Frankfurt/Main.

Vor dem am Abend erwarteten Zinsentscheid der US-Notenbank Fed haben sich die Dax-Anleger am Mittwoch weiter nur zögerlich aus der Deckung gewagt.

Wie schon am Vortag hielt sich der Leitindex den Tag über nahe den 13.200 Punkten auf. Letztlich schaffte er aber ein positives Vorzeichen, indem er 0,29 Prozent höher bei 13.255,37 Punkten schloss. Der MDax gewann sogar 0,70 Prozent auf 27.691,99 Punkte.

Als Stütze für die Kurse galten aktuelle Konjunktursignale. Die Industriestaatenorganisation OECD schätzt den coronabedingten Wirtschaftseinbruch in Europa und in den USA in diesem Jahr weniger dramatisch ein als zunächst erwartet. In China rechnet die Organisation nun sogar mit Wachstum statt schrumpfender Wirtschaftsleistung.

Laut Analyst Pierre Veyret vom Broker ActivTrades machten sich die Anleger in Europa mit ihrem dennoch zögerlichen Auftreten bereits auf die US-Notenbank gefasst. Von der Fed wird erwartet, dass sie am Abend an ihrem Corona-Krisenkurs mit unverändertem Leitzins und bestätigten Maßnahmen festhält. Mit Spannung erwartet werden aber Aussagen zur neuen Strategie und ihren Prognosen.

Im Dax gehörten die Aktien der Deutschen Post mit 1,9 Prozent zu den größten Gewinnern. Sie profitierten damit von starken Quartalszahlen des US-Kontrahenten Fedex vom Vorabend. Laut Analyst Neil Glynn von der Credit Suisse zeichneten die Amerikaner ein optimistisches Bild vom globalen Express-Verkehr.

Für den größten Gesprächsstoff sorgten aber weiter die Aktien von Grenke. Nachdem sie am Vortag schon um fast 20 Prozent abgesackt waren, verschärften sie ihre Talfahrt mit einem Einbruch um nochmals 40 Prozent. Sie leiden neuerdings unter einer sogenannten Short-Attacke. Da half auch eine Stellungnahme vom Vorabend nicht, mit der sich der Leasinganbieter gegen Vorwürfe der Bilanzfälschung wehrte.

Der Chemikalienhändler Brenntag, der wie Grenke im MDax notiert ist, stand mit einem Plus von 3,6 Prozent auf der anderen Seite des Index mittelgroßer Werte. Er will in diesem Jahr einen operativen Gewinn von mindestens einer Milliarde Euro erzielen. Der Kurs erreichte den höchsten Stand seit mehr als fünf Jahren. Zum 2015 aufgestellten Rekord fehlen nur noch etwas mehr als zwei Euro.

Der Lichtkonzern Osram hat sich kurz vor Ende des Geschäftsjahrs wegen zuletzt besser laufender Geschäfte in China und den USA etwas optimistischer gezeigt. Die Aktien stiegen um 1,5 Prozent. Ein ähnlich hohes Plus gab es auch für Freenet nach einem positiven Kommentar der Berenberg Bank.

Gesprächsstoff lieferte außerdem noch, dass Volkswagen laut einem Kreise-Bericht im "Manager Magazin" wieder mit einer Beteiligung an Sixt liebäugele. Die Papiere des Autozulieferers profitierten am Nachmittag davon und schlossen 4,6 Prozent höher. Dies bescherte ihnen ein Hoch seit drei Monaten.

Im SDax wurden sie damit aber übertrumpft von Borussia Dortmund mit einem Kurssprung um 7,4 Prozent auf ein Hoch seit Juni. Hier sorgte die beschlossene Rückkehr von Fans in die Stadien für gute Stimmung.

Auf europäischer Bühne ging der EuroStoxx 0,20 Prozent höher bei 3338,84 Punkten aus dem Handel. Der französische Cac 40 schloss knapp im Plus, der britische FTSE 100 aber verlor 0,4 Prozent. In New York wiederum lag der Dow Jones Industrial zuletzt mit 0,8 Prozent im Plus.

Der Euro gab vor der US-Zinsentscheidung etwas nach. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,1835 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1869 (Dienstag: 1,1892) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8425 (0,8409) Euro.

Am Rentenmarkt gab die Umlaufrendite von minus 0,48 Prozent am Dienstag auf minus 0,49 Prozent nach. Der Rentenindex Rex stieg um 0,04 Prozent auf 145,57 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,02 Prozent auf 174,05 Zähler zu.

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