Berlin. Die Wirtschaft wuchs im ersten Quartal um 0,3 Prozent. Die Regierung rechnet in diesem Jahr mit dem kräftigsten Wachstum seit 2011.

Die deutsche Wirtschaft hat zum Jahresbeginn etwas an Schwung verloren. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im ersten Quartal 2018 um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden in einer ersten Schätzung mitteilte.

Im vierten Quartal 2017 hatte sich die Wirtschaftsleistung noch um 0,6 Prozent erhöht, im dritten Vierteljahr um 0,7 Prozent. Die Statistiker wiesen aber auch darauf hin, dass das BIP damit das 15. Mal in Folge gegenüber dem Vorquartal gestiegen sei. „Das ist die längste Aufschwungphase seit 1991.“

Getragen wurde das Wachstum von der Konsumlust der Verbraucher, den Investitionen der Unternehmen in Maschinen und andere Ausrüstungen sowie dem Bauboom. Die Konsumausgaben des Staates waren dagegen erstmals seit knapp fünf Jahren rückläufig und dämpften das Wirtschaftswachstum. Zudem verlor der Außenhandel den Angaben zufolge an Dynamik, weil sowohl die Exporte als auch die Importe im Vergleich zum Vorquartal rückläufig waren.

Experten rechneten mit schwächerem Wachstum

Ökonomen hatten mit einer Delle gerechnet. Sie verwiesen unter anderem auf die Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie, die Grippewelle und das kalte Wetter im März. Mit einem Ende des Aufschwungs rechnen Volkswirte von Banken und Wirtschaftsforschungsinstituten derzeit aber nicht.

„Wir betrachten die eher verhaltene wirtschaftliche Entwicklung zu Jahresbeginn als eine temporäre Wachstumsdelle und nicht als den Beginn einer längeren Wachstumsabschwächung“, erklärten beispielsweise Allianz-Volkswirte.

Die Bundesregierung rechnet in diesem Jahr trotz des relativ schwachen Starts mit dem kräftigsten Wachstum seit 2011. Zuletzt erwartete sie ein Plus von 2,3 Prozent. Im vergangenen Jahr war die Wirtschaft in Deutschland um 2,2 Prozent gewachsen. Es war das stärkste Plus seit sechs Jahren.

Handelskonflikte bereiten Sorge

Einen Grund zur Sorge sieht Bundesbank-Präsident Jens Weidmann allerdings in den schwelenden Handelskonflikten. „Hierin liegt tatsächlich ein Konjunkturrisiko – ja letztlich sogar ein Risiko für Wachstum und Wohlstand“, sagte der Notenbankchef jüngst. Auch die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute sehen in den insbesondere von den USA angeheizten internationalen Handelskonflikten ein Risiko für die exportorientierte deutsche Wirtschaft.

Für Unsicherheit sorgte zuletzt auch die Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran durch die USA. Wegen des US-Sanktionsrechts würden von den neuen Strafmaßnahmen auch deutsche Unternehmen getroffen werden, wenn diese zum Beispiel im Iran Geschäfte machen und zugleich in den USA auch tätig sind, warnte der Deutschen Industrie- und Handelskammertag. (rtr/dpa)