Berlin. Rassismus-Eklat bei Flixbus? Eine Frau will beobachtet haben, wie der Fahrer zwei Passagiere aufgrund ihrer Herkunft rausschmiss.
Es sind heftige Vorwürfe – und bisher schweigt Flixbus: Sind zwei Passagiere Opfer von Rassismus geworden, mussten sie den Reisebus verlassen, weil der Fahrer sie für Diebe hält? Die Videos einer Instagram-Nutzerin lassen diesen Schluss zu, glaubt man ihrer Vorgeschichte. Sie selbst hatte die Weiterfahrt abgebrochen, sich mit den zwei Schwarzen solidarisiert.
Auf Anfrage unserer Reaktion sich Flixbus am Montag geäußert – es werde eine interne Untersuchung eingeleitet. Die Instagram-Videos seien zur Bewertung der Lage nicht ausreichend. Man müsse die Seite des Busfahrers hören. „Dieser ist gerade nicht im Dienst aber wir versuchen die Situation so schnell wie möglich zu klären.“
Rassismus im Flixbus? Influencerin filmt Vorfall
„Du hast irgendwas gegen mich!“, „Sag die Wahrheit!“ – der junge Mann wird laut, seine Stimme hat einen aggressiven Unterton. Was sein Gegenüber ihm antwortet, ist schwer zu verstehen, mehrere Menschen stehen in einer Traube um die Streitenden herum.
Zu sehen ist diese Szene in der Instagram-Story, die die Influencerin Angela Paskevic am Samstag teilte. Und sie erhebt einen schweren Vorwurf. Ein Flixbus-Fahrer soll zwei seiner Passagiere wegen ihrer Hautfarbe in Leipzig aus dem Bus geworfen haben.
„FlixBus befördert Passagiere unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung und ihrem konkreten Reiseanlass, sofern sie bei Fahrtantritt ein gültiges Ticket vorweisen können“, teilt das Unternehmen mit. „Sollten sich die Vorwürfe dahingehend bestätigen, werden wir entsprechende Konsequenzen ziehen.“
Paskevic diskutiert mit Fahrer – und fährt selbst nicht weiter mit
„Ihr könnt euch niemals vorstellen, was passiert ist“, schreibt Paskevic zu ihren Aufnahmen. „Ein Busfahrer von Flixbus hat einfach zwei unschuldige Passagiere rausgeschmissen aufgrund ihrer Herkunft.“ Sie habe beobachtet, wie einer der jungen Männer seine Jacke aus dem Kofferdepot holen wollte. Der Fahrer soll daraufhin dessen Gepäck durch die Luft geschleudert haben, weil er ihm unterstellt habe, ein Dieb zu sein.
Auch Paskevic selbst diskutiert mit dem Fahrer. In ihrer Story ist zu hören, wie sie einem Mann im weißen Hemd – offenbar der Flixbus-Fahrer – nach der Begründung für den Rausschmiss der jungen Männer fragt. Er antwortet: „Das brauchst du nicht zu wissen.“
Paskevic ist hörbar aufgebracht. „Für so einen Scheiß steige ich auch aus“, sagt sie. „Sagen Sie doch einfach: Liegt’s an der Hautfarbe? Was ist das Problem?“
Paskevic beendet Flixbus-Fahrt aus Protest
Während die Influencerin sich entscheidet, den Flixbus ebenfalls in Leipzig zu verlassen, obwohl sie eigentlich bis Freiburg hatte reisen wollen, scheinen die anderen Fahrgäste vor allem genervt von der Verspätung, die die Auseinandersetzung nach sich sieht. „Kooperieren Sie einfach!“, rät etwa ein Mitreisender.
Ein weiteres Video zeigt, wie mehrere Passagiere draußen vor dem Bus stehen. Paskevic schreibt dazu: „Seht euch an, wie sie alle geiern und keiner Eier in der Hose hat, für die Jungs einzustehen.“
Sie selbst steigt schließlich wirklich in Leipzig aus. „Ich bin fassungslos, zittere am ganzen Körper.“ Ihr Leben lang sei sie mit Rassismus konfrontiert gewesen. „Ich schaue nicht weg.“
Flixbus: Reihe von negativen Schlagzeilen
Das Unternehmen schreibt derzeit einige negative Schlagzeilen mit stehengelassenen Gästen – erst eine Großmutter mit ihren Enkeln in Prag, dann fünf Personen in Slowenien: Flixbus lässt wieder Fahrgäste stehen – ist das rechtens? Schon im Sommer 2016 soll ein Flixbus-Fahrer eine dunkelhäutige Frau stehengelassen haben.
Auch mehrere Unfälle sorgten zuletzt für Aufsehen. Auf der A9 starb etwa eine Frau in einem verunglückten Reisebus: Nach dem Flixbus-Unfall wurden Ermittlungen gegen den Busfahrer eingeleitet. Das Thema beschäftigte nicht nur die Betroffenen: Was Politik und Verbände zu den Flixbus-Unfällen sagen.
Ärger gab es auch, weil Flixbus-Passagiere stundenlang in der Hitze warten mussten. Schöne Nachrichten liefert das Unternehmen aber auch: So kam im Mai ein Mädchen in einem Flixbus zur Welt.