Berlin. Im Zusammenhang mit dem Missbrauchsfall in Lügde soll es weitere Tatorte in Thüringen geben. Was Sie über die Orte wissen müssen.

Im Fall des Kindesmissbrauchs auf einem Campingplatz in Lügde gibt es neue Erkenntnisse. Wie der „Spiegel“ berichtet, soll es einen bislang unbekannten Tatort geben, der nicht in Nordrhein-Westfalen liegt.

Im Sommer 2009 soll der Hauptbeschuldigte Andreas V. wiederholt für Tauchurlaube an einen See im thüringischen Nordhausen gefahren sein. Das habe ein ehemaliger Tauchfreund von Andreas V. dem „Spiegel“ berichtet.

Mit minderjährigen Kindern in den Tauchurlaub

Nach Aussage des Tauchers, soll Andreas V. über eine Woche seinen Wohnwagen am Forellensee in Nordhausen abgestellt haben. Zu den Urlauben soll er immer mehrere minderjährige Kinder mitgebracht haben, meistens seien es Mädchen gewesen, die jüngsten von ihnen ungefähr vier Jahre alt. V. habe sie als Nachbarskinder ausgegeben, er soll offenbar mit ihnen gemeinsam in dem Campingwagen gewohnt haben.

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    Der Tauchkumpel von V. sagte wohl weiter, er habe bereits vor Monaten eine entsprechende Zeugenaussage bei der Polizei gemacht. Es ist allerdings unklar, ob die Ermittler die Spur verfolgt haben. Auf Anfrage des „Spiegels“ teilt die Polizei Bielefeld mit, aus „ermittlungstaktischen Gründen“ keine Auskunft darüber zu geben. Bei der Polizei in Nordhausen heißt es, man habe mit dem Fall nichts zu tun.

    Ende Juni soll der Prozess beginnen

    Der jahrelange massenhafte Missbrauch von Kindern im Alter zwischen vier und 13 Jahren auf einem Campingplatz in Lügde an der Landesgrenze zu Niedersachsen soll Ende Juni in einem Prozess strafrechtlich aufgearbeitet werden. Dem 56-jährigen Hauptverdächtigen wirft die Staatsanwaltschaft in der Anklage 293 Fälle vor. Gegen zwei Beschuldigte wurde Anklage erhoben.

    Demnach soll sich der Mann unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen, schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern sowie dem Besitz von kinderpornografischen Schriften verantworten. Auch Männer sind beschuldigt Kinder missbraucht zu haben.

    Bürgermeister bekommt Hassmails und Drohanrufe

    Der Bürgermeister von Lügde berichtet von Hunderten Hassmails und Drohanrufen seit Bekanntwerden des massenhaften Kindesmissbrauchs in seiner Stadt. Die Behörden kommen mit den Ermittlungen kaum noch hinterher.

    „Sätze wie: Ich sollte mit dem Kinderschänder zusammen in eine Zelle gesperrt werden, gehören noch zu den harmloseren Sachen, die ich zu hören bekomme“, sagte Heinrich Josef Reker der „Rheinischen Post“. Einschüchtern lasse er sich von den Hassmails nicht: „Ich habe deswegen keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Ich will der Bürgermeister zum Anfassen bleiben“, sagte der 65-Jährige. (msb/dpa)