Chicago. Die Kältewelle in Teilen der USA hält weiter an. Sie erreicht nun auch die Ostküste. Landesweit starben bereits mehr als 20 Menschen.

Mindestens 21 Kältetote, viele Unfälle, ein teils verzweifelter Kampf gegen die Kälte: Die USA sind von extremen Tieftemperaturen getroffen worden.

Nun geht es endlich bergauf – zumindest im Mittleren Westen. Gleichzeitig wird es an der Ostküste kühler: Der Nationale Wetterdienst (NWS) hat Warnungen für Boston rausgegeben. In den anderen Regionen, in denen Temperaturen von bis zu minus 40 Grad geherrscht haben, gibt es nun ein Kontrastprogramm.

Am Samstag soll es im mittleren Westen der USA 15 Grad werden. Das sind Temperaturunterschiede von fast 50 Grad.

Die Kältewelle in Kürze:

  • Seit etwa einer Woche herrschen im Mittleren Westen extreme Tieftemperaturen
  • Donnerstag gab es teilweise von unter minues 30 Grad – zum Beispiel in Chicago
  • Drei Bundesstaaten hatten den Katastrophenfall ausgerufen
  • Nun sind Werte um die zehn Grad zu erwarten
  • US-Präsident Donald Trump leugnet den Klimawandel – auch, wenn Experten gute Gründe anführen

Kälte in den USA - Polarwirbel verantwortlich

Ein Polarwirbel hatte für den extremen Kälteinbruch von Temperaturen bis minus 40 Grad gesorgt. In Zukunft könnte es dazu sogar häufiger kommen, sagen Forscher.

Dieser Wirbel entsteht im Winter über dem Nordpol. Weil dort kein Sonnenlicht die Luftschicht der Erde erwärmt, sammelt sich kalte Luft an. Der Luftdruck ist tief. So entstehen stärkere Winde, die aus dem Westen wehen. Die nennt man Polarwirbel.

Der Wirbel bleibt normalerweise über der Arktis, sagen die Experten. Doch es kann passieren, dass sich Teile lösen und Richtung Süden wandern. Das ist gerade der Fall. Deshalb ist es in Teilen der USA und auch in Kanada gerade so kalt.

Kälte in den USA weiter lebensgefährlich

Klimaforscher rechnen in den kommenden Jahren mit häufigeren Kälteausbrüchen als Folge der Schwäche des Polarwirbels. „Von Zeit zu Zeit kann die arktische Luft, die normalerweise wie eingezäunt auf dem Pol festsitzt, dort ausbrechen und auf die angrenzenden Kontinente wandern“, sagte der Leiter des Bereichs Erdsystemanalyse beim Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Prof. Stefan Rahmstorf, der Deutschen Presse-Agentur.

Das passiere vor allem, wenn der sogenannte Polarwirbel schwach sei, zusammenbreche, sich umdrehe oder - wie jetzt - in zwei Teile zerbreche.

Der National Weather Service sagt für den Mittleren Westen und den Norden der USA weiterhin lebensgefährliche Kälte voraus. Klirrender Frost verbunden mit teils auffrischendem Wind führe zu Bedingungen, die anfälligen Menschen Probleme bereiten könnten.

Kälte in den USA - schon 21 Tote

Dicke Eisplatten schwimmen auf dem Chicago River.
Dicke Eisplatten schwimmen auf dem Chicago River. © dpa | Patrick Gorski

Am Donnerstag waren stellenweise Temperaturen von deutlich unter minus 30 Grad Celsius gemessen worden. Schulen blieben geschlossen, Postboten konnten keine Briefe mehr zustellen. Auch Flugzeuge konnten nicht fliegen oder hoben verspätet ab, weil sie vereist waren.

Mindestens drei Bundesstaaten riefen den Katastrophenfall aus. Einwohner sollten idealerweise Zuhause bleiben, sich mindestens aber vor der Kälte umfassend schützen.

