Berlin/Brescia. Laut Ermittlern soll ein Arzt Covid-Patienten einen tödlichen Muskelblocker verabreicht haben. Angeblich wollte er Betten freibekommen.
Es ist ein ungeheuerlicher Vorwurf: Im Norden Italiens soll ein Chefarzt eines Krankenhauses vorsätzlich zwei Corona-Patienten getötet haben. Der Mann wurde festgenommen und in seinem Haus in Mantua unter Hausarrest gestellt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll Carlo Angelo M. den Kranken im März, während der ersten Corona-Welle in Italien, vorsätzlich einen Muskelblocker verabreicht haben, der zum Tod der beiden geführt habe. Das teilte die Polizei mit.
Ebenso erschütternd wie die schreckliche Tat selbst ist die angebliche Begründung: Laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa wollte der Arzt damit Betten und Kapazitäten beim Krankenhauspersonal frei bekommen. M. arbeitete den Angaben zufolge im Krankenhaus von Montichiari in der Nähe von Brescia. Die Ortschaft liegt in der damals hart von Corona getroffenen Region Lombardei.
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Vorsätzlich getötet? Experten wiesen Medikamente nach
Die Ermittler hatten nach eigenen Angaben einige Wochen später den Hinweis erhalten, dass der Tod der Patienten herbeigeführt worden sei. Bei den Opfern soll es sich um eine 61-jährige Frau und einen 79-jährigen Mann handeln. Nach Angaben der Ermittler starben sie zwischen dem 20. und 22. März in Montichiari.
Experten exhumierten daraufhin die Leichen, um sie zu untersuchen, und wiesen den Muskelblocker nach. Laut den Ermittlern handelt es sich sogar um zwei Medikamente: Succinylcholin und Propofol. In der Regel werden sie verwendet, um Menschen zu intubieren oder auf die künstliche Beatmung vorzubereiten. Beides soll für die kurz darauf Verstorbenen aber nicht vorgesehen gewesen sein, berichtet das Portal "Brescia Today". Die Medikamente können bei falscher Dosierung zum Tod führen.
Arzt soll Krankenschwestern aus dem Zimmer geschickt haben
Wie "Brescia Today" unter Berufung auf die Ermittler weiter berichtet, soll sich das Pflegepersonal geweigert haben, die von M. gewünschten Dosen zu verabreichen. Zumindest einmal hätte der Chefarzt die Krankenschwestern auch gebeten, ihn mit dem Patienten allein zu lassen. Am Freitag soll der Arzt verhört werden.
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Inzwischen hätten sich weitere Angehörige von Covid-Opfern, die in dem Krankenhaus gestorben waren, bei der Staatsanwaltschaft gemeldet, um weitere Informationen über den Tod ihrer Familienmitglieder zu erbitten, berichtet "Brescia Today". Die Ermittler untersuchten gegenwärtig den Tod dreier weiterer Patienten.
In Italien starben seit dem Beginn der Pandemie mehr als 86.000 Menschen mit Sars-CoV-2. Die Behörden registrierten bislang mehr als 2,48 Millionen Corona-Infektionen. Am Dienstag wurden rund 10.600 Neuinfektionen verzeichnet und etwa 540 Corona-Tote. (max/dpa)
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