Berlin. Professor Stefan Weinzierl über das Fach Audiokommunikation an der Technischen Uni Berlin. Die Absolventen sind gefragte Spezialisten.

In Sachen akustische Grundlagenforschung genießt das Fachgebiet Audiokommunikation der Technischen Universität (TU) Berlin weltweit Renommee. Studiengangsleiter Professor Stefan Weinzierl muss sich um die berufliche Zukunft seiner Studenten keine Sorgen machen. Mit ihm sprach Sebastian Blottner.

Berliner Morgenpost: Herr Weinzierl, Sie leiten den Studiengang Audiokommunikation an der TU. Was macht den Unterschied zum Audiodesign aus, wie man es anderswo lernen kann?

Professor Stefan Weinzierl vom Fachbereich Audiokommunikation der Technischen Universität Berlin.
Professor Stefan Weinzierl vom Fachbereich Audiokommunikation der Technischen Universität Berlin. © Ulrich Dahl | Ulrich Dahl

Stefan Weinzierl: Kurz gesagt, beim Audiodesign geht es ums Machen, um die Anwendung, und bei uns geht es ums Verstehen, das wissenschaftliche Erforschen und das neu Entwickeln. Hinsichtlich akustischer Phänomene geht diese Arbeit oft über rein technisch messbare Parameter hinaus.

Häufig kommen psychologische Komponenten hinzu, auch Dinge wie gesellschaftliche Konventionen können eine Rolle spielen.

Fürs Studium bei Ihnen ist ein gewisses Maß an physikalischem und technischem Sachverstand aber Voraussetzung?

Auf jeden Fall. Grundkenntnisse in Höherer Mathematik und Informatik sind Bedingung für eine Zulassung, ohne die kommt bei uns niemand aus. Viele unserer Studenten und Doktoranden kommen aus der Informatik und Elektrotechnik.

Ungefähr ein Drittel aber auch aus Fachgebieten wie Musikwissenschaft oder Architektur.

Aussichten auf dem Arbeitsmarkt

Welche Chancen hat man mit dem Masterabschluss in Audiokommunikation auf dem Arbeitsmarkt?

Sehr gute. Wir immatrikulieren jährlich 40 Studenten, und sie haben nach ihrem Abschluss überhaupt kein Problem, einen Job zu finden. Unsere Absolventen sind fit für den Entwicklungsbereich, und die Industrie hat auf absehbare Zeit großen Bedarf an Leuten mit diesem Know-how.

Gerade wurden Sie für das geplante neue Konzerthaus in München als akustischer Berater engagiert. Ist das ein typischer Job für Akustikspezialisten?

Einer von vielen, würde ich sagen. Bei der Erforschung von Raumakustik beschäftigen wir uns natürlich auch damit, was den Klang eines Konzertsaales ausmacht und wie man ihn planen kann. Dafür bietet unser Spezialgebiet, die virtuelle Akustik, nie dagewesene Möglichkeiten, denn wir können Räume sehr präzise akustisch simulieren.

In Zukunft werden wir aber vielleicht nur noch per Videobrille in der Philharmonie Platz nehmen und uns aussuchen, wo wir virtuell sitzen wollen und wie es dort klingt. An der Umsetzung solcher Visionen arbeiten wir.

Worin steckt das größte Potenzial?

Das lässt sich schwer auf einen einzelnen Bereich eingrenzen. Wenn wir uns mit Audiokommunikation beschäftigen, beziehen wir die gesamte Kette von der Produktion über die medialen Transportwege bis zum Hörer mit ein, es gibt also zahlreiche Facetten.

Unsere Absolventen gehen tendenziell eher in die ingenieurwissenschaftliche Richtung, entwickeln zum Beispiel Mikrofone und Lautsprecher.

Der Bereich der virtuellen Realität wird aber ohne Frage enorme Bedeutung bekommen. Darüber wird zwar schon viel geredet, aber noch steckt er in den Kinderschuhen. Sound und Akus­tik spielen in der virtuellen Realität eine herausragende Rolle.