Kältewelle in den USA – Rekord erwartet

Arktische Temperaturen erfassen den Mittleren Westen der USA, in Chicago könnte es einen neuen Kälterekord geben. Am Donnerstag werden bis zu minus 33 Grad Celsius erwartet. Im Chicago River schwimmen schon große Eisschollen.
Arktische Temperaturen erfassen den Mittleren Westen der USA, in Chicago könnte es einen neuen Kälterekord geben. Am Donnerstag werden bis zu minus 33 Grad Celsius erwartet. Im Chicago River schwimmen schon große Eisschollen. © REUTERS | STRINGER
Eine Frau geht vor der Skyline von Chicago am Ufer des Michigansees entlang. Weil die Luft so viel kälter ist als das Wasser, scheint der See zu dampfen.
Eine Frau geht vor der Skyline von Chicago am Ufer des Michigansees entlang. Weil die Luft so viel kälter ist als das Wasser, scheint der See zu dampfen. © dpa | Kiichiro Sato
Wasser gibt es in Chicago in der arktischen Luft fast nicht mehr in flüssiger Form.
Wasser gibt es in Chicago in der arktischen Luft fast nicht mehr in flüssiger Form. © REUTERS | STRINGER
„Polarwirbel“ heißt das Phänomen, dass die extremen Temperaturen bringt: ein Band kalter Westwinde, das normalerweise über dem Nordpol kreist. Wird der Wirbel geschwächt, kann die Luft in niedrigere Breiten entweichen.
„Polarwirbel“ heißt das Phänomen, dass die extremen Temperaturen bringt: ein Band kalter Westwinde, das normalerweise über dem Nordpol kreist. Wird der Wirbel geschwächt, kann die Luft in niedrigere Breiten entweichen. © REUTERS | STRINGER
In Chicago sah die Vorhersage für Mittwochnacht Temperaturen von bis zu minus 29 Grad Celsius.
In Chicago sah die Vorhersage für Mittwochnacht Temperaturen von bis zu minus 29 Grad Celsius. © dpa | Zbigniew Bzdak
Chicago ist zurzeit lebensbedrohlich kalt – sieht aber malerisch aus.
Chicago ist zurzeit lebensbedrohlich kalt – sieht aber malerisch aus. © REUTERS | STRINGER
Millionen Menschen im Mittleren Westen der USA stellen sich auf Temperaturen von minus 33 Grad Celsius und darunter ein.
Millionen Menschen im Mittleren Westen der USA stellen sich auf Temperaturen von minus 33 Grad Celsius und darunter ein. © dpa | Teresa Crawford
Dabei sind die gefühlten Temperaturen noch niedriger: Experten benennen sie mit bis zu minus 49 Grad Celsius.
Dabei sind die gefühlten Temperaturen noch niedriger: Experten benennen sie mit bis zu minus 49 Grad Celsius. © REUTERS | STRINGER
Ein Eisbrecher auf dem Michigansee.
Ein Eisbrecher auf dem Michigansee. © REUTERS | STRINGER
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In Chicago war es kälter als in der Antarktis

Chicago friert ein.
Chicago friert ein. © REUTERS | STRINGER

In der Millionenmetropole Chicago im Bundesstaat Illinois – im Winter ohnehin immer eisig – wurden in den vergangenen Tagen Temperaturen von unter minus 30 Grad gemessen. Das ist kälter als in Teilen der Antarktis. Die Behörden richteten mehr als 60 Wärmestuben für Wohnungslose ein.

Die gefühlten Temperaturen – in den USA spricht man von „Windchill“-Werten – liegen oft deutlich tiefer als die gemessenen. Der „Windchill-Effekt“ beschreibt die Abkühlung der Haut bei erhöhter Windgeschwindigkeit.

Zum Mittleren Westen der USA gehören diese Bundesstaaten:

  • Illinois,
  • Indiana,
  • Iowa,
  • Kansas,
  • Michigan,
  • Minnesota,
  • Missouri,
  • Nebraska,
  • North Dakota,
  • Ohio,
  • South Dakota
  • Wisconsin

Bis Sonntag müssen die Amerikaner einen starken Kreislauf beweisen. Dann sollen die Temperaturen vielerorts um mehr als 30 Grad Celsius klettern und fast 20 Grad Celsius plus erreichen.

So eisig wie in den USA ist es in Deutschland derzeit zwar nicht. Doch auch bei uns bleibt es kalt. Das sind wichtige Fragen zum Umgang mit Frost.

