Washington. Wegen der Missbrauchsvorwürfe gegen Kevin Spacey hat es eine erste Anhörung gegeben. Spacey erschien – und war schnell wieder weg.

Man weiß nicht, ob Kevin Spacey dem Frohsinn zuneigt. Tatsache ist, dass der lange Zeit hymnisch gefeierte Hollywood- und Theaterstar am Rosenmontag voraussichtlich wirklich einem Gerichtsverfahren ein großes Stück näher rückt.

Weil er im Sommer 2016 einem 18-jährigen Aushilfskellner in einer Bar auf der Promi-Urlaubsinsel Nantucket im US-Bundesstaat Massachusetts drei Minuten lang unter Alkoholeinfluss in den Schritt gefasst haben soll, muss sich der durch seine Rolle als Frank Underwood in der Serie „House of Cards“ zu Ehre und Reichtum gekommene Schauspieler dann offiziell wegen sexueller Belästigung vor der Justiz verantworten.

Den Termin für die „vorprozessuale Anhörung“, bei dem Spacey keine Anwesenheitspflicht hat (4. März, 11 Uhr), legte Richter Thomas Barrett am Montag bei einem von riesigem Medienaufgebot begleiteten Termin auf Nantucket fest, der ohne Einlassungen zur Sache nach knapp zehn Minuten vorbei war.

Spacey will offenbar auf „nicht schuldig“ plädieren

Kevin Spacey und sein Anwalt Alan Jackson am Montag vor Gericht auf Nantucket.
Kevin Spacey und sein Anwalt Alan Jackson am Montag vor Gericht auf Nantucket. © REUTERS | POOL

Einziges Detail von Substanz: Spacey muss sich in jeder Hinsicht von dem namentlich nicht identifizierten „Opfer“ fernhalten. Im Falle einer Verurteilung drohen dem 59-jährigen, der im Zuge der Sex-Untaten von Hollywood-Produzent Harvey Weinstein in den Verdacht geriet, über Jahrzehnte körperliche Freuden mit Männern erzwungen zu haben, mit einer Haftstrafe von bis zu fünf Jahren rechnen.

Ob es dazu kommt, ist völlig offen. Aus Kreisen seines Anwalts Alan Jones hieß es, Spacey bestreite die Vorwürfe und plädiere auf „nicht schuldig“. Dabei spielt die Aussage eines Polizisten eine zentrale Rolle, der das „Opfer“, den Sohn einer ehemaligen TV-Moderatorin, nach der Tat im Juli 2016 vernommen hatte.

Inhalt: Der damals 18-Jährige, der sich gegenüber Spacey fünf Jahre älter machte, signalisierte zu keinem Zeitpunkt, das ihm die körperliche Annäherung unangenehm war. Man habe sogar zusammen eine Zigarette geraucht und Telefonnummern ausgetauscht.

Spacey ist in Hollywood mittlerweile „persona non grata“

Vor der Anhörung hatte sich Kevin Spacey durch eine Menge von Journalisten und Schaulustigen kämpfen müssen.
Vor der Anhörung hatte sich Kevin Spacey durch eine Menge von Journalisten und Schaulustigen kämpfen müssen. © REUTERS | BRIAN SNYDER

Die Staatsanwaltschaft will dagegen anhand eines Handy-Videos, dass der junge Mann seiner Freundin via Snapchat zusandte, den Nachweis führen, dass die einseitig homoerotische Situation nicht auf Einvernehmen zwischen Star und Kneipenbekanntschaft zurückging.

Spacey war seit Bekanntwerden der Vorwürfe, die ähnlich gelagerte Fälle in Großbritannien umfassen, tief gefallen. Der Internet-Riese Netflix gab ihm für „House of Cards“ den Laufpass. Die finale Staffel der Dramaserie wurde ohne Spacey gedreht, die alleinige Hauptrolle übernahm Robin Wright. In Hollywood ist er „persona non grata“.

Seine Anreise zum Gericht in Nantucket wurde per Helikopter live im Fernsehen übertragen. Vor und nach dem Gerichtstermin gab Spacey keinerlei Kommentar ab.

Zuletzt hatte er nach langer Zeit der Medien-Abstinenz bei Twitter und YouTube ein bizarres Video gepostet, in dem seine Serien-Figur, der skrupellosen Politiker Frank Underwood, der offenbar auf Vorwürfe gegen sich reagiert.