München. Kleinere Unternehmen sind in der Krise stärker von der Insolvenz bedroht als große, hat das Ifo-Institut herausgefunden. Sie können auf weniger Rücklagen vertrauen.

Kleine Unternehmen haben durch die Corona-Krise laut Ifo-Institut weit höhere Insolvenzrisiken als große. Das sei besonders bei den kleinsten 25 Prozent der mittelständischen Betriebe sichtbar.

Ihre Eigenkapitalausstattung sei deutlich dünner, Finanzierungsprobleme und Existenzbedrohung seien ausgeprägter, erklärten die Wirtschaftsforscher in einer am Freitag veröffentlichten Studie für die Industrie- und Handelskammer München und Oberbayern.

"Unprofitable Firmen künstlich am Leben zu halten, ist nicht der richtige Weg. Das führt zu Wettbewerbsverzerrung", sagte Andreas Peichl, Leiter des Ifo-Zentrums für Makroökonomik und Befragungen. Aber der Staat sollte Betrieben mit stabiler Geschäftsentwicklung vor der Krise jetzt beim Eigenkapital helfen, zum Beispiel durch steuerliche Verrechnung früherer Gewinne mit heutigen Verlusten.

Ein Drittel der befragten Unternehmen berichte über eine Abnahme des Eigenkapitals, nur 6 Prozent über starke Rückgänge. Aber nicht nur nach der Unternehmensgröße, auch nach Branchen gebe es starke Unterschiede. "Das Gastgewerbe, die Reisebranche und der Kunst- und Unterhaltungssektor verzeichneten deutlich höhere Einbrüche beim Eigenkapital als der Durchschnitt. Viele Unternehmen in diesen Sektoren waren vor der Krise gesund", sagte Peichl. In Teilen der Industrie sei das Geschäft schon vor Corona schlecht gelaufen, und sie litten aktuell auch unter abschmelzenden Eigenkapitalausstattungen.

IHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl sagte: "Wenn der Staat in guten Zeiten Steuereinnahmen von den Gewinnen abschöpft, sollte er in einer Jahrhundertkrise großzügiger als bisher eine Verrechnung mit den aktuell auflaufenden Verlusten erlauben." Der Fiskus sollte die besonders betroffenen Betriebe mit einem Verlustrücktrag auf mindestens drei Jahre stützen.

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