Berlin. Jessica Schwarz drehte bei der Amazon-Serie „You Are Wanted“ nach Jahren wieder mit Matthias Schweighöfer zusammen – und fand es toll.

Der Visagist heißt Philipp. Eine Koryphäe, erzählt Jessica Schwarz. Sie hat ihn für diesen Termin gebucht, der Fotos wegen. Philipp spielt Musik auf seinem Handy („für die Stimmung“), während er seine Utensilien zusammenräumt. Jetzt ist die Fotografin dran. Immer neue Blickwinkel findet sie, aus denen Schwarz gut aussieht.

Und die Schauspielerin, um die sich hier im Soho House, einem Privatclub der Kreativszene, gerade alles dreht? Bleibt locker, lächelt, wechselt elegant die Pose. Mit der Kamera ist sie gut Freund.

Wien als Rückzugsort mit ihrem Freund Markus Selikovsky

Schwarz ist in Berlin, um für die Thrillerserie „You Are Wanted“ zu werben. In der zweiten Staffel, zu sehen ab 18. Mai bei Amazon Prime, steigt sie neu ein – mit einem recht fulminanten Auftritt als mysteriöse Journalistin. Die Serie ist Amazons erste deutsche Eigenproduktion, sie erzählt von Datenklau mit dramatischen Folgen.

Gedreht wurde auch hier, in Berlin, der Stadt, in der Jessica Schwarz vor allem Schauspielerin ist. Aber ihr Leben hat sich aufgeteilt: Das hessische Michelstadt ist Familienort. Und dann ist da noch Wien, Rückzugsort mit ihrem Freund, dem Kameramann Markus Selikovsky. Alle drei Städte seien Heimat.

Eine Figur, wie sie sie noch nie gespielt hat

Richtig reden kann die Schauspielerin über ihre neue Rolle nicht, sonst würde sie gleich zu viel verraten, sagt sie. Nur dies: „Für mich ist es eine Figur, die ich noch nie gespielt habe oder verkörpern konnte.“ Und man solle sich auf Überraschungen gefasst machen.

Matthias Schweighöfer ist Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller von „Your Are Wanted“. Und ein wichtiger Mensch in Jessica Schwarz’ Leben. „Früher hatte ich immer das Gefühl, ich bin seine große Schwester und muss auf ihn aufpassen“, erzählt sie.

Beim Erwachsenwerden aus den Augen verloren

Sie haben unter anderem 2002 („Die Freunde der Freunde“), 2004 („Kammerflimmern“) und 2006 („Lulu“) zusammen gedreht, sind also beruflich quasi zusammen aufgewachsen. Haben sich dann aber aus den Augen verloren, wie das so gehen kann beim Erwachsenwerden.

Dass sie sich wiedergefunden haben, gefällt ihr sehr. „Das war fast ein magischer Moment“, sagt sie, „weil wir gemerkt haben, dass eigentlich alles wie früher ist, außer dass – wie hat er das so schön gesagt – unsere Gesichter ein bisschen brauner geworden sind.“ Ein selbstironischer Hinweis darauf, dass auch in ihrem Leben Zeit vergangen ist.

Erweiterung des Schwarz’schen Familienunternehmens

Sie sind nicht mehr die Jungstars unter den deutschen Schauspielern. Schwarz ist seit einigen Tagen 41, Schweighöfer ist 37. Sie muss nicht mehr auf ihn aufpassen. Aber sie schwärmt von ihm, bescheinigt ihm eine große Sensibilität bei gleichzeitiger Bodenständigkeit. Toll, dass er Projekte wie „You Are Wanted“ stemme.

„Ich komme mir ihm gegenüber echt faul vor, weil er so viel macht“, sagt ausgerechnet sie, die nebenbei noch daran mitarbeitet, das Schwarz’sche Familienunternehmen zu erweitern.

Im August kommt ein neues Häuschen dazu

Aus dem Odenwald war sie einst in die Welt gezogen, mit der Wahl zum „Bravo Girl“ 1993 als Eintrittskarte. Sie wurde Model, Viva-Moderatorin, Schauspielerin. Aber Michelstadt bleibt wichtig. Dort hat die Familie ein Restaurant mit Brauerei, dort eröffnete sie vor zehn Jahren mit ihrer Schwester ein Hotel, die „Träumerei“.

Im August, zum Jubiläum, kommt ein neues Häuschen mit fünf Zimmern nebenan dazu, „Träum weiter“ soll es heißen. Aber noch wird gebaut. Und als wäre das nicht Arbeit genug, gab es in der Brauerei einen Wasserschaden: „Da hatten wir auf einmal zwei Baustellen, das war schon ein Extremzustand“, erzählt Schwarz und klingt nicht mehr wie ein Filmstar, sondern wie eine Unternehmerin mit Baustellensorgen.

Schwester Sandra ist Hotelbetriebswirtin vor Ort

Das Schlimmste sei aber überstanden: „Seit dem 1. März ist die Hausbrauerei wieder geöffnet.“ Ihre Schwester Sandra ist die Hotelbetriebswirtin vor Ort. Aber einmal im Monat versucht auch Jessica, in Michelstadt zu sein.

„Und ich mache extrem viel über Telefon und WhatsApp. Ich schau hier viel in Geschäften und kaufe schon ein. Die Entscheidungen fallen gemeinsam“, erzählt sie. Fliesen, Armaturen, Bettwäsche: Alles muss entschieden werden. Die Gefahr, dass sie der Filmwelt wegen des Hotels abhandenkommen könnte, besteht aber nicht, da ist Jessica Schwarz sich sicher: „Spielen möchte ich immer.“