Frankfurt/Main. Christian Sewing löst John Cryan als Chef der Deutschen Bank ab. Und der Neue gab am Montag gleich einmal die Marschroute vor.

Nach dem überraschend schnellen Wechsel an der Spitze der Deutschen Bank hat die Aktie der Bank am Montagmorgen deutlich zugelegt. Zum Börsenstart ging es um 4,4 Prozent nach oben. Es war mit Spannung erwartet worden, wie die Reaktion der Börse auf den Chefwechsel ausfallen würde. Am späten Sonntagabend hatte der Aufsichtsrat des größten Geldhauses Deutschlands mit sofortiger Wirkung den bisherigen Vize Christian Sewing als Nachfolger des glücklosen Vorstandschefs John Cryan ernannt.

Ein Grund für Cryans Abberufung war der schwache Aktienkurs. Die Aktie hat allein seit Jahresbeginn mehr als ein Viertel an Wert verloren.

Sewing müsse nun „neue Akzente setzen, damit die Bank endlich zu profitablem Wachstum zurückfindet“, sagte Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment. Er müsse nun dringend wieder Ruhe in die Bank bringen.

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    Sewing wurden bei der Deutschen Bank groß

    Sewing will die Aufstellung der Investmentbank genau unter die Lupe nehmen und hat harte Entscheidungen angekündigt. „Wir wissen, dass wir uns hinsichtlich der Ertrags-, Kosten- und Kapitalstruktur weiter verändern müssen“, schrieb Sewing am Montag in einem Brief an die Mitarbeiter der Deutschen Bank. „Wir werden deshalb genau analysieren, wie wir uns in dem schwierigen Marktumfeld aufstellen wollen.“ Das Institut wolle sich dort zurückziehen, wo nicht ausreichend rentabel gearbeitet werden könne.

    Sewing kündigte an, er werde „harte Entscheidungen treffen und umsetzen“. Das Führungsteam werde nicht mehr akzeptieren, dass Ziele auf der Kosten- und Ertragsseite verfehlt würden. Mit Blick auf die Erträge müsse die Deutsche Bank ihre „Jägermentalität“ zurückgewinnen.

    Bank in eine „neue Ära“ führen

    „Christian Sewing hat in seinen mehr als 25 Jahren bei der Deutschen Bank konstant bewiesen, dass er führungsstark ist und eine große Durchsetzungskraft hat“, erklärte Aufsichtsratschef Paul Achleitner am Sonntagabend nach einer mehrstündigen Sitzung des Kontrollgremiums.

    Der 47-jährige Sewing verbrachte sein Berufsleben fast ausschließlich bei der Deutschen Bank. Sein Weg führte ihn von einer Banklehre bis in den Vorstand des Instituts, dem er seit 2015 angehört. Er leitete dort zusammen mit dem langjährigen Postbank-Chef Frank Strauß das Privat- und Firmenkundengeschäft. Dieses wird Strauß künftig alleine lenken.

    Sewing war bislang einer von zwei Vizechefs. „Der Aufsichtsrat ist überzeugt, dass es ihm und seinem Team gelingen wird, die Deutsche Bank erfolgreich in eine neue Ära zu führen“, wird Achleitner in der Mitteilung zitiert. Rechtsvorstand Karl von Rohr und der Kapitalmarktvorstand Garth Ritchie rücken auf die Posten der stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden vor.

    John Cryan geht Ende April

    Ritchie wird zudem alleiniger Chef des Kapitalmarkt-Geschäfts. Dieses führt er bislang zusammen mit Marcus Schenck, dem aktuell zweiten Vizechef der Deutschen Bank. Schenck wird die Bank nun zur Hauptversammlung im Mai verlassen.

    Der bisherige Bankchef Cryan verlässt die Bank endgültig bereits Ende April. Damit endet ein nicht einmal dreijähriges Intermezzo an der Bankspitze. Auf dem Führungsposten des Dax-Konzerns hatte er zwar viele gefährliche Rechtsstreitigkeiten aus den Zeiten der Finanzkrise erledigen und das dünn gewordene Kapitalpolster kräftig aufstocken können. Es war ihm aber nicht gelungen, das schwächelnde Kapitalmarktgeschäft anzukurbeln - den einstigen Gewinnbringer. Drei Jahre in Folge schrieb die Bank tiefrote Zahlen.

    „Es braucht neue Umsetzungskraft“

    Aufsichtsratschef Achleitner sagte laut Mitteilung, der Aufsichtsrat sei nach einer umfassenden Analyse zum Schluss gekommen, „dass es nun eine neue Umsetzungskraft in der Führung unserer Bank braucht“.

    Achleitner hatte den als Sanierer geschätzten ehemaligen UBS-Finanzchef Cryan zur Deutschen Bank geholt. Zuletzt galt das Verhältnis zwischen den beiden aber als zerrüttet. Vor Ostern hatte sich der Brite noch mit einer kämpferischen Botschaft an die Belegschaft gewandt und damit klargemacht, dass er bleiben will. Der Vertrag des Briten liefe regulär bis 2020.

    Investoren haben dem Briten oft vorgeworfen, er sei zwar ein Kostensparer, habe aber keine Vision, wie die Deutsche Bank wieder Geld verdienen könne. (dpa/rtr)