Berlin. Trotz Coronakrise: Die Züge der Deutschen Bahn fahren weiter - wenn auch im reduzierten Takt. Die Gewerkschaft der Lokführer fürchtet, dass das zulasten der Beschäftigten geht.

Die Deutsche Bahn hat ihr Angebot reduziert, um Beschäftigte und die Flotte zu schonen. Derzeit fahren noch 75 bis 80 Prozent der Züge, wie der bundeseigene Konzern am Mittwoch mitteilte.

Die Bahn reagierte damit auf Kritik der Lokführergewerkschaft GDL. Deren Vorsitzender Claus Weselsky hatte gefordert, die Kapazitäten angesichts der niedrigen Auslastung auf 50 Prozent runterzufahren. "Wir müssen nicht auf Teufel komm raus heiße Luft transportieren", sagte er.

Aus Weselskys Sicht hat die Bahn zu lange an einem Angebot von 100 Prozent festgehalten. Das könne auch für die Werkstätten zu einer Herausforderung werden, wenn die Krise es schwieriger mache, Ersatzteile zu bekommen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die Fahrgastzahlen seien deutlich gesunken. Deshalb müsse die Bahn jetzt Personalreserven bilden, um auch in den nächsten Wochen ein verlässliches Grundangebot aufrecht erhalten zu können.

"Entgegen den Behauptungen von Herrn Weselsky hat die DB also schon Schritt für Schritt ihr Angebot zurückgefahren, um gerade auch schonend mit dem Personal umzugehen", entgegnete der Konzern am Mittwoch. "Fakt ist, dass die DB überall in Deutschland mit einem stabilen Angebot - übrigens anders als andere - die Mobilität sichert", hieß es weiter. Auch in schweren Zeiten könnten so Ärzte, Krankenpfleger, Polizisten und andere Helfer zur Arbeit kommen. "Die DB transportiert also keine "heiße Luft", sondern kommt ihrem Auftrag zur Sicherung der kritischen Infrastruktur nach", hieß es.

Schon am Vortag hatte die Bahn mit den Gewerkschaften vereinbart, auf betriebsbedingte Kündigungen aufgrund der Krise zu verzichten. Die Vereinbarung regelt auch Arbeitsbefreiungen für Beschäftigte mit Kindern, Entgeltfortzahlungen, flexiblen Ausgleich versäumter Arbeitszeiten und sichert die Mitsprache der Betriebsräte bei Kurzarbeit. Das Unternehmen hat in Deutschland 200 000 Mitarbeiter.

Die Coronakrise beeinträchtigt derweil nicht nur den Schienenverkehr, sondern auch die übrigen Abläufe beim bundeseigenen Konzern. Bahn-Chef Richard Lutz befindet sich derzeit in häuslicher Quarantäne, weil in seinem direkten beruflichen Umfeld eine Person positiv auf Sars-CoV-2 getestet wurde. Eine Pressekonferenz zur Präsentation der für Donnerstag erwarteten Jahreszahlen hat die Bahn abgesagt. Die Sitzung des Aufsichtsrats wurde am Mittwoch per Videokonferenz abgehalten.

Auf der Tagesordnung des Kontrollgremiums stand der Jahresabschluss 2019, der voraussichtlich einen Gewinnrückgang im laufenden Geschäft enthält. Nach 2,1 Milliarden Euro im Vorjahr dürfte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern 2019 noch bei 1,8 bis 1,9 Milliarden Euro gelegen haben, wie im Dezember aus Aufsichtsratskreisen verlautet war.

Zudem standen personelle Veränderungen im Aufsichtsrat an. Für Levin Holle, der im Februar auf den Vorstandsposten für Finanzen bei der Bahn gewechselt war, rückte Werner Gatzer nach, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. Auf der Arbeitnehmerseite ist der neue Chef der Eisenbahn-Verkehrsgesellschaft (EVG), Torsten Westphal, für seinen Vorgänger Alexander Kirchner in das Gremium eingezogen. Ebenfalls für die EVG trat deren neue Bundesgeschäftsführerin, Cosima Ingenschay, in den Aufsichtsrat ein.