Eisige Schönheit: Niagarafälle gefroren

Fast 3000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde stürzen mindestens täglich die Niagarafälle hinunter – normalerweise. Doch nach dem Wintersturm mit seinen eisigen Temperaturen, der über den Nordosten der USA und Südosten Kanadas hinweggezogen ist, ist die Lage nicht mehr normal: Die gigantischen Wasserfälle an der Grenze der beiden Länder sind teilweise zugefroren.
Fast 3000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde stürzen mindestens täglich die Niagarafälle hinunter – normalerweise. Doch nach dem Wintersturm mit seinen eisigen Temperaturen, der über den Nordosten der USA und Südosten Kanadas hinweggezogen ist, ist die Lage nicht mehr normal: Die gigantischen Wasserfälle an der Grenze der beiden Länder sind teilweise zugefroren. © REUTERS | MOE DOIRON
So sieht das normalerweise aus.
So sieht das normalerweise aus. © imago/Harald Lange | imago stock&people
Und so stellt sich die Lage zurzeit dar. Foto: REUTERS/Dronebase
Und so stellt sich die Lage zurzeit dar. Foto: REUTERS/Dronebase © REUTERS | HANDOUT
Die Wassermassen sind immer noch zu groß und zu stark, als dass die Fälle komplett gefrieren könnten.
Die Wassermassen sind immer noch zu groß und zu stark, als dass die Fälle komplett gefrieren könnten. © REUTERS | HANDOUT
Doch an den Rändern des Niagaraflusses sammeln sich die Eisschollen. Foto: REUTERS/Dronebase
Doch an den Rändern des Niagaraflusses sammeln sich die Eisschollen. Foto: REUTERS/Dronebase © REUTERS | HANDOUT
Was für ein Naturschauspiel. Foto: REUTERS/Dronebase MANDATORY CREDIT
Was für ein Naturschauspiel. Foto: REUTERS/Dronebase MANDATORY CREDIT © REUTERS | HANDOUT
Bis zu minus 25 Grad Celsius sind in den vergangenen Tag an der beliebten Touristenattraktion gemessen worden – doch die Witterung hielt nicht alle Besucher fern.
Bis zu minus 25 Grad Celsius sind in den vergangenen Tag an der beliebten Touristenattraktion gemessen worden – doch die Witterung hielt nicht alle Besucher fern. © REUTERS | MOE DOIRON
Ob diese Touristin am Geländer festgefroren ist, ist nicht überliefert.
Ob diese Touristin am Geländer festgefroren ist, ist nicht überliefert. © REUTERS | MOE DOIRON
Selfie mit dicker Eisschicht.
Selfie mit dicker Eisschicht. © REUTERS | MOE DOIRON
Der Niagarafluss stürzt an den Niagarafällen bis zu 57 Meter tief.
Der Niagarafluss stürzt an den Niagarafällen bis zu 57 Meter tief. © REUTERS | HANDOUT
Malerische Eis-Formationen am Rand der Fälle.
Malerische Eis-Formationen am Rand der Fälle. © REUTERS | MOE DOIRON
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Hund und Besitzer aus See gerettet

Beinahe hätten die eisigen Temperaturen auch für den Tod eines Hundes und seines Herrchen gesorgt. Wie ABC berichtet, sei ein Welpe bei -15 Grad weggelaufen und in einen See gefallen. Sein Besitzer habe den Hund retten wollen, sei dabei aber selbst hineingefallen.

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Zeugen reagierten sekundenschnell, bildeten eine Menschenkette und zogen den Mann aus dem Wasser. Auch der Hund sei gerettet worden. Das Fell des Tieres sei gefroren gewesen, heißt es.

Im Carroll County in Indiana starb örtlichen Medien zufolge ein Zebra auf einer Privatfarm in der Kälte. Die Tageszeitung „USA Today“ warnte Haustierbesitzer, ihre „pelzigen Freunde“ möglichst drinnen zu behalten oder sie, etwa beim Gassigehen, ebenfalls warm anzuziehen. „Wenn es zu kalt für dich ist, ist es zu kalt für sie.“

Eisige Kälte in Chicago.
Eisige Kälte in Chicago. © REUTERS | STRINGER

US-Präsident Trump macht Witze über Klimawandel

US-Präsident Donald Trump leugnet die Existenz des Klimawandels – und machte sich denn auch schon auf Twitter lustig: „In den nächsten Tagen soll es noch kälter werden. Menschen können draußen kaum Minuten überstehen. Was zur Hölle ist nur mit der Erderwärmung los? Komm schnell zurück, wir brauchen dich“, twitterte der Regierungschef, der das Pariser Klimaabkommen aufgekündigt hat.

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Das wiederum bewegte viele Meteorologen, öffentlich zu erklären, dass Wetter nicht das gleiche wie Klima ist – und warum die Erderwärmung tatsächlich der Grund sein könnte, dass Polarwirbel in niedrigere Breiten gelangen.

So wird das Wetter in den nächsten Tagen in Chicago

  • Freitag: - 6 Grad
  • Samstag: 4 Grad
  • Sonntag: 7 Grad

© dpa | Kiichiro Sato

Meteorologe Jörg Kachelmann schreibt auf Twitter, dass man trotz der niedrigen Temperaturen nicht von einer Rekordkälte sprechen könne. Auch sei das Wetter nicht dem Klimawandel zuzuordnen – wenngleich er betont:

„Es gibt eine Klimaerwärmung und einen menschlichen Anteil daran. Unwissenschaftlichkeit ist, das zu verneinen, aber auch zu vergessen, dass es trotzdem und unabhängig davon Wetterereignisse in alle Richtungen gibt, die ihm nicht gebetsmühlenartig zugeordnet werden können.“

Darüber hinaus sei die derzeitige Kälteperiode nur sehr kurz. Bereits am Samstag sollen die Temperaturen wieder den Gefrierpunkt übersteigen.

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Tipps zum Umgang mit Kälte:

(bekö/ses/sdo/dpa)