Berlin . „One Time“ und „Baby“ machten ihn bekannt: Popsänger Justin Bieber wird 25 Jahre alt. So wurde aus ihm ein gefeierter Multimillionär.

Justin Bieber muss zum Arzt. In einem Leben, das der pure Wahnsinn ist, sieht das so aus: Ein verdunkelter Van hält auf der New Yorker Straße, Bodyguards geleiten den Star, der die Mütze tief ins müde Gesicht gezogen hat, zum Eingang. Sofort zücken Passanten ihre Smartphone-Kameras und halten drauf.

Als Bieber die Praxis wieder verlässt, hat sich längst eine Traube aus Autogrammjägern gebildet, Paparazzi umschwirren ihn wie ein ausgehungerter Hornissenschwarm. Alle rufen seinen Namen.

Nur Stunden später erscheinen die Schlagzeilen auf den Klatsch-Portalen im Internet: „Besorgniserregende Bilder aufgetaucht“ oder „Wie schlecht geht es Justin Bieber?“ Am Freitag wird der Popsänger 25 Jahre alt. Es ist ein Leben, das bereits für mindestens drei Rückblicke reicht.

„Despacito“ wird Megahit

Dezember 2009: Justin Bieber steht hier noch am Anfang seiner Karriere.
Dezember 2009: Justin Bieber steht hier noch am Anfang seiner Karriere. © dpa | Jason Szenes

Man muss ihn nicht mögen. Der konsequent zutätowierte Multimillionär (geschätztes Vermögen: 234 Euro) wirkt allzu oft wie ein selbstgefälliger Rotzlöffel. Aber er gilt als hochprofessionell und unfassbar talentiert.

Seit zwölf Jahren ist er ein Star, der Erfolg reißt nicht ab. Erst 2018 schrieb er Geschichte. Sein Megahit „Despacito“ mit Luis Fonsi und Daddy Yankee wurde das erste Video, das mehr als fünf Milliarden Mal geklickt wurde.

Bieber ist auch der erste Megastar, der in den Erfolg geklickt wurde. Er ist keine Erfindung einer Plattenfirma und kein verwöhnter Hollywood-Spross.

Er wächst in der kanadischen Mittelstadt London auf, seine Mutter Pattie Mallette schlägt die Familie alleine durch. Bieber bringt sich verschiedene Instrumente selbst bei, singt im Kinderzimmer Lieder seiner R B-Idole Chris Brown oder Usher nach.

Seine Lieder werden auf Anhieb Hits

Mallette stellt Videos davon ins Netz – bald bildet sich eine Fangemeinde. Musikagent Scooter Braun kriegt davon Wind, verschafft dem Jungen einen Plattenvertrag. Songs wie „One Time“ oder „Baby“ werden auf Anhieb Hits. „Plötzlich spielt das Baby, das ich gewindelt habe, im Madison Square Garden und singt für den Präsidenten der Vereinigten Staaten“, wundert sich Mutter Mallette in der „New York Times“ im Jahr 2010. „Es ist verrückt.“

Weniger gefallen haben dürften seiner gottestreuen Mutter die Eskapaden, mit denen der bis dahin so niedliche Junge mit der braven Ponyfrisur die knalligen Internet-portale füttert. In seiner Luxusvilla bei Los Angeles lässt er es auf wilden Festen krachen, bewirft Nachbarn mit Eiern.

Prügeleien in Nachtclubs

Polizisten stellen daraufhin Partydrogen sicher. Er sprüht Graffiti, prügelt sich in Nachtclubs, pinkelt in Mülleimer, wird beim Verlassen eines Bordells und mit Pornodarstellerinnen gesichtet. Er nimmt an illegalen Autorennen teil, schrottet einen Protz-Schlitten, wird trunken am Steuer erwischt. Was man halt so macht, wenn man während der Pubertät grenzenlose Freiheiten und unendlich belastbare Kreditkarten hat.

Und dann ist da noch die Sache mit dem Affen. Bieber shoppt ein Kapuzineräffchen – einen Hund hat ja jeder – und nimmt ihn im Privatjet nach Deutschland, wo der Zoll den Exoten beschlagnahmt – er hatte keine Papiere. Bieber dampft einfach wieder ab und überlässt Mally den Behörden.

Äffchen hat neues Zuhause in der Lüneburger Heide

Juli 2018: Justin Bieber mit Model Hailey Baldwin.
Juli 2018: Justin Bieber mit Model Hailey Baldwin. © dpa | John Peters

„Wenn man so viel Geld hat wie ich, warum sollte man dann keinen Affen kaufen?“, sagt Bieber später dazu. Inzwischen hat Mally im Serengeti-Park in der Lüneburger Heide eine Familie gegründet.

Da will auch Bieber nachziehen. „Ein guter Ehemann und Vater sein“ – das sind seine nächsten Ziele. Mit Selena Gomez – die Beziehung folgte mit ihrem Hin und Her der Dramaturgie einer Seifenoper – hat es ja nicht geklappt.

Mit Model-Ehefrau Hailey Baldwin, Nichte des Filmstars Alec Baldwin, gab er kürzlich ein Interview in der „Vogue“ und offenbart neokonservative Attitüden.

Sie sei „die Liebe meines Lebens“, sagte er, eingefädelt von höchster Stelle: „Gott hat mich mit Hailey gesegnet.“ Seit Herbst sind sie verheiratet, in Paartherapie waren sie auch schon. Wie gesagt, bei Bieber geht alles etwas schneller.

Einsichtige Sätze des Sängers

Obwohl: Mit dem Sex hätten sie bis zur Hochzeit gewartet. Bieber lässt in dem Interview noch einige einsichtige Sätze fallen, denen man Sitzungen beim Psychologen in Malibu anmerkt: „Die Leute lieben mich, ich bin der Größte – das dachte ich wirklich. Ich wurde sehr arrogant und dreist. Ich trug auch drinnen eine Sonnenbrille.“ Und seine Ehefrau ergänzt. „Drinnen und nachts.“