Frankfurt/Main. Mit Rekordverlust, gestrichener Dividende und dem Wunsch nach weiterem Kapital stellt sich der Lufthansa-Vorstand den Aktionären. Manche sind mit dem Kurs durch die Corona-Krise nicht einverstanden.

Mit Blick auf die Lufthansa-Hauptversammlung an diesem Dienstag (4. Mai) haben Anleger und Umweltschützer harte Kritik am Kurs des Luftverkehrskonzerns geäußert.

Man sei nach schwacher Bewältigung der Corona-Krise nicht bereit, dem Management einen Blanko-Scheck auszustellen, erklärte der Fondsmanager Michael Gierse von der genossenschaftlichen Union Investment am Montag. Man werde daher gegen den "völlig überdimensionierten" Kapitalvorratsbeschluss stimmen, mit dem sich der Vorstand einen Rahmen von bis zu 5,5 Milliarden Euro für neues Eigenkapital genehmigen lassen will.

Vorstandschef Carsten Spohr wirbt in seiner vorab veröffentlichten Rede zur Hauptversammlung hingegen um Zustimmung. "Der Beschluss soll uns in die Lage versetzen, flexibel eine Kapitalerhöhung durchzuführen, damit wir unsere Bilanzkennzahlen wieder stärken und zu alter finanzieller Stabilität zurückkehren zu können. (...) Klar ist, dass wir einen Großteil der Erlöse für die Rückführung der staatlichen Stabilisierungsmaßnahmen nutzen werden."

Union Investment verlangt in der Krise ein stärker fokussiertes Geschäftsmodell und zweifelt an dem Konzept, unter der Marke "Eurowings Discover" zusätzliche touristische Fernflüge anzubieten. Gemeinsam mit der Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka will Union Investment gegen die Berufung der Chefin des Hamburger Hafens, Angela Titzrath, in den Aufsichtsrat stimmen. Sie habe zu viele Mandate inne, kritisierte die Deka.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz sowie der Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre verlangten größere Anstrengungen zum Klimaschutz und zur Sicherung der Arbeitsplätze. Kurzstreckenflüge müssten bis 2030 auf die Schiene verlagert werden, verlangte BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock. Es sei nicht akzeptabel, wenn Arbeitsplätze mit hohen Sozialstandards zugunsten niedrigerer Standards bei der Eurowings gestrichen werden, kritisierte der Aktionärsvertreter Markus Dufner.

Der Konzern hatte in der vergangenen Woche bekräftigt, allein in Deutschland weitere 10.000 Vollzeitstellen streichen zu wollen. Ende März arbeiteten weltweit noch gut 111.000 Menschen für den Konzern, was 93.500 Vollzeitstellen entspricht, von denen 52.200 auf Deutschland entfallen.

Die Corona-Pandemie hat dem MDax-Konzern im vergangenen Jahr einen Rekordverlust von 6,7 Milliarden Euro eingebracht. Die Umsätze sackten 2020 wegen des zusammengebrochenen Flugverkehrs um 63 Prozent auf 13,6 Milliarden Euro ab, so dass das Unternehmen von Deutschland, Schweiz, Österreich und Belgien gemeinsam mit 9 Milliarden Euro Staatshilfe gerettet werden musste. Wie bereits im vergangenen Jahr soll auch für das Geschäftsjahr 2020 die Dividende an die Aktionäre entfallen. Bis zum Ende des ersten Quartals 2021 haben innerhalb eines Jahres rund 30 000 von 140 000 Mitarbeitern den Konzern verlassen. Das Catering-Geschäft in Europa wurde verkauft sowie die Airlines Germanwings und SunExpress Deutschland geschlossen.

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