Berlin. Am Dienstag werden acht deutsche Flughäfen bestreikt, Hunderte Flüge fallen bundesweit aus. Was Flugreisende jetzt wissen sollten.

Warnstreiks der Sicherheitskräfte haben den Flugverkehr an mehreren deutschen Flughäfen am Dienstag massiv behindert. Die Gewerkschaften Verdi und Deutscher Beamtenbund (DBB) haben zu Warnstreiks aufgerufen, Hunderte Flüge sind deshalb ausgefallen, Zehntausende Passagiere kamen nicht ans Ziel.

Warnstreiks an acht Flughäfen

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    Die Warnstreiks sollen an manchen Flughäfen noch bis Mitternacht dauern.

    Betroffen sind acht Airports, darunter auch die beiden größten deutschen Flughäfen in München und Frankfurt/Main. Dort steht seit 2 Uhr vieles still. Die Schalter großer Fluglinien und die Sicherheitsbereiche sind leer, weil das Personal fehlt.

    Warnstreiks: Flugausfälle auch in Berlin, Köln und Düsseldorf

    Allein in Frankfurt/Main wurden am Dienstag rund die Hälfte der geplanten 1200 An- und Abflüge gestrichen, wie der Betreiber Fraport mitteilte. „Der Flugverkehr ist massiv beeinträchtigt“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Benjamin Roscher in Frankfurt.

    Auch an den Flughäfen Berlin-Tegel, Köln/Bonn und Düsseldorf sind am Dienstag wegen der Warnstreiks an anderen Flughäfen Dutzende Flüge ausgefallen.

    Airlines streichen massenhaft Flüge oder weichen aus

    Etwa 500 Flüge streicht allein die Deutsche Lufthansa bundesweit, darunter 28 Interkontinentalverbindungen. Frankfurt und München sind die wichtigsten Flughäfen der Kranich-Airline für internationale Flüge. Das sind etwa zwei Fünftel aller für Dienstag geplanten Verbindungen der Linie.

    Der Reiseveranstalter Tuifly wird schon wie in der vergangenen Woche seine Fluggäste zu anderen Flughäfen bringen: Statt in Frankfurt/Main starten die Passagiere von Karlsruhe/Baden-Baden und statt von Hannover aus von Paderborn.

    „Als Reiseveranstalter stehen wir in der Verantwortung zu fliegen“, sagte ein Sprecher, „denn unsere Gäste haben ein Gesamtpaket mit Flug, Hotel und gegebenenfalls Mietwagen gebucht.“

    Warnstreiks – diese Flughäfen sind betroffen

    • Frankfurt/Main (2 bis 20 Uhr)
    • München (3.30 bis 24 Uhr)
    • Hamburg (0 bis 24 Uhr)
    • Hannover (0 bis 24 Uhr)
    • Bremen (0 bis 24 Uhr)
    • Leipzig/Halle (4 bis 18 Uhr)
    • Dresden (3 bis 21 Uhr)
    • Erfurt (6 bis 21 Uhr)

    Streiks gab es erst vergangene Woche

    Warnstreiks hatte es erst vergangene Woche an zahlreichen Flughäfen gegeben, unter anderem in Berlin-Tegel und Schönefeld am vergangenen Montag, am Donnerstag dann in Düsseldorf, Köln-Bonn und Stuttgart.

    Laut Verdi hat der Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) nicht entsprechend auf diese Warnstreiks reagiert – deshalb werde man die Arbeitsniederlegungen nun ausweiten.

    „Es wäre den Arbeitgebern möglich gewesen, auf die Warnsignale zu reagieren. Dadurch, dass sie – völlig unverständlich – keine Bereitschaft gezeigt haben, ein verbessertes Angebot vorzulegen, ist eine Ausdehnung der Warnstreiks notwendig geworden“, erklärte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Ute Kittel in einer Mitteilung.

    Der Flughafenverband ADV reagierte verständnislos. „Es ist unverantwortlich von Verdi, die Streiks bis zum exorbitanten Exzess auszudehnen“, teilte Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel am Montag mit. Am Dienstag seien auf einen Schlag acht deutsche Flughäfen betroffen. „Jede Dimension eines Warnstreiks wird gesprengt.“ Das deutsche Flugnetz drohe lahmgelegt zu werden.

    Was die Passagiere am Dienstag erwartet

    Frankfurt/Main: Rund die Hälfte der geplanten 1200 An- und Abflüge wurden nach Angaben des Betreibers Fraport von den Fluggesellschaften gestrichen, viele weitere haben Verspätungen. Laut DBB sollten bis 20 Uhr weit mehr als 1000 der rund 5000 Sicherheitsmitarbeiter in den Streik treten.

