Berlin. Die meisten neuen Corona-Fälle in deutschen Krankenhäusern gehen auf die Delta-Variante zurück. Droht nun ein neues Schreckensszenaro?

  • Auch in Deutschland zeigt sich die Ausbreitung der Delta-Variante in den Kliniken
  • Dennoch sind die Zahlen der Einweisungen deutlich niedriger als bei vorherigen Corona-Wellen
  • Mediziner warnen davor, sich in falscher Sicherheit zu wiegen

Die Krankenhäuser in Deutschland verzeichnen einen langsamen, aber stetigen Anstieg von Corona-Patienten, die sich mit der Delta-Variante infiziert haben. „Die Neuaufnahmen auf Intensivstationen und auch die Hospitalisierungen insgesamt sind auf die Delta-Variante zurückzuführen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, unserer Redaktion.

Allerdings bewegen sich die Zahlen nach Gaß’ Worten auf einem deutlich niedrigeren Niveau als in den vorangegangenen Corona-Wellen. Bisher sei zudem „nicht feststellbar, dass die Delta-Variante zu schwereren Krankheitsverläufen führt, weder insgesamt noch bei bestimmten Altersgruppen“, sagte Gaß.

Niedrige Belegung trotz Delta-Variante: Warnung vor „falscher Sicherheit“

Laut dem Zentralregister der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) befanden sich bis Donnerstagnachmittag bundesweit 470 Covid-19-Fälle in klinischer Behandlung, 232 von ihnen wurden invasiv beatmet.

Im Vergleich zum vergangen Jahr sind die Patientenzahlen in den Krankenhäusern gering. Sie nehmen aber auch früher zu.
Im Vergleich zum vergangen Jahr sind die Patientenzahlen in den Krankenhäusern gering. Sie nehmen aber auch früher zu. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Waltraud Grubitzsch

Zum Vergleich: Im vergangenen Frühjahr mussten zeitweise fast 5000 Corona-Patienten intensivmedizinisch behandelt werden. Dennoch warnte Divi-Präsident Gernot Marx davor, die Lage zu unterschätzen. Im Moment seien zwar nur drei Prozent der Betten mit Covid-Patienten belegt. „Doch wir dürfen uns nicht in falscher Sicherheit wiegen“, sagte Marx unserer Redaktion. Die Quote werde in den kommenden Wochen bei weiter steigenden Infektionszahlen vermutlich größer werden.

Stationäre Corona-Behandlungen im Blickpunkt

Vor allem der vergleichsweise rasche Anstieg der stationären Corona-Behandlungen bereitet Marx Sorge. „Im Vergleich zum letzten Jahr steigt die Kurve in den Kliniken jetzt bereits seit Anfang August wieder an. Das ist mindestens einen Monat früher“, betonte Marx.

Dank der Impfungen sei aber davon auszugehen, dass steigende Inzidenzen nicht auch gleichermaßen zu einer steigenden Belastung der Kliniken führten. Insgesamt sind inzwischen knapp 56,1 Prozent der Bevölkerung voll geimpft. 62,8 Prozent haben eine erste Dosis erhalten. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt derweil weiter an und lag laut Robert-Koch-Institut am Donnerstag bei 27,6. Vor einer Woche lag sie bei 19,4. Innerhalb eines Tages kam es zu 5638 Neuinfektionen.