Berlin. Der Handelskrieg zwischen USA und China sorgt für Bewegung an den Finanzmärkten. Experten erwarten, dass Edelmetalle wertvoller werden.

Wer zur Jahrtausendwende auf Gold gesetzt hat, konnte sein Kapital bis heute fast vervierfachen. Wer vor einem Jahr investiert hat, erzielte ein Plus von rund 24 Prozent. Doch es gibt auch viele Anleger, die das Edelmetall während einer Hochphase teuer einkauften und mit Abschlägen verkaufen mussten. Denn auch wenn Gold ein greifbarer Gegenstand ist, so ist das Metall deshalb keineswegs eine Anlage, die am Markt einen immer gleich hohen Wert erzielt. Im Gegenteil: Die Goldpreise schwanken – teils erheblich.

In diesen Tagen steht der Goldpreis wieder verstärkt im Interesse der Anleger. Angesichts internationaler Handelskonflikte suchen Investoren vermeintlich sichere Häfen für ihr Geld. Und dabei spielt Gold traditionell eine wichtige Rolle. Erstmals seit sechs Jahren knackte der Goldpreis vor gut einer Woche die Marke von 1500 Dollar (1339 Euro) je Feinunze (31,1 Gramm) und kletterte nach vorübergehenden Abschlägen gestern wieder auf 1519 Dollar. Damit ist das Edelmetall deutlich teurer als zu Jahresbeginn, aber dennoch von seinem bisherigen Rekord im Januar 2011 entfernt, als der Kurs infolge der Finanzmarktkrise auf 1921 Dollar je Feinunze kletterte.

Der Kursanstieg von Gold – und auch Silber – hat zahlreiche Ursachen, sagt der Rohstoffexperte der Commerzbank, Eugen Weinberg: „Er ist eine Folge der Unsicherheiten durch den Handelskrieg zwischen China und den USA, den damit verbundenen Ängsten vor einer Abkühlung der Weltwirtschaft und der drohenden Konjunkturabschwächung der chinesischen Wirtschaft.“

Nach dem Handelskrieg kommt der Währungskrieg

Angestoßen wurde der Anstieg durch die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, die Strafzölle auf chinesische Produkte nochmals zu erhöhen. Die Märkte befürchten, dass sich diese Auflagen auf die Aktienkurse negativ niederschlagen könnten, da die Exportprodukte der Industrie, die in China produziert werden, teurer und dadurch unattraktiver werden. „Gold wird meistens dann gekauft und steigt im Wert, wenn die Aktienmärkte rückläufig sind“, sagt Weinberg.

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Der Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Henning Vöpel, sieht den Auslöser des Kursanstiegs ebenfalls in der Weltwirtschaft, die sich durch geopolitische Krisen und Handelskonflikte eingetrübt habe. „Gold- und Silberpreis steigen, weil an den Finanzmärkten das Risiko eines Crashs gestiegen ist.“

Andere Rohstoffpreise wie für Öl sinken unterdessen . Seit einem Jahr hat sich der Preis – mit großen Kursausschlägen – für die Nordseesorte Brent auf 59 Dollar pro Barrel (rund 159 Liter) verbilligt – und ist damit rund 15 Prozent günstiger. Eine Entwicklung, die gerade die Erdöl produzierenden Länder schmerzt, verlieren sie doch täglich Einnahmen in Millionenhöhe. Der Druck lastet aber auch auf Industriemetallen wie Kupfer, Aluminium oder Palladium. Auch sie sind angesichts der möglicherweise nachlassenden Produktion mittelfristig günstiger zu haben.

China wertet den Yuan ab

Neben den Handelskonflikten kommt eine weitere Unsicherheit ins Spiel. „Nach dem Handelskrieg kommt jetzt der Währungskrieg“, meint Weinberg. „Jede Notenbank versucht, ihre Währung durch niedrige Zinsen zu schwächen. Durch eine schwache Währung erhoffen sie Vorteile für die heimische Wirtschaft und den Export.“

So hat China als Reaktion auf die Zolldrohung Trumps den Kurs ihrer Landeswährung Yuan deutlich abgewertet. Dadurch werden die Preise ihrer Produkte für ausländische Käufer wieder günstiger – ein Gegenmittel, um mögliche Zollerhöhungen wieder wettzumachen. Die Europäische Zentralbank (EZB) fährt seit Jahren eine Nullzinspolitik, auch die US-Notenbank Fed senkte zuletzt ihre Leitzinsen wieder leicht.

Ob die Strategie der Notenbanken aufgeht, ist allerdings nicht sicher. „Schließlich ist jeder dabei, seine Währung zu schwächen“, sagt Weinberg. Auch der HWWI-Chef Vöpel fürchtet: „Schlimmstenfalls droht ein Währungskrieg, der immer desaströs ist.“

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    Wertzuwachs bei Gold wird wohl noch größer

    Wie geht es weiter? Anleger und Investoren fürchten, dass die Notenbanken der großen Industrieländer angesichts der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Lage ihre lasche Zinspolitik fortsetzen werden. „Die Märkte stellen sich auf eine längere Phase niedriger Zinsen ein“, meint der Rohstoffanalyst der Commerzbank. Das Geld wird dabei durch die Inflation immer weniger wert.

    „Wir erwarten eine Fortsetzung des Aufwärtstrends von Gold, der auch im nächsten Jahr anhalten dürfte“, prognostiziert Weinberg. Schon seit jeher gelte: Je stärker der Dollar unter Druck gerät, desto stärker steigen die Rohstoffpreise an, meint der Commerzbank-Analyst: „Umso mehr werden Rohstoffe von einer allgemeinen Abwertung des Papiergeldes profitieren.“

    Auch der Ölpreis und die Industrierohstoffe wie Kupfer dürften in den nächsten Monaten wieder zulegen. „Wir gehen davon aus, dass Chinas Wirtschaft eine weiche Landung hinlegen wird und keinen Zusammenbruch erfährt – und infolgedessen auch die Nachfrage nach Öl und Industrierohstoffen wie Kupfer nicht deutlich nachlässt“, sagt Weinberg. China hat angesichts aktuell hoher Zinssätze noch viele Handlungsmöglichkeiten, seine Währung zu beeinflussen. Zudem dürfte die Ölfördermenge künstlich durch die OPEC reduziert werden.

    Experten: Gold allein macht nicht reich

    Und was ist gut für Anleger? Für viele Bankberater gehört Gold in ein gut gemischtes Portfolio – allerdings nur als ein Teil neben Aktien, Immobilien und sonstigen Anlagen. „Gold ist kein Instrument, mit dem man reich werden kann“, sagt der Rohstoffanalyst Weinberg. Gold sei „nichts anderes als eine Versicherung, mit dem ein Teil des Vermögens durch Sachwerte in Sicherheit gebracht wird“.

    Gold werde meistens als langfristige Anlage gekauft, „das man zurücklegt, ohne davon Gebrauch zu machen.“ Wer mit Gold Gewinne erzielen möchte, sollte laut Weinberg eher auf Zertifikate, Gold-ETF oder auf Aktien von Goldminen setzen.

    Fakt ist aber auch: Wer einen langen Atem hatte, sein Gold nie zu Geld machen musste, dürfte bislang unterm Strich gut gefahren sein – oder zumindest die Erben. Denn: Auf lange Sicht hat Gold in den vergangenen 100 Jahren an Wert zugelegt.