Hamburg. Mit dem Hyperloop sollen eines Tages Menschen reisen. Die Technik eignet sich aber auch für Güter. In Hamburg will man das testen.

Noch wird im Verborgenen verhandelt. Erst in wenigen Wochen soll die Öffentlichkeit offiziell darüber informiert werden, was die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) derzeit plant, nämlich einen Quantensprung beim Seegütertransport im Hamburger Hafen. Das börsennotierte Unternehmen steigt in die sogenannte Hyperloop-Forschung ein. Dazu soll im Hafen ein Startpunkt für Hyperloop-Transporte gebaut werden.

Unter dem vom Automobil- und Raumfahrtunternehmer Elon Musk erfundenen Hyperloop versteht man einen Hochgeschwindigkeitstransporter: Magnetschwebebahnen schnellen dabei in einer engen Röhre hin und her – wie früher die Rohrpost.

Hyperloop schafft bis zu 1200 km/h

In der Röhre herrscht annähernd ein Vakuum, so dass sich die Züge ohne Luftwiderstand und Reibung vorwärts bewegen. Dabei soll das System Geschwindigkeiten von bis zu 1200 Kilometern in der Stunde erreichen. Die Idee von Musk: Der Personentransport könnte damit viel schneller erfolgen.

Für eine Hyperloop-Verbindung zwischen Los Angeles und San Francisco müsste eine Fahrzeit von 35 Minuten veranschlagt werden. Die Strecke ist 570 Kilometer lang. Von Hamburg nach Frankfurt am Main würde die Transportkapsel 30 Minuten brauchen.

HHLA will den Hyperloop im Hamburger Hafen

Die HHLA glaubt, dass sich diese Technologie auch für den Gütertransport eignet. Sie hat sich deshalb mit dem kalifornischen Unternehmen Hyperloop Transportation Technologies (HTT) zusammengetan, um ein solches System für den Transport von Seecontainern zu entwickeln.

„Wir befinden uns in Verhandlungen“, bestätigte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage des „Hamburger Abendblatts“. „Einen Abschluss gibt es aber noch nicht.“

In zwei bis drei Jahren soll Hyperloop-Bau beginnen

Durch so eine Röhre soll der Hyperloop fahren.
Durch so eine Röhre soll der Hyperloop fahren. © Hyperloop Transportation Technologies | Hyperloop Transportation Technologies

Zuvor hatte der Aufsichtsratsvorsitzende der HHLA, Rüdiger Grube, bei einem Mittelstandssymposium der Volksbank in Wuppertal allgemein auf die Chancen des Hyperloop-Systems hingewiesen. „Schließlich lassen sich so nicht nur Menschen, sondern auch Waren transportieren“, hatte der Ex-Chef der Deutschen Bahn gesagt.

Nach Informationen des „Abendblatts“ existiert zwischen der HHLA und HTT bereits eine Absichtserklärung, den Hyperloop im Hafen zu bauen. Aus Unternehmenskreisen erfuhr das die Zeitung zudem, dass die HHLA noch in diesem Jahr mit dem Projekt an die Öffentlichkeit gehen will. In zwei bis drei Jahren sollen schließlich die Baumaßnahmen starten.

Hyperloop-System für Container gibt es noch nicht

Dabei geht es in einem ersten Schritt um die testweise Installation eines sogenannten Übergabeportals, also einer Art Bahnhof, von dem aus die Seegüter vom Schiff auf die Hyperloop-Kapseln verladen werden. Dazu müssen Extrawagen für den Containertransport entwickelt werden. Denn derzeit arbeitet man nur an Hyperloop-Systemen für den Passagiertransport.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Geplant ist der Bau der Hyperloop-Station am Containerterminal Altenwerder. Dort werden die Container nach dem Abladen vom Schiff bisher mittels selbstfahrender Transportfahrzeuge, sogenannter Automatic Guided Vehicles (AGV), zum Containerlager transportiert. Künftig könnten sie die Hyperloop-Station anfahren. Dort würden dann per Computer gesteuerte Kräne die Beladung übernehmen.

Hyperloop würde viele Lkw-Fahrten überflüssig machen

So könnte eine Hyperloop-Basisstation aussehen.
So könnte eine Hyperloop-Basisstation aussehen. © Hyperloop Transportation Technologies | Hyperloop Transportation Technologies

Zu möglichen Zielen und Endpunkten des Hyperloops gibt es noch keine Aussagen, denn dazu müsste erst einmal ein Röhrensystem gebaut werden. Würde es realisiert, könnten Containerlager künftig in Sekundenschnelle im Hamburger Umland bedient werden. Die Lkw müssten nicht mehr direkt in den Hafen fahren.

Damit würden Tausende Lkw-Fahrten am Tag überflüssig: Bis zu 4100 Schiffscontainer könnte das System nach Aussage von HTT an einem einzigen Tag abtransportieren. Der Strom für den Betrieb des Systems soll durch Solarzellen erzeugt werden, die außen an der Röhre angebracht sind.

Auch die Lufthansa überlegt, Hyperloop einzusetzen

2013 hatte Elon Musk, der Gründer von Tesla und SpaceX, seine Idee öffentlich vorgestellt. Das Konzept setzt auf Stahlbetonstützen mit zwei nebeneinanderliegenden Fahrröhren aus Stahl, in denen ein Teilvakuum herrscht. Die Röhren könnten entlang bestehender Infrastrukturtrassen wie Autobahnen gebaut werden.

Die beiden großen Firmen, die seine Idee aufgegriffen haben, sind Virgin HyperloopOne und eben Hyperloop Transportation Technologies. Die US-Firma beschäftigt mehr als 800 Ingenieure, Kreative und Techniker. Hauptsitz ist Los Angeles. Neben dem Vorvertrag mit der HHLA hat HTT weitere Vereinbarungen mit der Lufthansa geschlossen.

Hyperloop-Fahrt statt Kurzstreckenflug

Der Luftfahrtkonzern überlegt, einige innerdeutsche Strecken durch Hyperloops zu ersetzen. In Toulouse baut HTT derzeit zudem einen Prototyp. Außerdem hat HTT Vereinbarungen mit der Slowakei, die die neue Technologie auf der Strecke Bratislava–Wien einführen will, und mit Abu Dhabi, wo eine zehn Kilometer lange Röhre in die Wüste gebaut werden soll.

Geschäftsführer von HTT ist der deutsche Mitgründer Dirk Ahlborn. Er suchte ein deutsches Referenzprojekt, das er jetzt mit der HHLA gefunden hat.

Dieser Text ist zuerst auf abendblatt.de erschienen.