Berlin. Der Tarifkonflikt zwischen Deutscher Bahn und Gewerkschaften schwelt weiter. Ein neues Angebot der Bahn will die EVG nicht annehmen.

Es kommt zwar vorerst nicht zum Streik, aber eine Einigung gibt es auch nicht: Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn zeichnet sich keine rasche Lösung ab. Die Deutsche Bahn legte am Mittwoch ein neues Angebot an die Gewerkschaften vor und wollte so Bewegung in die schwierigen Verhandlungen bringen. Ein Kompromiss kam zunächst nicht zustande.

Die Bahn und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) unterbrachen die Gespräche in der Nacht zum Donnerstag in Berlin und wollten am Vormittag erneut zusammentreffen. Zum Zwischenstand machten Sprecher beider Seiten keine Angaben. Die EVG hatte ursprünglich wie die konkurrierende Lokführergewerkschaft GDL 7,5 Prozent mehr Geld gefordert.

Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky sagte am Mittwoch im SWR: „Es ist eine Taktiererei, ein Verschieben von Zahlen. Für Tarifexperten ist das neue Angebot genauso viel wert wie das vorhergehende Angebot.“

Claus Weselsky, Chef der Lokführergewerkschaft GDL, bezeichnete ein Angebot der Bahn als „Taschenspielertrick“.
Claus Weselsky, Chef der Lokführergewerkschaft GDL, bezeichnete ein Angebot der Bahn als „Taschenspielertrick“. © dpa | Martin Schutt

Die Bahn versuche lediglich über eine höhere Zahl – 3,2 Prozent statt 2,5 Prozent – bei der angebotenen ersten von zwei Stufen den Eindruck zu erzeugen, dies sei ein besseres Angebot. „Wenn man allerdings auf 34 Monate Laufzeit geht, dann kommt man zu dem Schluss, dass beide Angebote gleichwertig sind.“ Weselsky sprach von einem „Taschenspielertrick“.

Gespräche zwischen GDL und Bahn fortgesetzt – weiter Streit über Lohnerhöhung

Die GDL hatte die Verhandlungen zuvor am Mittwochmorgen für gescheitert erklärt. „Ich gehe davon aus, dass wir mit einem verbesserten Angebot auch da den Gesprächsfaden wieder aufnehmen können“, sagte Personalvorstand Martin Seiler kurz darauf in Berlin.

Tatsächlich setzte man die am Dienstag begonnenen Gespräche mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) für rund 160.000 Beschäftigte fort. Doch am Ende gab es keine Einigung.

Die EVG hatte zu dem Warnstreik am Montag aufgerufen, der den Zugverkehr in weiten Teilen Deutschlands lahmlegte.

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„In diesem Jahr voraussichtlich keine Streiks mehr“

Die GDL wolle nun das weitere Vorgehen beraten. Zu einem Streik darf sie nach geltender Vereinbarung erst nach dem Ende der Schlichtung aufrufen. „In diesem Jahr wird es voraussichtlich keine Streiks mehr geben“, sagte eine GDL-Sprecherin.

Martin Seiler, Vorstand Personal Deutsche Bahn.
Martin Seiler, Vorstand Personal Deutsche Bahn. © dpa | Christoph Soeder

Der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky betonte noch vor Ablehnung des Bahn-Angebots: „Der Ball liegt auf der Seite der Deutschen Bahn AG. Der Arbeitgeber hat es in der Hand, ein verbessertes Angebot vorzulegen, sonst werden wir im Januar über weitere Schritte entscheiden.“ Die Deutsche Bahn will im aktuellen Tarifkonflikt den beiden Gewerkschaften EVG und GDL am Mittwochvormittag „ein neues, verbessertes Angebot“ vorlegen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Morgen aus Bahnkreisen.

Am Montag hatte die EVG die Deutsche Bahn bestreikt und damit zu bundesweiten Zugausfällen und Verspätungen gesorgt. Auch am Dienstag hatte der Bahnstreik noch zu Problemen im Fernverkehr geführt.

Die GDL war wie die größere Gewerkschaft EVG vor zwei Monaten mit einer Forderung nach 7,5 Prozent mehr Einkommen in die Tarifrunde eingestiegen. Die Lokführergewerkschaft vertritt rund 36.000 Beschäftigte des Zugpersonals, darunter vor allem Lokführer, Zugbegleiter und Bordgastronomen. (dpa/les/ac)