent mehr Gehalt plus ab 1. Januar 2023 einen automatischen inflationsausgleich.

Die Piloten sind streitbar und haben oft gezeigt, dass sie den Flugbetrieb lahmlegen können. Nach einer Urabstimmung kann die Vereinigung Cockpit zu Streiks aufrufen, falls die für nächste Woche geplanten Verhandlungen nicht ebenfalls zu einem Erfolg führen.

Das Bodenpersonal, rund 20.000 Beschäftigte, erhält rückwirkend ab 1. Juli 200 Euro monatlich und ab 1. Januar 2023 weitere 2,5 Prozent, mindestens aber 125 Euro. Ab Juli 2023 kommt noch eine prozentuale Erhöhung von 2,5 Prozent hinzu.

Der Vorteil der Mindestbeträge ist, dass Kleinverdiener überproportional abschneiden. Check-In-Beschäftigte erhalten laut Verdi zwischen 13,6 und 18,4 Prozent mehr. Lufthansa spricht von Steigerungen um 19,2 Prozent in der untersten Gehaltsstufe von 2000 Euro.

Lufthansa: 18 Monate Laufzeit garantiert Planungssicherheit

Zufrieden ist Verdi-Verhandlungsführerin Christine Behle aber auch, weil sie eine Kernforderung des Konzerns abblocken konnte. Eigentlich wollte Lufthansa nur mehr zahlen, wenn die Airline in die Gewinnzone fliegt. Die Koppelung der Zahlungen mit dem Konzernergebnis ist vom Tisch.

Umgekehrt ist für das Unternehmen von Vorteil, dass die Einigung eine Laufzeit von 18 Monaten hat. Darauf könnten sich womöglich auch die Piloten einlassen. Für ein Unternehmen wie Lufthansa ist Planungssicherheit entscheidend.

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Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de