London. Marken wie Coca Cola suchen schon länger nach zuckerfreien Geschäftsmodellen. Costa und der boomende Kaffeemarkt kamen gerade recht.

Coca Cola steigt mit der milliardenschweren Übernahme von Costa Coffee in den umkämpften Kaffeemarkt ein. Der US-Getränkekonzern übernimmt die Kaffeehauskette für umgerechnet 4,3 Milliarden Euro einschließlich Schulden von der britischen Restaurant- und Hotelkette Whitbread. "Heißgetränke sind einer der wenigen Bereiche des gesamten Getränkemarktes, auf dem Coca Cola über keine weltweit bekannte Marke verfügt", sagte Coca-Cola-Chef James Quincey. Costa betreibt fast 4000 Cafés in Europa und China.

Limonadenhersteller versuchen seit längerem, Alternativen zu ihren zuckerreichen Getränken zu finden. So will der weltweite Branchenführer PepsiCo den israelischen Wassersprudler-Hersteller Sodastream übernehmen und legt dazu umgerechnet 2,8 Milliarden Euro auf den Tisch. Zudem bauen sie das Geschäft mit Säften und anderen gesünderen Getränken aus. Sie reagieren damit auf das gestiegene Gesundheitsbewusstsein vieler Verbraucher und auf staatliche Vorschriften.

Cold Brew oder Apfelstreusel-Latte

In Großbritannien etwa wurde eine Abgabe auf zuckerhaltige Getränke eingeführt, auch in anderen Ländern gibt es derartige Steuern. In Deutschland lehnte Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner im April einen solchen Schritt jedoch ab.

Das Kaffeegeschäft gilt als Wachstumsmarkt: Zwischen Spezialitätenkaffees, besonderen Zubereitungsweisen wie Cold Brew oder Syphon-Kaffee und der boomenden To-Go-Kultur im Apfelstreusel-Latte-Macchiato-Stil ist viel Platz für neue Geschäftsideen und Absatzmärkte.

Unterwegs sind die Konsumenten auch bereit, für ihren Kaffee deutlich mehr Geld auszugeben, als in den eigenen vier Wänden. Allerdings wächst die Konkurrenz, unter anderem durch kleine unabhängige Läden. Die Nummer eins, Starbucks, will deswegen Filialen im Heimatmarkt USA schließen.

Costa: Von 39 Läden in Großbritannien zum Riesenimperium

Whitbread hatte Costa 1995 für 19 Millionen Pfund gekauft und von einem kleinen Unternehmen mit 39 Cafés zur weltweiten Nummer zwei ausgebaut. Allein in Großbritannien verfügt Costa über 2422 Filialen. Zuletzt kamen die ersten Niederlassungen in China dazu.

Costa reagierte damit auf den verschärften Wettbewerb in Großbritannien, wo Starbucks, Caffe Nero und tausende Kleinunternehmen ebenfalls ihr Stück vom Kuchen haben wollen. Whitbread will mit dem Verkaufserlös einerseits Schulden abbauen und den Pensionsfonds aufstocken.

Andererseits soll die Hotelkette Premier Inn in Großbritannien und Deutschland gestärkt werden. Die Whitbread-Aktien schnellten um 19 Prozent nach oben. Händler sagten, der Kaufpreis sei höher gewesen als erwartet. (rtr)