Berlin. Auf der Messe Photokina zeigen Canon, Nikon und Co. Highlights für Profis und Amateure. 800 Aussteller zeigen ihr Neuentwicklungen.

Ab kommendem Mittwoch dreht sich in Köln vier Tage lang wieder alles um Megapixel, Brennweiten und Lichtstärken. Denn dann startet dort die wichtigste Fotomesse der Welt – die Photokina. Über 800 Aussteller aus 66 Ländern zeigen ihre neuesten Produkte. Eine der größten Herausforderungen ist dabei auch der Kampf gegen sinkende Absatzzahlen. Ein Überblick zu Entwicklungen und Techniktrends der Fotowelt.

Branche im Wandel

Genauso wie die Branche ist auch die Messe im Wandel: Die Photokina findet von nun an jährlich statt – um dem schnellen technologischen Fortschritt Rechnung zu tragen. Ebenfalls vielsagend ist, dass mit Huawei erstmals ein Hersteller die Kameratechnik von Smartphones prominent auf der Messe ausstellt. Denn spätestens jetzt sind die Bilder von aktuellen Top-Smartphones so gut, dass sie günstigere digitale Kompaktkameras obsolet machen.

Canons spiegellose Vollformatkamera EOS R kommt im Oktober in den Handel.
Canons spiegellose Vollformatkamera EOS R kommt im Oktober in den Handel. © dpa-tmn | Canon

Entsprechend sehen die Marktdaten aus, die der Fotoindustrie-Verband (PIV) anlässlich der Messe präsentierte: Von 2014 bis 2017 hat sich die Zahl der verkauften digitalen Kompaktkameras von 3,05 Millionen auf 1,45 Millionen mehr als halbiert. Für 2018 prognostiziert der Verband einen weiteren Rückgang auf nur noch 1,25 Millionen Kameras.

Auch für digitale Spiegelreflexkameras sagt der PIV schrumpfende Absätze voraus: 2018 würden demnach 330.000 Apparate verkauft werden, ein Rückgang um rund 20 Prozent.

Doch die Fotobranche kennt auch Lichtblicke: So legen Sofortbildkameras laut Prognose um knapp 40 Prozent auf voraussichtlich 570.000 verkaufte Geräte zu – aufgrund der meist niedrigen Preise machen sie allerdings nicht einmal fünf Prozent des gesamten Marktvolumens aus.

Polaroid One Step+
Polaroid One Step+

Spiegellose Profikameras

Der vielleicht wichtigste Technikwandel vollzieht sich im kostspieligen Profibereich: der Wechsel hin zu spiegellosen Kamerasystemen. Bislang dominieren dort noch digitale Spiegelreflexkameras (DSLR), und sie funktionieren im Prinzip seit Jahrzehnten gleich: Ein Spiegel wirft das Licht, das durch das Objektiv fällt, innerhalb der Kamera nach oben in Richtung Sucher.

So kann der Fotograf durch den Sucher genau das Bild sehen, das beim Abdrücken auch auf dem digitalen Fotosensor landet. Beim Auslösen klappt der Spiegel dann nach oben und gibt dem Licht den Weg in Richtung Film bzw. Sensor frei.

Diese Konstruktion ist zwar bewährt, hat aber einige Nachteile: Die Kameras sind größer und schwerer als spiegellose Pendants. Außerdem sorgt der klappende Spiegel für das typische klackernde Geräusch, was gerade für Profis in stillen Umgebungen, wie etwa im Theater, störend ist. Zudem kann der schwingende Spiegel Aufnahmen mit langer Belichtungszeit verwackeln.

Spiegellose Systeme haben ihren Fotosensor direkt hinter dem Objektiv. Im Sucher steckt stattdessen ein kleines Display, das das Bild des Sensors anzeigt. Sie sind mittlerweile so hochauflösend, dass ihr Bild dem Spiegelbild im Sucher der DSLRs in nichts mehr nachsteht.

Auf dieser Photokina zeigen – nach Sony und Leica – nun auch die beiden Branchenriesen Canon und Nikon spiegellose Systemkameras mit sogenanntem Vollformatsensor.

Vollformat bedeutet hier, dass der Fotosensor genauso groß ist wie ehemals ein Negativ auf einem 35-Millimeter-Film. Das ist erheblich größer als ein Sensor bei Amateurkameras und entsprechend teurer.

Entwicklung von Spiegelreflexkameras vor dem Aus?

Nikons erstes Modell dieser Art ist die Z7 (ab 3850 Euro): Die Kamera hat einen 45,7-Megapixel-Chip und das OLED-Display im Sucher zeigt 3,7 Millionen Pixel an. Die neue, kompaktere Bauform erlaubt sehr lichtstarke Objektive mit einer maximalen Blendenöffnung von f/0,95.

Canons erstes spiegelloses Vollformatmodell heißt EOS R (ab 9. Oktober für 2500 Euro erhältlich) und richtet sich ebenfalls an Berufsfotografen. Es schießt Bilder mit einer Auflösung von 30 Megapixeln, der OLED-Sucher zeigt Bilder wie bei Nikon mit 3,7 Millionen Bildpunkten an. Das lichtstärkste bislang angekündigte Objektiv hat eine maximale Offenblende von f/1,2.

Sowohl Nikon als auch Canon haben mit ihren Kameras auch jeweils ein neues Objektivformat (Bajonett) vorgestellt – alte Objektive können mit Adapter weiterverwendet werden.

Mit diesem Schritt von Canon und Nikon hin zu spiegellosen Profikameras dürfte die Entwicklung von Spiegelreflexkameras mittelfristig vor dem Aus stehen.

Sony Cybershot HX99
Sony Cybershot HX99

Trends für Hobbyfotografen

Im Verbraucherbereich sind Sofortbildkameras immer stärker nachgefragt. Hier gibt es einerseits ein wachsendes Angebot an Modellen mit integrierten Fotodruckern (etwa Polaroid Pop, ab 230 Euro), andererseits werden auch klassische, analoge Sofortbildfilme wieder beliebter.

Die Polaroid One­Step+ (ab 160 Euro) etwa ist eine analoge Sofortbildkamera mit Bluetooth-Anbindung. Die Funkverbindung dient zur Fernauslösung oder zur Feineinstellung der Belichtung.

Etwas günstiger ist Canons mobiler Fotodrucker Zoemini (140 Euro). Er passt in jede Hosentasche und nutzt die für Sofortbilder verbreitete ZINK-Drucktechnik, die ohne Tinte auskommt. Statt dessen wird spezielles Papier eingesetzt, in dem bereits die Farben stecken. Die Qualität der Bilder taugt bei ZINK-Drucken aber stets nur für Schnappschüsse.

Auch im Bereich der System- und Kompaktkameras wird es natürlich zahlreiche Neuigkeiten geben – auch wenn sie weniger im Fokus stehen. Sony bietet beispielsweise mit der Cybershot HX99 (ab 520 Euro) ab Oktober eine Zoomkamera (28-facher Zoom) für die Westentasche.

Eher für ambitionierte Amateurfotografen sind Systemkameras mit Sensoren im APS-C-Format. Sie spielen qualitativ in der Klasse von Mittelklasse-DSLR-Kameras, sind aber deutlich kompakter. Interessant ist hier etwa eine Neuvorstellung von Fujifilm, die X-T3 (ab 1500 Euro). Sie schießt Bilder mit 26 Megapixeln und nimmt 4k-Videos mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde auf.