    Der Flughafenbetreiber Fraport hatte Passagiere dazu aufgerufen, möglichst frühzeitig zu planen – und am besten gar nicht erst zum Terminal zu kommen. Bei regulärem Flugbetrieb wären an diesem Dienstag etwa 135.000 Passagiere am Frankfurter Flughafen erwartet worden.

    Hamburg: Am Hamburger Flughafen fallen laut einer Sprecherin 202 der für Dienstag angesetzten 357 An- und Abflüge aus.

    Hannover: Mehr als ein Drittel der Verbindungen werden am Flughafen Hannover ausfallen. „Stand jetzt sind 26 Abflüge und 16 Anflüge gestrichen“, sagte Flughafensprecher Sönke Jacobsen am Montag. Der Streik betrifft 500 Beschäftigte.

    Berlin-Tegel: In Tegel seien vor allem Verbindungen von und nach Frankfurt/Main von Ausfällen betroffen, wie die Flughafengesellschaft (FBB) mitteilte.

    Köln/Bonn: Am Flughafen Köln/Bonn fielen 26 von geplanten 212 Flügen aus, teilte ein Sprecher mit. Betroffen waren Strecken zu den bestreikten Flughäfen in Hamburg, Leipzig, München und Dresden.

    Düsseldorf: Hier fallen insgesamt 38 Verbindungen von und zu den Flughäfen in Frankfurt/Main, München, Leipzig/Halle, Dresden und Hamburg aus, wie der Airport auf seiner Internetseite mitteilte.

    Flughafen Hannover: Hier fällt ein Drittel der Verbindungen aus.
    Flughafen Hannover: Hier fällt ein Drittel der Verbindungen aus. © dpa | Holger Hollemann

    Bremen: Am Flughafen Bremen wurden nach Auskunft einer Sprecherin bis Montag 4 von 29 für Dienstag disponierten Flüge abgesagt. Die Verbindungen der Lufthansa von und nach Frankfurt am Main seien gestrichen worden. Der Streik betrifft 200 Beschäftigte. Nach Angaben von Verdi sollen 17 von 32 Abflügen und acht von 16 Ankünften ausfallen.

    Leipzig/Halle: In Leipzig betrifft der Streik vor allem innerdeutsche Flüge. 28 von 50 An- und Abflügen fallen aus.

    Dresden: In Dresden fallen 27 von 46 Verbindungen aus. Bis zum Nachmittag kam es dort nicht zu größeren Wartezeiten. Die gestrichenen Flüge hätten eigentlich in die Türkei, nach Ägypten und Fuerteventura gehen sollen.

    Erfurt-Weimar: In Thüringen werden die Streiks nach Angaben eines Sprechers keine Auswirkungen haben. Am Dienstag stehen dort ohnehin keine Flüge an.

    München: In München waren rund 150 Kontrolleure für das Flughafenpersonal und die Waren in den Warnstreik gegangen. Laut Flughafen fielen etwa 100 Flüge aus. Der Flughafenbetreiber in München empfiehlt allen Fluggästen, sich vorab genau zu informieren, ob der geplante Flug stattfindet.

    Gewerkschaft fordert Stundenlohn von 20 Euro

    Mit dem Streik will die Dienstleistungsgewerkschaft die Arbeitgeber dazu bringen, ein verhandlungsfähiges Angebot für die rund 23.000 Beschäftigten im Bereich der Sicherheit an deutschen Flughäfen vorzulegen.

    Verdi fordert für die Beschäftigten bei Passagier-, Fracht-, Personal- und Warenkontrollen einen einheitlichen Stundenlohn von 20 Euro brutto. Bisher liegen die Löhne je nach Bundesland und Tätigkeit zwischen 11,30 Euro und 17,16 Euro. Die Arbeitgeber hatten zuletzt nach eigenen Angaben zwei bis zu 6,4 Prozent Erhöhung angeboten.

    Die Verhandlungsführer von BDLS und Verdi wollen die Gespräche am 23. Januar fortsetzen.

    Am Montag kam es bereits zum Streik an den Berliner Flughäfen.
    Am Montag kam es bereits zum Streik an den Berliner Flughäfen. © dpa | Bernd Settnik

    Immer wieder Einschränkungen durch Streiks

    In den vergangenen Monaten kam es im Flugverkehr durch Streiks immer wieder zu erheblichen Einschränkungen. Besonders von Streiks betroffen war die Billig-Airline Ryanair. Nach mehreren Streiks hatte Verdi im November eine Einigung mit Ryanair erzielt.

    Zuvor hatte es im April einen Verdi-Streik bei der Lufthansa gegeben, wodurch zahlreiche Flughäfen lahmgelegt wurden.

    Durch Streiks kommt es häufig zu Flugausfällen: So bekommt man von der Fluggesellschaft Entschädigungen bei Flugausfällen. (sdo/art/les/rtr/dpa)