Berlin. Werden weibliche Körper schneller kalt als männliche? Forschende sagen: Ja. Das könnte in der Energiekrise zu einem Problem werden.

Es klingt nach einem alten Vorurteil über Geschlechter: Frauen frieren immer und haben schneller kalte Füße und Hände als Männer. Als universelle Wahrheit gilt diese Aussage zwar nicht – immerhin hängt das Kälteempfinden auch mit dem Alter, Körperbau und Stoffwechsel zusammen. Dennoch hat auch das biologische Geschlecht einen Einfluss darauf, ab wann Menschen kalt ist.

Unabhängig von ihrem Geschlecht haben Menschen eine konstante Körpertemperatur, meist um die 36 oder 37 Grad Celsius. Wenn es zu kalt wird, verengt der Körper die Blutgefäße, damit die Organe besser versorgt sind und weniger Wärme verloren geht. So kühlen Arme und Beine, Hände und Füße schneller aus.

Bei vielen biologisch weiblichen Körpern setzt dieser Prozess bereits bei 15 Grad ein, bei männlichen erst bei niedrigeren Temperaturen. Das liegt in den physiologischen Unterschieden: So hat ein durchschnittlicher männlicher Körper eine dickere Haut, mehr Muskeln und weniger Fett als ein durchschnittlicher weiblicher Körper.

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Das beeinflusst die Körperwärme stark. Muskeln etwa produzieren Wärme: Je mehr Muskelmasse desto wärmer der Körper. Eine dickere Haut isoliert den Körper. Beim Körperfett ist es etwas komplizierter: Zwar hält eine Fettschicht warm, bei Frauen konzentriert sich das Fett aber eher auf die Oberschenkel, die Hüften und die Brust. Der Torso mit den Organen ist daher weniger gut vor Kälte geschützt.

Diese Angaben beziehen sich auf durchschnittliche männliche und weibliche Körper. Abweichungen davon sind aber möglich. Manche Männer haben mehr Fett, manche Frauen mehr Muskelmasse als andere.

Dennoch lassen sich die physiologischen Unterschiede – und somit auch jene beim Kälteempfinden – auf die Sexualhormone zurückführen, die bei männlichen und weiblichen Körpern jeweils verschieden sind. Während Testosteron den Muskelaufbau fördert, sorgt Östrogen für die Fettproduktion.

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    Viele Frauen frieren also tatsächlich schneller als Männer. In der aktuellen Energiekrise mit den weniger geheizten Innenräumen und Büros könnte das zum Problem werden. Nicht zuletzt auch, weil Forschende aus Los Angeles schon 2019 in einer Studie mit mehr als 500 teilnehmenden Männern und Frauen festgestellt hatten, dass Frauen bei niedrigeren Temperatur unkonzentriert waren und weniger produktiv arbeiten konnten.

    Frieren ist also nicht nur unkomfortabel, sondern auch schlecht fürs Arbeitsklima und die Wirtschaft. (reba)

    Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.