Düsseldorf. Die Zeit der Rabatte im Handel ist vorbei. Verbraucher müssen mehr Geld bei Lebensmitteln ausgeben. Auch Drogerie-Artikel sind teurer.

Jeder Verbraucher merkt es beim alltäglichen Einkauf. Viele Lebensmittel sind in den vergangenen zwölf Monaten deutlich teurer geworden, unter anderem Käse, Eier, Obst und Gemüse. Der Preisanstieg im Vergleich zum Vorjahr liegt nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes mit rund drei Prozent fast doppelt so hoch wie die Inflationsrate von geschätzt 1,6 Prozent im März. Ein Grund dafür: Die Zeit der großen Rotstiftaktionen ist vorbei.

„Der Preiskampf im deutschen Lebensmittelhandel ist abgeflaut“, berichtet der Lebensmittelexperte Matthias Queck von der Analyse-Plattform Retailytics. „Weder die Discounter noch die Supermärkte haben im Moment ein Interesse daran, unnötig preisaggressiv aufzutreten.“

Waren Preissenkungen den Konzernen früher ganzseitige Anzeigen wert, suche man heute danach vergebens, beschreibt der Branchenkenner die Situation. „Die Preissenkungen, die aktuell vorgenommen werden, fallen oft nur homöopathisch aus. Die Preiserhöhungen sind dagegen durchaus knackig.“

Ganze Gruppen von Drogerie-Artikeln verteuert

So habe sich Thunfisch zuletzt um 30 Prozent verteuert. In Drogeriemärkten würden teilweise die Preise für ganze Artikelgruppen nach oben gesetzt. Das verhindere das Ausweichen der Verbraucher auf andere Artikel. Eine weitere Ursache für das Abflauen der Preiskämpfe liege laut Queck auch darin begründet, „dass die Verbraucher bereit sind, mehr auszugeben, weil sie mehr verdienen“.

Dass bei vielen Konsumenten das Geld locker sitzt, bestätigt auch eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstituts GfK. Demnach gönnen sich die Verbraucher öfter mal beim Kauf von Konsumgütern – egal ob Lebensmittel oder Kosmetikartikel – einen „kleinen Luxus“, indem sie zu höherwertigen Produkten greifen als normal.

Konsumenten greifen häufiger zu Markenartikeln

Das bedeutet jedoch nicht, dass die Bundesbürger die schleichende Verteuerung vieler Lebensmittel nicht registrierten. Im Gegenteil: Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens Nielsen haben nach einer Umfrage inzwischen 74 Prozent der Verbraucher das Gefühl, dass die Lebensmittelpreise steigen.

Zum Vergleich: Vor einem Jahr waren es gerade einmal 59 Prozent. Und gut die Hälfte der Kunden reagiert nach eigenen Angaben bereits darauf und greift öfter zu Sonderangeboten oder günstigeren Eigenmarken.

Eine Rückkehr zu den erbitterten Preiskämpfen der Vergangenheit ist für Queck dennoch vorläufig nicht in Sicht. „Solange die Wachstumsraten im Lebensmittelhandel noch so hoch sind wie derzeit, haben die Unternehmen keinen Grund, den Wettbewerb durch Preissenkungen anzuheizen“, meint er. Das kräftige Wachstum im Lebensmittelhandel ist 2017 laut GfK vor allem auf zwei Ursachen zurückzuführen: auf die Bereitschaft der Verbraucher, öfter zu höherwertigen Produkten wie Markenartikeln statt Eigenmarken zu greifen und auf die gestiegenen Preise.

Deutschland wohl nicht mehr ein allzu billiges Land

Mehr Ware verkauft wurde dagegen nicht. „Die Mengennachfrage stagniert im Grunde schon lange“, berichtet die GfK. Bei einem Wiederaufleben der Preiskämpfe dürfte es deshalb unter den Händlern am Ende mehr Verlierer als Gewinner geben.

Für die Verbraucher stellt sich das Bild anders dar. „Der Handel hat sich lange damit gebrüstet, nirgendwo in Europa seien Lebensmittel für die Verbraucher günstiger als in Deutschland“, sagt Queck. Doch an dieser Aussage zweifelt er mittlerweile: „Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich noch so ist.“