Detmold. Weil der Angeklagte Andreas V. offenbar ernsthaft erkrankt ist, wird nun erst einmal nur gegen den Verdächtigen Mario S. verhandelt.

Überraschende Wendung im Gerichtsprozess um den hundertfachen Missbrauch auf dem Campingplatz im nordrhein-westfälischen Lügde: Die Verhandlung gerät vorerst ins Stocken, weil der Angeklagte Andreas V. (56) nach Angaben eines Gerichtssprechers ernsthaft erkrankt und vorläufig verhandlungsunfähig.

Das wirbelt die bisherige Planung durcheinander: Der für Donnerstag angesetzte Prozesstermin wird daher nur gegen den zweiten Angeklagten Mario S. (34) verhandelt, das Verfahren um Andreas V. wird zunächst abgetrennt.

Damit der Prozess nicht komplett platzt, wird es am Freitag laut Gericht einen sogenannten Schiebetermin geben, bei dem wenige Minuten verhandelt werden soll.

Neuer Beschuldigter im Fall Lügde

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    Urteil im Missbrauchsfall Lügde sollte eigentlich Ende August fallen

    Wie ein Gerichtssprecher sagte, hat der Verteidiger von Andreas V. zugesagt, dass sein Mandant gegebenenfalls auch gegen ärztlichen Rat dazu kommen werde. Der Hintergrund: Die Verhandlung darf nicht länger als drei Wochen pausieren.

    Blick auf den Campingplatz Eichwald.
    Blick auf den Campingplatz Eichwald. © dpa | Guido Kirchner

    Das Gericht will ab dem 15. August wie geplant weiter verhandeln. Sollte Andreas V. bis dahin wieder gesund sein, könnte sein Verfahren wieder mit dem von Mario S. zusammengelegt werden, der wegen 162 Fällen angeklagt ist. Das Urteil gegen die beiden soll eigentlich spätestens Ende August fallen.

    Details zur Erkrankung von Andreas V. wurden vom Gericht nicht genannt. Ihm wird in der Anklage vorgeworfen, in seinem Wohnwagen auf einem Campingplatz in Lügde jahrelang Kinder – darunter seine Pflegetochter – missbraucht zu haben.

    Abgetrennt von dem Prozess gegen die beiden Hauptangeklagten lief das Verfahren gegen den Nebenangeklagten Heiko V., der eine Bewährungsstrafe bekam. Das Urteil rief viel Kritik hervor – inzwischen wurde Revision eingelegt. Ursprünglich wurden im Fall Lügde sogar acht Männer beschuldigt. (dpa/les)