Stockholm. Die schwedische Zentralbank prüft die Einführung einer staatlichen digitalen Währung. Schon 2019 könnte es mit einem Testlauf losgehen.

Kaum eine Nation ist beim Thema Bargeld so praktisch veranlagt wie das geschäftstüchtige Schweden. Bereits 1661 führte das Königreich als erstes Land in Europa Papiergeld ein. Inzwischen ist Schweden auch das Land weltweit, in dem am wenigsten Bargeld genutzt wird. Und schon in wenigen Jahren soll es nahezu vollständig verschwinden.

Die schwedische Zentralbank prüft seit 2017 intensiv die Einführung einer Kryptowährung. Ende 2018 soll ein Bericht dazu veröffentlicht werden. Sollte der positiv sein, könnte das Land schon 2019 mit einem begrenzten Pilotprojekt die E-Krone testen, sagt Gabriela Guibourg, Chefanalystin für Bezahlmethoden bei der Riksbank – der schwedischen Zentralbank – dieser Zeitung. Die Riksbank wäre die erste bedeutende Zentralbank weltweit, die eine staatliche Kryptowährung einführt.

E-Krone vergleichbar mit Bitcoin

Technisch wird die E-Krone wohl mit der Digitalwährung Bitcoin vergleichbar sein: Um die Fälschungssicherheit zu garantieren, soll sie auf den sogenannten Blockchains basieren – jeder neue Eigentümer einer E-Krone hinterlässt damit eine Signatur. Mit der E-Krone soll aber nur in Schweden bezahlt werden können. „Die E-Krone ist ja wie die Krone, mit der kann man auch nur in Schweden bezahlen“, sagt Guibourg. „Die E-Krone hat einen stabilen Wert.“ Geld funktioniere nur, wenn die Leute ihm vertrauten, deshalb brauche es die Riksbank, eine starke staatliche Institution, die den Wert garantiere, unterstreicht sie.

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    Die Schweden suchen nach Lösungen für das Zeitalter nach dem Bargeld. „Wenn es kaum noch oder gar kein Bargeld mehr gibt, muss der Grundauftrag der Zentralbank, Marktakteuren einen risikofreien Zugang zu Zahlungsmitteln zu garantieren, überdacht werden. Deshalb die E-Krone“, erklärt Guibourg dieser Zeitung. „Wenn das Bargeld ohne elektronischen Ersatz verschwindet, hätten nur noch die Privatbanken direkten Zugang zu Zentralbankgeld, nicht mehr die anderen Akteure“, sagt sie.

    Kriminelle könnten leichter entdeckt werden

    Doch noch ist die Umsetzung unklar. „Wir haben keine Vorbilder, wenn es darum geht, wie genau wir die E-Krone gestalten“, sagte die schwedische Vizezentralbankchefin Cecilia Skingsley. Laut Guibourg soll es sich bei der E-Krone möglicherweise um eine Plattform handeln, an die sich alle Akteure, von den Banken über Firmen bis hin zu Privatpersonen und Behörden, bei der Zentralbank anschließen können. Die Schweden könnten dann etwa eine elektronische Geldbörse bei der Riksbank eröffnen und über diese Geld tauschen. Geldversender und -empfänger wären wie bei Überweisungen namentlich identifizierbar. Für Kriminelle, Terroristen und Steuerflüchtige könnte es dann möglicherweise sehr viel schwieriger werden, anonym zu bleiben.

    Neben der elektronischen Geldbörse sei aber auch eine anonyme, einfache Form der Geldüberweisung für „geringere Geldsummen“ angedacht, so Guibourg. „Da können Akteure dann die E-Krone auf ihr Handy laden oder eine Geldkarte aufladen“, sagt sie. Man hält dann das Smartphone an ein Terminal und das Geld wird unkompliziert abgebucht. Ein privates Unternehmen könnte sich an das Projekt E-Krone anschließen und seine Bezahlungen darüber abwickeln.

    Zudem könne die E-Krone als Alternative dienen, wenn etwa durch eine Krise das Bankensystem ausfällt. Die Riksbank prüft auch Möglichkeiten, die E-Krone im Offlinebetrieb funktionsfähig zu halten. Zentralbankchef Ingves betonte, dass physisches Geld bei einer Einführung der E-Krone in „drei bis vier Jahren“ nicht abgeschafft werden soll. „Um auf alles vorbereitet zu sein, brauchen wir weiterhin Scheine, die ohne Elektrizität funktionieren.“