Hamburg. Die Bekleidungskette C&A stellt sich unter neuem Chef Alain Caparros anders auf. Die Konkurrenz wächst durch Anbieter wie Primark.

Nicht wenige Branchenkenner sind skeptisch, ob es Alain Caparros als neuem Chef von C&A gelingen wird, die traditionsreiche Günstigtextilkette zu modernisieren. Auch Bobbycars spielen eine Rolle.

An der Notwendigkeit dafür gibt es kaum Zweifel, denn C&A wird aus zwei Richtungen in die Zange genommen: Discounter wie etwa Primark – bei Jugendlichen sehr beliebt – und Aldi greifen im Niedrigpreissektor an.

C&A will sich modernisieren – das Wichtigste in Kürze:

  • C&A plant weitreichende Veränderungen
  • Die Modekette will ihr Sortiment deutlich erweitern
  • Dabei sollen auch Butlers-Produkte und Bobbycars helfen

Aus dem Mittelpreissegment macht Zara mit einem frischeren Image und schnell wechselnden Kollektionen immer mehr Druck. Eine der Ideen des ehemaligen Rewe-Chefs Caparros für die Neupositionierung: anderen Unternehmen Verkaufsflächen im eigenen Laden geben, etwa dem Wohnaccessoire-Spezialisten Butlers.

In rund 500 der gut 1500 europä­ischen C&A-Läden werden nun Butlers-Produkte angeboten. In sieben Häusern in Deutschland und Österreich hat C&A dem neuen Partner sogar eine Shop-in-Shop-Fläche eingerichtet. Was man den Kunden bieten wolle, sei „der Besuch in einem Store, der alles bietet, was sie brauchen“, sagt Mohamed Bouyaala, Deutschland-Chef des Textilhändlers.

Butlers musste 19 von 94 Niederlassungen schließen

Butlers hingegen sieht in der Zusammenarbeit mit C&A nach den Worten von Firmengründer Wilhelm Josten eine hervorragende Gelegenheit, die Bekanntheit zu steigern „und in uns bislang unbekannten Märkten Fuß zu fassen“. Die Einrichtungskette musste 2017 im Zuge eines Insolvenzverfahrens bundesweit 19 von 94 Niederlassungen schließen. Über die C&A-Kooperation gewinnt Butlers nun eine große Zahl von Verkaufspunkten hinzu.

Der neue C&A-Chef Alain Caparros krempelt das Unternehmen um. Er lenkte früher Rewe.
Der neue C&A-Chef Alain Caparros krempelt das Unternehmen um. Er lenkte früher Rewe. © C&A | Rudolf Wichert

An manchen C&A-Standorten stoßen die Kunden auch auf Produkte eines weiteren neuen Partners: Jeans von Mustang, einem baden-württembergischen Bekleidungshersteller.

Damit will C&A in ein höheres Preissegment vorstoßen: „Wir sind in Deutschland Marktführer bei Damen- und Herrenjeans, obwohl wir nur Hosen im Preisbereich von neun bis 49 Euro anbieten“, sagt Unternehmenssprecher Thorsten Rolfes. Durch die Kooperation mit Mustang runde man das Sortiment nun mit Produkten zu Preisen bis 69 Euro nach oben ab. Die Verkaufsflächen gibt es in 30 deutschen Häusern von C&A.

Zuletzt hatte C&A damit Schlagzeilen gemacht, dass Kunden wieder mit D-Mark bezahlen können. Im Januar war zudem bekannt geworden, dass C&A angeblich an Chinesen verkauft werden soll. Wenig später teilte das Unternehmen mit, dass C&A nach China expandieren wolle.

Zusammenarbeit mit Bobbycar-Hersteller Simba Dickie

Auch abseits der Bekleidung soll es – über die Butlers-Kooperation hinaus – weitere Angebote geben. In Köln testet C&A bereits eine Zusammenarbeit mit dem Bobbycar-Hersteller Simba Dickie, einer der größten Spielwarenfirmen Deutschlands.

Auch das passe zu C&A, sagt Sprecher Rolfes. „In der Kindermode haben wir einen Marktanteil von mehr als zehn Prozent in Deutschland.“ Es wird zudem überlegt, „dekorative Kosmetik“ wie Lippenstifte ins Sortiment aufzunehmen, ebenso Haushaltswaren, Bettwäsche, Kerzen.

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    „C&A geht es bei solchen Kooperationen darum, dass mehr Menschen in die Läden kommen“, sagt Einzelhandelsexperte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU in Düsseldorf. „Klassische Händler wie C&A oder auch die Warenhausketten verfügen über sehr große Flächen in tendenziell teuren Stadtlagen. Aber der Anteil von Online-Anbietern an den Einzelhandelsumsätzen steigt.“

    Karstadt ist auf ähnlichem Weg

    Fassnacht sieht die Strategie von Caparros, die auch andere Konzerne in der Branche verfolgen, mit einer gewissen Skepsis: „Ich glaube nicht, dass es ein Ausdruck von Stärke ist, wenn Einzelhändler auf Kooperationen mit branchenfremden Anbietern setzen. Eine solche Strategie passt im Zweifel auch eher zu Warenhäusern, die ja ohnehin für Vielfalt stehen.“

    Tatsächlich ist Karstadt längst auf diesem Weg: Firmenchef Stephan Fanderl will den Warenhauskonzern als vernetzten „Marktplatz von morgen“ positionieren und dazu externe Partner in den Häusern ansiedeln.