Berlin. Corona, die Ukraine-Krise, der Orkan: Unsere Autorin will am liebsten die Decke über den Kopf ziehen. Warum das nicht verkehrt ist.

Ich wollte es wirklich nicht ansprechen, und ich will Sie auch nicht deprimieren, aber wollen Sie am liebsten auch die Decke über den Kopf ziehen? Zumindest so ein bisschen?

Der Ukraine-Konflikt, das Orkantief Zeynep, das nicht müde Coronavirus mit all seinen Beschränkungen, Symptomen und Folgen. Erleben Sie gar gerade eine häusliche Quarantäne oder selbst eine Corona-Erkrankung wie ich?

Ich surfe im Netz, um mich abzulenken. Suche nach Ergebnissen für die neue Staffel der Serie „Bridgerton“. Gerade kam der Trailer der zweiten Staffel heraus, darin geht es um den ältesten Sohn der adligen Familie: Anthony Bridgerton. In der ersten Staffel, dieser – nach „Squid Game“ – erfolgreichsten Netflix-Serie überhaupt, durften die Zuschauer die Ehegattensuche und Paarung der ältesten Schwester Daphne verfolgen.

Weshalb „Bridgerton“ während der Corona-Pandemie tröstet

„Bridgerton“ ist ein buntes, wortgewandtes, diverses, neuartiges historisches Serienspektakel irgendwo in der Regency-Zeit in London verortet. Die Fortsetzung erwarte ich gespannt, wie Millionen anderer Fans, der erste Trailer der zweiten Staffel wurde gerade veröffentlicht. Die perfekte Corona-Pandemie-Ablenkung.

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Die Kritikerinnen waren nach Staffel 1 aus dem Häuschen, denn Drehbuchschreiberin und Produzentin Shonda Rhimes („Grey’s Anatomy“, „How to get away with Murder“ und „Inventing Anna“) erzählt die Geschichte mit dem „Female Gaze“, aus der weiblichen Perspektive. Auch die vieldiskutierten Sexszenen sind aus dem Blick der Hauptdarstellerin Daphne und vor dem Hintergrund ihrer Bedürfnisse gedreht worden. Auch deshalb ist die Serie so ein großer Erfolg geworden.

Deutschen Serien fehlt die weibliche Perspektive

Das ist eine Perspektive, die deutsche Produktionen zu selten einnehmen. Sie können es auch nicht, weil der Anteil weiblicher Produzentinnen, Regisseurinnen und Drehbuchschreiberinnen in Deutschland weit hinter der männlichen Übermacht in den entscheidenden Filmgewerken hinterherhinkt. Den aktuellen Status Quo der ungerechten Verteilung der Geschlechter im Filmgeschäft überreichten gerade die Frauen von Pro Quote Film der neuen Kulturstaatsministerin Claudia Roth während der Berlinale 2022. Demnach sind beispielsweise 72 Prozent der hiesigen Regisseure männlich, und weiblichen Produzentinnen traut man gleich ungern die finanzielle Verantwortung für Filmprojekte zu.

Wie Baerbock die Außenpolitik weiblicher machen will

Außenministerin Annalena Baerbock twitterte, sie wolle sich jetzt gemeinsam mit Familienministerin Anne Spiegel für EU-Zielmarken für Frauen in Führungspositionen einsetzen. Denn: „Solange Frauen nicht angemessen in Schlüsselpositionen vertreten sind, ist Demokratie nicht vollständig“, schreibt Baerbock, die im Übrigen eine „feministische Außenpolitik“ betreiben will.

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Wo ich wieder bei der Außenpolitik anlange. Ein Krieg in Europa ist eine schreckliche Vorstellung. Kaum zu ertragen. Psychiater und Psychologen erklärten die Gesellschaft bereits während der Pandemie als kollektiv überfordert und müde. Was löst die zusätzliche Kriegsgefahr in den Köpfen aus?

Der Rückzug aufs Sofa hilft Kraft zu sammeln

Die Situation außen in der Welt erklärt den Erfolg von Netflix- Serien wie „Bridgerton“, „Inventing Anna“ oder „Succession“ während der Pandemie, während ein neuer Krieg in Europa droht. Der Rückzug ins Innere ist beispielsweise beim Yoga ein erprobte Technik, um wieder Kraft zu sammeln. Philosophen und Literaten wandten sich von einer Außenwelt ab, die sie nicht ändern oder deren Beeinflussung zu gefährlich für sie gewesen wäre. So schlimm ist es natürlich nicht.

Aber den Trost den Serien, Bücher, die eigene Familie oder auch nur die eigenen vier Wände bieten, ist in diesen Tagen nicht zu unterschätzen. Bleiben Sie auch ein bisschen zu Hause, so lange bis der Orkanvorbeigezogen ist.