Washington. Volkswagen plant Produktionsstätten von Ford zu nutzen. Das verkündete VW-Chef Diess nach einem Treffen mit Trump im Weißen Haus an.

Nach einem Spitzentreffen im Weißen Haus hat Volkswagen-Chef Herbert Diess eine Partnerschaft mit dem US-Autobauer Ford in Aussicht gestellt. Möglicherweise werde der deutsche Konzern Ford-Produktionsstätten zur Fertigung von Autos nutzen, sagte Diess am Dienstag.

Zudem werde der Bau eines zweiten Werks erwogen. Die Verhandlungen zum Aufbau einer globalen Auto-Allianz seien ziemlich fortgeschritten. Das Bündnis würde auch die US-Autoindustrie stärken, so Diess. Die USA-Reise von Diess und seinen Kollegen hatte nicht nur durch diese Ankündigung eine ungewöhnliche Wendung genommen.

Dieter Zetsche, der Chef von Daimler, und Herbert Diess hatten an diesem kalten Wintertag ihre ungewöhnliche Visite mit Regierungsoffiziellen in Sachen Auto-Zölle in der Nähe des Weißen Hauses eigentlich bereits hinter sich und waren gedanklich schon auf der Rückreise. Da gab Regierungssprecherin Sanders bekannt, dass auch der amerikanische Präsident persönlich die nach Washington bestellten hochrangigen Gäste aus Deutschland, zu denen auch BMW-Finanzvorstand Nicolas Peter gehörte, empfangen würde.

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    Dass sich US-Präsident Donald Trump, der seit Monaten die deutsche Auto-Industrie im Rahmen seiner nationalistischen „Make America great again“-Wirtschaftsstrategie hart attackiert und mit Strafzöllen bedroht hat, sich persönlich einschalten würde, galt noch wenig Stunden zuvor als unwahrscheinlich. „Trump hat hier heute nichts zu gewinnen. Es wird keine Entscheidungen geben, weil die Konzernvertreter im Handelsstreit keine Befugnisse haben“, sagte noch am Morgen ein Wirtschafts-Experte in Washington dieser Zeitung.

    Dass Trump dennoch Gelegenheit nahm, mit den Auto-Managern circa 30 Minuten direkt zu sprechen, könnte den Argwohn der EU-Kommission noch steigern. Als die von Berlins US-Botschafter Richard Grenell eingefädelte Reise-Offerte an Zetsche & Co. öffentlich wurde, dauerte es nicht lange, bis Brüssel murrte. Trump, hieß es dort, wolle offenbar versuchen, durch individuelle Abmachungen das allein bei der Kommission zentralisierte Verhandlungsmonopol in Handelsfragen zu unterlaufen.

    Trump reichen Argumente von VW, Daimler und BMW nicht

    Die Branchenvertreter sicherten sich gegenüber der Bundesregierung in Berlin ab und gaben sich alle Mühe, um die Bedenken zu zerstreuen. Man werde sich nicht „in das Unterholz“ der Verhandlungen begeben, hieß es vor dem Termin in Washington. Sondern bezogen auf das jeweilige Unternehmen darstellen, was man an verschiedenen US-Werksstandorten bereits tut und was man künftig noch zusätzlich tun könnte.

    Trump hatte angekündigt, die Zölle auf deutsche Pkw-Exporte nach Amerika von 2,5 auf 25 Prozent anzuheben – Ein Zustand, den deutsche Autobauer kaum riskieren wollen.

    Kern-Argument der Chefs: Deutsche Hersteller produzieren pro Jahr an die 700 000 Autos in den USA, schaffen rund 120 000 Arbeitsplätze und sind, wie im Fall BMW mit seinem Werk in Spartanburg, der größte Auto-Exporteur in den USA. Aber Trump reichte das bisher nicht. Doch nach dem Treffen sagte VW-Chef Diess: „Wir haben einen großen Schritt nach vorne gemacht, um die Autozölle zu vermeiden“.

    Handelsminister Wilbur Ross hatte kurz vor dem in drei Einzelgespräche gegliederten Schaulaufen (erst Zetsche, dann Diess, dann BMW-Vertreter Peter) im TV-Sender CNBC federführend den Faden ausgerollt. Es müsse gelingen, dass Amerika sein Handelsdefizit mit Deutschland bei der Produktion von Autos und Autoteilen von „jährlich 30 Milliarden Dollar“ substanziell verringert, sagte Ross. Ein geeignetes Mittel könne der Ausbau deutscher Auto-Produktion in den USA sein. Vor allem Investitionen in die Elektromobilität und in Forschung und Entwicklung, so der Multimilliardär, seien willkommen.

    Ob die Adressaten bei ihren Gesprächen mit Ross, dem Handelsbeauftragten Robert Lightizer und Trumps oberstem Wirtschaftsberater Larry Kudlow konkrete Investitionsversprechen gemacht haben und ob deren finanzielle Dimension auf hinreichendes Wohlwollen gestoßen ist, blieb gestern Abend zunächst offen. Deutschlands US-Botschafterin Emily Haber war bei den ersten Gesprächen anders als vorgesehen nicht dabei. (mit Reuters-Material)