Palma. Benimmregeln sollen gegen den Sauftouristmus am Ballermann helfen. Bisher scheinen die Aktionen und Verbote jedoch nicht zu wirken.

  • Benimmregeln sollen gegen den Sauftouristmus am Ballermann helfen
  • Bisher scheinen die Aktionen und Verbote jedoch nicht zu wirken
  • Jetzt wehren sich auch die Hoteliers

Auf Mallorca soll es künftig zivilisierter zugehen. Mit mehreren Razzien samt „Knöllchen-Offensive“ hat die Polizei zuletzt ein Zeichen gegen den Sauftourismus am Ballermann gesetzt. Doch bisher bleibt es bei vereinzelten Aktionen an Mallorcas berühmter Partymeile. Jetzt wehren sich sogar die Hoteliers.

Denn Alkoholverbote und Warnschilder scheinen nicht zu fruchten – die Touristen am Ballermann feiern weiter, trotz der im vergangenen Jahr eingeführten „Benimmregeln“.

„Knöllchen-Offensive“ gegen Sauftouristen

Mitte Juni hatte die Polizei in zwei aufeinander folgenden Nächten Razzien veranstaltet. Die Botschaft: Dem Sauftourismus geht es an den Kragen. 182 Anzeigen kamen zustande, 88 davon wegen Alkoholkonsums in der Öffentlichkeit.

Eine Woche später legten die Sicherheitskräfte nach und erstatteten Anzeige gegen neun Geschäfte, unter anderem wegen des Verkaufs von Alkohol zwischen Mitternacht und acht Uhr morgens sowie wegen der Bewerbung von Alkohol mit Trink-Eimern oder Leuchtreklamen.

Denn die Benimmregeln sehen vor, dass Alkohol nachts nur in Gaststätten, Bars und Tanzlokalen verkauft werden darf, aber nicht in Läden und am Kiosk. Medien auf Mallorca sprachen von einer „Knöllchen-Offensive“.

Verband fordert härteres Durchgreifen

Die Kontrollen seien lächerlich, empört sich Gabriel Barceló, der Vorsitzende des Nachbarschaftsverbands der Playa de Palma. „Wenn ich morgens aus dem Haus und zur Arbeit gehe, rieche ich eine Mischung aus Alkohol, Erbrochenem und Urin. Zu jeder Tages- und Nachtzeit hört man Gekreische und Gegröle der Touristen“, sagt der 54-Jährige angewidert. „Einmal im Jahr macht die Polizei dann eine Razzia, damit man ein Foto in den Medien hat.“

Sein Verband fordert seit Jahren ein härteres Durchgreifen seitens der Stadt Palma, tägliche Razzien und im Notfall sogar eine eigene Verwaltung für Playa de Palma, um sich selbst besser zu verwalten.

Inselverwaltung wehrt sich gegen Vorwürfe

In der Verwaltung der Inselhauptstadt will man den Vorwurf der Untätigkeit nicht auf sich sitzen lassen. 120 zusätzliche Polizisten habe man für die Sommermonate eingestellt. „Wir gehen weiterhin unerbittlich gegen den Sauftourismus vor“, betont ein Sprecher.

Ziel für den Sommer 2018 sei es, mindestens 2000 Verstöße gegen die neuen Regeln zur Anzeige zu bringen. Zudem werde an einem neuen Gesetz gearbeitet, das die aktuellen Sittenregeln an der Playa noch verschärfen soll.

Wie hoch die verhängten Bußgelder gegen die Touristen aber tatsächlich sind, konnte der Sprecher nicht sagen.

„Verhaftet sie, verhängt Strafen, weist sie aus!“

Der Druck auf die Stadtverwaltung wächst, denn die Anwohnerverbände haben einen unerwarteten Alliierten gewonnen: die Hotelbetreiber.

José Antonio Fernandez de Alarcón, Vizepräsident des Hoteliersverbandes der Playa de Palma, erklärte vor wenigen Tagen: „Wir würden es sehr begrüßen, wenn Bilder von festgenommenen, betrunkenen Urlaubern in den Medien zu sehen wären. Verhaftet sie, verhängt Strafen, weist sie aus! Wir wollen sie nicht!“

Die Hotelbetreiber seien es satt, Millionenbeträge in ihre Häuser zu investieren, während auf den Straßen ringsum das Chaos tobe. Ein Staat, der nicht in der Lage sei, über Jahre vier Kilometer Strandlinie unter Kontrolle zu bringen, habe versagt. „In Deutschland lachen die sich doch tot über uns.“

Hotelbetreiber seien selbst schuld

Palmas Bürgermeister Antoni Noguera weist die Anschuldigungen zurück. Die Hoteliers trügen selbst Schuld an der Misere, zumal sie an den letzten Sitzungen zum Thema Playa de Palma gar nicht erschienen seien, sagt er.

Es wirkt fast so, als werde der Schwarze Peter am Ballermann munter zwischen allen Parteien hin- und hergeschoben. (dpa/alka)