Berlin. Im Schnitt nimmt jeder Deutsche für eine einwöchige Europareise 480 Euro bar mit. Ost und West sowie jung und alt unterscheiden sich.

Die Deutschen zahlen am liebsten bar – nicht nur Zuhause, sondern auch im Urlaub. Jeder zweite Bundesbürger (53,7 Prozent) hält Bargeld für das wichtigste Zahlungsmittel auf Reisen. Erst danach folgen für 26,4 Prozent der Einsatz von Kreditkarten und für 13,5 Prozent die Girokarte, wie eine repräsentative TNS Emnid-Umfrage im Auftrag der Postbank ergeben hat, die unserer Redaktion vorliegt.

Reiseschecks spielen mit 1,2 Prozent praktisch kaum mehr eine Rolle. Auch kontaktloses Bezahlen per Smartphone kommt bislang nur für 0,9 Prozent infrage. Für einen einwöchigen Europa-Urlaub stecken die Deutschen im Schnitt 480 Euro bar ins Reisegepäck. Befragt wurden mehr als 1000 Menschen über 16 Jahren.

Westdeutsche bevorzugen Bares

Die Vorliebe für Bargeld unterscheidet sich bundesweit etwa nach Wohnort, Alter, Einkommen und Bildungsabschluss. So bevorzugen Bargeld vor allem Westdeutsche (55,1 Prozent), während es im Osten nur 47,6 Prozent sind. Je höher der Bildungsabschluss desto stärker nimmt die Vorliebe zum Bargeld ab und die Priorität für Kartenzahlung zu. Unter Haushalten mit höherem Einkommen als 2500 Euro monatlich präferieren nur 45,6 Prozent Bares, während dies 58,5 Prozent der Befragten mit geringerem Haushaltseinkommen angeben.

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    Überdurchschnittlich stark ist die Vorliebe für Bares bei jüngeren Leuten zwischen 16 und 29 Jahren: 67,3 Prozent von ihnen bezeichnen Bargeld als wichtigstes Reisezahlungsmittel. Die Kreditkarte ist wiederum für die 30- bis 39-Jährigen mit 35,2 Prozent am wichtigsten.

    Ältere nehmen besonders viel Bargeld mit

    Jeder Fünfte der Reisenden (22,5 Prozent) hat 500 bis 1000 Euro dabei, elf Prozent sogar zwischen 1000 und 5000 Euro. Gut 30 Prozent der Befragten stecken zwischen 200 und 400 Euro bar ein. Dabei nehmen Männer (583 Euro) in der Regel mehr Bares mit als Frauen (380 Euro). Den höchsten Barbetrag haben Über-60-Jährige in der Tasche (557 Euro), den geringsten die 30- bis 39-Jährigen (356 Euro), wie die Umfrage ergab.

    Gleichzeitig fürchten sich aber auch 53 Prozent der befragten Bundesbürger, dass ihnen im Urlaub Geld gestohlen wird – und zwar jene am meisten, die Bargeld als wichtiges Zahlungsmittel einstufen. Nur 45,3 Prozent sind in der Beziehung angstfrei. Nur 40,6 Prozent fürchten, im Urlaub Opfer eines Bank- oder Kreditkartenbetrugs zu werden.

    Bargeld ist unsicherstes Zahlungsmittel

    „Deutsche lieben Bargeld“, erläutert Marco Bargel, Chefvolkswirt der Postbank. „Hierzulande ist der Anteil der Haushalte, die ihre Einkäufe mit Bargeld bezahlen, deutlich höher als in anderen Ländern. Dieses Verhalten zeigt sich auch bei Reisen ins Ausland.“ Tatsächlich werden in Deutschland drei von vier Einkäufen (74 Prozent) bar bezahlt, wie eine Umfrage der Deutschen Bundesbank für 2017 ergab. Gemessen am Umsatz sank der Anteil der Barzahlungen im vergangenen Jahr allerdings auch mit 48 Prozent erstmals unter 50 Prozent. Im Schnitt haben Bundesbürger hierzulande 107 Euro bar im Portemonnaie.

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      Grundsätzlich bezeichnet der Postbank-Volkswirt Bargeld als die unsicherste Variante für die Reisekasse. „Geht das Geld verloren oder wird es gestohlen, gibt es in der Regel keinen Ersatz.“ Dagegen sei bei Verlust oder Diebstahl einer Kreditkarte die Haftung des Karteninhabers normalerweise auf einen relativ geringen Betrag begrenzt.“

      Tipp: Mehrere Zahlungsmittel mitnehmen

      Bargel empfiehlt, bei Reisen ins Ausland mehrere unterschiedliche Zahlungsmittel mitzunehmen, um nach Verlust von Bargeld oder einer Karte nicht ohne Geld dazustehen. Problematisch ist dies jedoch oft für Jüngere. „Längst nicht alle Haushalte in Deutschland besitzen eine Kreditkarte“, sagt Bargel. „Insbesondere junge Menschen, die in der Regel über ein relativ geringes Einkommen verfügen, haben eher selten eine Kreditkarte. Kein Wunder, dass hier der Anteil derjenigen, die im Ausland mit Bargeld bezahlen, hoch ist.“

      Wegen des vergleichsweise hoch bewerteten Euro haben die Deutschen derzeit besonders im außereuropäischen Raum wieder eine etwas gestiegene Kaufkraft. Getrübt wird dies jedoch durch das oft generell höhere Preisniveau in den Ländern. So bekommen Euro-Bürger in mehreren Reiseländern weniger für ihr Geld als Zuhause – etwa in Island, Norwegen, Schweden, der Schweiz und den USA.

      Besonders Island ist teuer für Deutsche

      In Hotels und Gaststätten müsse man etwa in Island rund 62,5 Prozent mehr bezahlen als in Deutschland, berichtet das Statistische Bundesamt. Am günstigsten ist es aktuell in Bulgarien, wo die Hotel- und Gaststättenrechnungen etwa 60 Prozent niedriger ausfallen als hierzulande.