Berlin. Die Adventszeit 2017 ist kurz, weil Heiligabend der vierte Advent ist. Die Kirchen kritisieren, dass deshalb Märkte früher öffnen.
- Die Adventszeit 2017 ist sehr kurz: der vierte Advent ist gleichzeitig Heiligabend
- Eigentlich starten die Weihnachtsmärkte nach den stillen Feiertagen im November
- Die Kirchen kritisieren frühe Starts in diesem Jahr, wollen aber keine Spielverderber sein
Bei Glühwein, Lumumba und Punsch mit Schuss kann man schon mal den Alltag vergessen. Manche Weihnachtsmarktbesucher vergessen bei dem Treiben aber sogar, warum es die Märkte überhaupt gibt.
Die Kirchen in Deutschland kritisieren deshalb, dass bei Weihnachtsmärkten teilweise der Bezug zum christlichen Fest verlorengeht und die Märkte in diesem Jahr außergewöhnlich früh öffnen.
Der Grund dafür, dass einige Städte oder Stadtteile schon im November Weihnachts- und Adventsmärkte eröffnen, ist die kurze Adventszeit von vier Wochen. Heiligabend ist 2017 gleichzeitig der vierte Advent. Um mehr Besucher an die Essensstände und Buden mit Kunsthandwerk zu locken, eröffnen Weihnachtsmärkte deshalb schon vor Totensonntag, dem 26. November. Er ist der letzte Sonntag vor dem ersten Advent.
Was die Kirchen zum Frühstart der Weihnachtsmärkte sagt
Bei einer Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) bedauerten die Landeskirchen die Kommerzialisierung des Festes und riefen zugleich zur Einhaltung der „stillen“ Zeit auf, die dem Erinnern an Kriege und an die Toten in Familie und Freundeskreis gewidmet sei.
Für den Frühstart habe man kein Verständnis, hieß es aus der rheinischen Landeskirche in Düsseldorf. „Es ist in den Augen der Kirche ein Ärgernis, dass in manchen Kommunen der Bezug zum eigentlichen Anlass zugunsten rein kommerzieller Interessen verloren gegangen ist“, sagte ein Sprecher.
Die Lindauer Hafenweihnacht, Märkte in Düsseldorf, Dortmund und Essen, „Santa Pauli“ auf dem Hamburger Kiez und der „Wandsbeker Winterzauber“ eröffnen schon vor dem ersten Advent. Schon seit längerem haben zahlreiche Weihnachtsmärkte auch bis ins neue Jahr hinein geöffnet.
Katholische Kirche will nicht Spielverderber sein
In der katholischen Kirche scheint es generell Verständnis für Weihnachtsmärkte zu geben – allerdings unter bestimmten Voraussetzungen. „Wir finden es gut, wenn in der Öffentlichkeit bewusst Zeichen für das Weihnachtsfest gesetzt werden, die sich am eigentlichen Sinn des Festes orientieren.“, sagt eine Sprecherin des Erzbistums Köln gegenüber unserer Redaktion. Im Ruhrbistum hat in den vergangenen Jahren ein Vertreter des Ruhrbistums Teile der Dekoration auf einem der Märkte in Essen ausgesucht.
So werde auch bei eher wirtschaftlicher Ausrichtung eines Marktes der Fokus auf das eigentlich Fest gelegt. „Es ist nicht unsere Absicht als Spielverderber dazustehen“, sagt ein Bistumssprecher. Kritisch werde es allerdings, „wenn etwa ein St. Martinsfest in Licherfest umbenannt“ werde. Dann sei die Identifikation mit dem eigentlichen Fest nicht mehr gegeben.
Berlin geht bei Weihnachtsmärkten einen anderen Weg
Während etwa auf St.Pauli und in der Münchner Residenz der Weihnachtsmarkt-Trubel bereits in der Woche vor dem Ewigkeitssonntag beginnt, scheint Berlin – zumindest teilweise – einen anderen Weg zu gehen.
In der Bundeshauptstadt starten Kirchen und Handel gemeinsam in die Adventszeit: Am 27. November werden die Bischöfe Markus Dröge (evangelisch) und Heiner Koch (katholisch) sowie der Präsident Handelsverbandes Berlin-Brandenburg (HBB), Björn Fromm, in der Mall of Berlin symbolisch die Weihnachtsbeleuchtung einschalten. Am gleichen Tag öffnen dort die ersten Weihnachtsmärkte.
Haus mit 110 Weihnachtsbäumen geschmückt
Doch nicht überall in Berlin siegt Frömmigkeit über Kommerz. Der Potsdamer Platz hat sich bereits in die „Winterwelt“ verwandelt. Im Vordergrund stehen bis zur Eröffnung des dortigen Weihnachtsmarktes zwar erst einmal Rodeln und Schlittschuhlaufen, doch sind auch hier bereits vor Beginn der Adventszeit Händler mit weihnachtlichen Produkten unterwegs. Immerhin bleibt die Winterwelt am 19. November (Volkstrauertag) und am 26. November (Totensonntag) geschlossen.
Dass es auch mit kürzeren Laufzeiten geht, zeigen etwa Erfurt und Dresden. In der thüringischen Landeshaupt, deren Weihnachtsmarkt mit zwei Millionen Gästen zu den beliebtesten in Deutschland gehört, beginnt der Markt erst am 28. November, auch wenn dann sechs Tage weniger Zeit für Besuche an Glühwein- und Lebkurchenbuden sind. Der Dresdner Striezelmarkt beginnt erst in der Woche nach dem Totensonntag. (mit Material von epd)