Berlin. Der Stuttgarter Konzern beendet seine Aktivitäten zum Aufbau einer Fabrik für Batteriezellen, die Elektrofahrzeuge antreiben könnten.

Noch ist Deutschland ein Zentrum der globalen Autoindustrie. Doch im Zuge der Digitalisierung und der Entwicklung neuer Antriebe ist eine Verschiebung im Gange. Ausgerechnet der weltgrößte Auto-Zulieferer Bosch will sich nun an einem Teil dieses Rennens nicht mehr beteiligen: Der Stuttgarter Konzern beendet seine Aktivitäten zum Aufbau einer Fabrik für Batteriezellen, die Elektrofahrzeuge antreiben könnten. „Aus wirtschaftlichen Gründen hat Bosch sich gegen den Aufbau einer eigenen Zellfertigung entschieden“, erklärte der Konzern.

Es sei „wichtig, die Zelle technisch zu verstehen, fertigen müssen wir sie nicht“, erläuterte Geschäftsführer Rolf Bulander. Rund 20 Milliarden Euro brauche man, um einen weltweiten Marktanteil von 20 Prozent bei Batteriezellen zu erreichen. Diese Investition sei dem Konzern zu hoch und zu unsicher.

Nun will Bosch aus der Forschung für die nächste Generation der Lithium-Ionen-Batterien aussteigen und eine US-Firma verkaufen, die die Zukunftstechnik für Feststoffzellen entwickelt.

Die Batterieproduktion ist eine Kerntechnologie für die Elektromobilität

Für die deutsche Autoindustrie ist das keine gute Nachricht. Die Batterieproduktion ist eine Kerntechnologie im Rahmen der Elektromobilität. Der Stand der Batterie-Technik bestimmt unter anderem die Kosten der Wagen mit und definiert ihre Reichweite. Gegenwärtig sind asiatische Konzerne Marktführer in der Herstellung der Zellen. Dazu gehören LG aus Südkorea, Panasonic aus Japan und der chinesische Produzent BYD.

Die hiesigen Hersteller und Zulieferer kaufen diese Zellen, setzen sie zu Batterie-Modulen zusammen und versehen sie mit Steuerungselek­tronik. In diesem Bereich sieht sich Bosch als globaler Marktführer.

Bundesregierung und EU allerdings wollen auch die Fertigung der Zellen lieber nicht externen Kräften überlassen, weil sie fürchten, dass Europas Autoindustrie strategisch ins Hintertreffen geraten könnte. „Wir brauchen mehr als zehn große Batterie-Fabriken in Europa“, sagte EU-Energiekommissar Maros Sefcovic kürzlich. Wer glaube, die Batterien einfach einkaufen zu können, sei blind oder naiv.

Der Zulieferer Continental erwägt, in die Zellfertigung einzusteigen

Die Bundesregierung sieht das ähnlich und fördert Unternehmen, die an der Vorbereitung der Zellproduktion arbeiten. Bislang allerdings ohne durchschlagenden Erfolg.

Inzwischen beschäftigen sich mehrere Initiativen aus Firmen und Forschungseinrichtungen mit dem Thema. Was am Ende dabei herauskommt, lässt sich schwer einschätzen: Der in Hannover ansässige Autozulieferer Continental zum Beispiel erwägt – wie Bosch bisher – in die Zellfertigung einzusteigen. Ob er es wirklich tut, will er in ein bis zwei Jahren entscheiden.

In der vergangenen Woche gründete die französische Firma Saft, Tochter des Ölkonzerns Total, ein Bündnis zur Entwicklung und Fertigung von Batteriezellen. Mit dabei sind unter anderem Siemens und der Reutlinger Anlagenbauer Manz.

VW, BMW und Daimler sind defensiv

Die Autokonzerne VW, BMW und Daimler forschen ebenfalls am Thema, planen derzeit aber keine eigenen Zellfertigungen. Am greifbarsten ist, was Holger Gritzka, Chef des Konsortiums TerraE, in Aussicht stellt: Er kündigt den Bau einer ersten Fertigungsanlage in Deutschland für den Sommer an. Die Herstellung der Stromspeicher soll Ende 2019 beginnen. Zusammen mit Siemens, Thyssenkrupp System Engineering und weiteren Partnern betreibt TerraE das Fab4Lib-Forschungsprojekt, das die großtechnische Produktion von Lithium-Ionen-Zellen entwickeln soll.